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Tod von Sweet Mister

Tod von Sweet Mister

Titel: Tod von Sweet Mister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Woodrell
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anders macht, sich aber immer noch eine Kirche nennt.«
    »Ich bin nach Hause gegangen«, sagte Glenda. »Hierher.«
    »Wo lang jetzt?«
    »Sie können hier irgendwo halten. Wir wohnen in dem Haus auf dem Friedhof. Sie bleiben nur in der Zufahrt stecken, wenn Sie weiter vorfahren.«
    Ich stieg aus, stand da und berührte das Auto.
    Glenda hatte einen Fuß im Wagen und einen im Schlamm.
    »Vielen Dank, Jimmy Vin.«
    »Kein Problem, Ma’am.«
    Er reichte ihr ein Stück weißes Papier.
    »Wenn ihr mal ein kostenloses Steak essen möchtet, dann verköstige ich euch gern im Echo Club. Ruft mich unter dieser Nummer da an, jederzeit. Die Küche schließt um neun, also versucht, vorher zu kommen.«
    »Okay«, sagte Glenda, »vielleicht machen wir das.«
    Er winkte zum Abschied und fuhr davon. Dieses Wunder von einem Auto sorgte dafür, dass die Straße sich ordentlich hinsetzte, sich das Gesicht abwischte und blinzelte.
    »Mein Gott, da fährt ein wirklich netter Mann«, sagte Glenda. »Findest du nicht? Hast du die Uhr gesehen?«
    »Ziemlich nett. Aber Glenda, dieser Mann sollte sein Gesicht nie, nie wieder hier sehen lassen.«
    Sie stampfte mehrmals mit dem Fuß im Schlamm auf und spritzte braune Tropfen umher. Eine Minute lang tat sie so, als sei ich gar nicht da. Sie starrte zum Haus hinüber. Sie starrte zum Haus und spritzte Schlamm auf, der ihre eigenen Beine dreckig machte.
    »Er ist so verdammt hassenswert«, sagte sie.

DIE SONNE TAUCHTE WIEDER AUF , das Gras wuchs schnell, ich hatte Arbeit. Die Sonne schien ein paar Tage lang, und nach all dem Sturmwasser, das auf das Gras niedergegangen war, schien es bald fast überzuquellen, wie der Schaum auf einem Root Beer. Die Farbe dieser Schaumkrone war allerdings ein kräftiges Sommergrün.
    Glenda half mit, sie versuchte zumindest auf jene Art zu helfen, die sie für hilfreich hielt. Sie hob Zweige auf und warf sie auf einen Haufen. Sie schnippelte ein wenig an den schmalen Graskanten entlang, die der Mäher nicht erwischte, rutschte dabei auf ihren Knien umher und summte. Sie fand drei Münzen, zusammen elf Cent. Ab und zu holte sie etwas zu trinken aus dem Haus.
    Manchmal lief sie gedankenverloren vor den Mäher und ich musste rufen, sie solle weggehen.
    »Glenda, ich schaff das auch allein.«
    »Nein, nein, Schätzchen – ich möchte helfen.«
    »Aber ich habe meine eigene Reihenfolge, wie ich das erledige.«
    »Na ja, aber ich kann etwas Bewegung gut brauchen. Ich will diesen kleinen Ansatz am Bauch wegarbeiten. Siehst du das?«
    »Da ist kein Ansatz.«
    »Nicht mehr, seit ich dir helfe, Schätzchen. In dieser Hitze zu arbeiten trainiert jeden Fettansatz weg. All das Hinkauern und Aufstehen. Ich möchte wieder gut aussehen.«
    Der erste der von mir beklauten Kranken wurde an einem dieser schönen hellen Tage beerdigt. Es war der Junge mit der nebelfarbenen Haut und dem fast kahlen Kopf. Er wurde in einem Grab im alten Teil des Friedhofs beerdigt, in einer großen Familiengruft. Die eingravierten Daten darauf gingen ein Jahrhundert weit zurück. In diesem Teil des Friedhofs hatte ich schon oft die Fingerhirse mit dem Spaten ausgestochen. Der Stein, den sie neu dazustellten, war irgendwie glänzend braun, mit einem Schnörkel obendrauf, wie eingerolltes Papier. Die Zahlen, die in den Stein gemeißelt worden waren, verrieten, dass der Junge nur fast neunzehn geworden war. Die Trauergäste am Grab drängten sich den Hügel hinauf, in einem Kreisschatten, den eine Reihe von Kiefern warf. Trauergesellschaften rochen immer wie die Parfüms von alten Frauen, wie exotische Blüten, vermischt mit dem Duft der vielen Blumensträuße, die die Leute in Händen hielten, bis es an der Zeit war, sie auf den Haufen frischer Erde zu legen. Während die Blumen abgelegt wurden, sang jemand etwas Kirchliches, das ich gar nicht mochte.
    »Mir wär lieber, die würden das Singen lassen.«
    »Das ist ein Kirchenlied, Shug.« Glenda klopfte uns Zigaretten aus der Schachtel und machte ihr Feuerzeug an. Der leichte Wind bog die Flamme um, stellte sie auf, bog sie um, stellte sie wieder auf. »Was Religiöses.«
    »Mir wär lieber, die würden das lassen.«
    »Ach, Schätzchen, kannst du dir denn nicht denken, wie die sich dabei fühlen? Einen Jungen zu begraben?«
    Ich blies eine graue Wolke aus, die sich vor meiner Nase schnell auflöste.
    »Glenda, der Junge war einer der Kranken, denen ich die Medikamente geklaut habe.«
    Sie warf mir einen erstaunten Blick zu, die Zigarette im Mund,

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