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Tod von Sweet Mister

Tod von Sweet Mister

Titel: Tod von Sweet Mister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Woodrell
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Mann.«
    »Gut zu wissen.«
    »Wir haben uns wirklich Sorgen gemacht.«
    »Sich Sorgen zu machen ist nicht so schlimm.«
    »Gibt Schlimmeres, stimmt schon. Ich hab deinen traurigen Hintern vermisst, Mann. Ehrlich.«
    »Ach, echt. Meinen Hintern, hm? Also, wie heißt du noch mal gleich?«
    »Igitt. Igitt. Jetzt lass mich mal in Ruhe dein schlimmes Bein anschauen.«
    Ich gab den beiden ein Bier. Granny und Glenda schreckten auf der Decke hoch und rutschten näher an den Baum. Dort zündeten sie sich Zigaretten an. Die Hühner beruhigten sich schnell, gurrten wieder herum und pickten in der Erde. Reds Stiefel, die aus dem Fenster des Mercury ragten, rührten sich ein wenig.
    »Er humpelt«, erklärte ich. »Aber nicht sehr.«
    »Himmel«, sagte Basil. Er kniete sich hin, hielt eine Hand über den Fleischkrater, rührte ihn aber nicht an. »Himmel! O Mann – was zum Henker hat dich denn da erwischt?«
    Aus dem Schlachtschiff kam ein Geräusch, Red räusperte sich. Irgendwo im Wald krächzten in der Nähe ein paar Krähen anderen Krähen aufgeregt was vom kommenden Sonnenuntergang zu, und die krächzten dann weitere Neuigkeiten zurück. Ein fetter Brocken Rotz flog aus dem hinteren Fenster und landete laut auf der Erde. Die langen Schatten neben dem winzigen Haus hatten sich mit anderen Schatten vermischt, hatten sich darin verloren und waren nur noch Teil der allgemein hereinbrechenden Dunkelheit.
    »Das ist die Gelegenheit, Ma, sag’s ihm.«
    Wenn Carl Ma sagte, meinte er Granny. Granny schwoll sichtlich an vor Zufriedenheit und Freude, dass er ihr die Geschichte überließ. Sie blies sich ein wenig auf, wurde größer. Sie hielt eine lange Zigarette zwischen den Fingern und benutzte sie dazu, während des Sprechens auf bestimmte Stellen von Carls Bein zu zeigen.
    »Also«, fing sie an, »das Ganze war im Buschland. Sie steckten im Gebüsch auf irgendeinem Berg, der nummeriert war, und die Hitze da drüben ist gewaltig und ging den Jungs ziemlich auf den Senkel. Carl hat sich nach diesem anderen Burschen umgedreht – wie hieß er noch gleich?«
    »Detratto.«
    »Ja, genau. Detratto. Ein Spaghetti. Also, Carl dreht sich zu ihm um und fragt: ›Detratto, hast du ’n paar Salztabletten?‹ Dann gibt’s ein lautes, langes Geräusch, aber das hat er kaum kommen hören. Vielleicht hat er es auch gar nicht gehört, sondern nur später gemeint, er hätte. Er ist sich immer noch nicht sicher, ob er es gehört hat, aber die Hitze und das Buschland sind Tatsache, und dann waren da noch das Ungeziefer und all der Dreck. Er dreht sich also um und fragt den Spaghetti nach dem Salz, und statt eine Antwort zu kriegen, wacht er auf einem Schiff im Meer auf. Ein Schiff mit einem Krankenhaus drauf, ein Krankenhaus wie auf dem Land. Nur auf einem Schiff. Wie hast du deine Hose genannt?«
    »Feldkleidung.«
    Glenda nahm ihre Thermoskanne und goss sich eine ganze Tasse ein. Reds Gesicht tauchte im Fenster auf, er beugte sich vor, um zuzuhören.
    »Ich bleibe bei Hose. Seine Hose hat Feuer gefangen, als die Bombe gefallen war. Das Feuer hat das hier angerichtet und das hier. Er war bewusstlos, deshalb hat er auch nichts vom Feuer gemerkt, da noch nicht. Die Explosion hat ihm hier das Fleisch vom Bein gerissen und das Loch hinterlassen. Seht ihr, wie tief es ist? Fasst mal an. Von dem Fleisch haben sie nichts gefunden – richtig, Sohn?«
    »Ich schätze, da hat auch keiner nach gesucht, Ma.«
    »O Mann«, sagte Basil. »Aber du kannst doch laufen, oder?«
    »Er kann ganz gut laufen«, antwortete ich, »humpelt nur etwas. Der Arzt meint, das wird mit der Zeit weniger.«
    Die Wagentür ging auf, Red stieg aus und verpasste sich ein paar Ohrfeigen, um wach zu werden. Er stellte sich hinter Carl. Seine Anwesenheit veränderte sofort alles, so wie ein brennendes Streichholz plötzlich alles in einem Heuschober verändert.
    »Und was ist aus dem Spaghettifresser geworden?« fragte er. »Wie ist der da rausgekommen?«
    »Schlechter.«
    »Hm. Ich wusste doch, dass du ein Glückspilz bist.« Dann kauerte sich Red tatsächlich hin, umarmte Carl und drückte ihn länger, als ich jemals gedacht hätte, dass er überhaupt jemanden drücken konnte. Seine kräftigen Arme packten richtig zu. »Auf was für Medikamenten bist du?«
    »Pillen.«
    »Was für welche?«
    »Drei verschiedene.«
    »Hoch dosiert?«
    »Hoch dosiert, aber nicht genug.«
    »Verstehe«, sagte Basil.
    Red rubbelte Carl die Haare, bis sie ganz flach gedrückt waren.
    »Du musst aus

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