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Tod von Sweet Mister

Tod von Sweet Mister

Titel: Tod von Sweet Mister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Woodrell
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dann fiel ihr Gesicht irgendwie in sich zusammen, sie machte ein unterdrücktes Geräusch und warf die Kippe zu Boden. Sie ging zusammengesunken zum Haus hinüber, die Hände auf den Ohren, Flüche und Schimpfwörter flogen ihr über die Lippen.
    Die Fliegentür klappte zu.
    Es gab noch ein zweites Lied.

RED BLIEB EINE ZIEMLICHE WEILE fort, bis zu dem Nachmittag, an dem er in einem gelb- und cremefarbenen Pick-up zum Haus gefahren kam, direkt bis an die Hintertreppe, und sagte: »Ich glaub, ich geh mit dem Jungen angeln.«
    Er sprach vom Pick-up aus zu uns; wir saßen auf den Betonstufen im Schatten. Red ließ einen Arm aus dem Fenster baumeln, mit der anderen Hand machte er eine Faust und setzte sein Kinn darauf. Er trug ein ärmelloses weißes T-Shirt mit V-Ausschnitt. Seine kleine Tolle war gut gekämmt und geölt. In seinen Augen war wieder dieser unscharfe Ausdruck.
    »Nein«, entgegnete Glenda. »Ich schätze mal, er interessiert sich nicht fürs Angeln.«
    »Ich bin gekommen, um mit dem Jungen angeln zu gehen.«
    »Er angelt nicht. Er isst noch nicht mal Fisch.«
    »Er soll ihn ja auch nicht essen, du Hexe.«
    Red warf mir diesen festen Blick zu, bei dem ich mich immer so fühlte, als würden sich schon die Würmer im Boden in meine Augäpfel bohren und ins Hirn und ins weiche Fleisch. Dieser Blick warnte einen vor dem schnellen Tod, der ewig währte.
    »Red«, flehte sie, »bitte. Bitte, Red.«
    »Was ist denn los, verdammt? Ich bin doch sein Vater, oder nicht? Soll denn ein Vater seinem Jungen nicht das Angeln und solche Sachen beibringen? Und da ich der Vater von Morris bin, bleibt das wohl an mir hängen. Oder? Siehst du das anders?«
    »Das ist doch Blödsinn«, entgegnete sie. »Ich hab noch nie gesehen, dass du dich fürs Angeln interessierst – wieso ausgerechnet jetzt?«
    »Hörst du wohl endlich auf? Hör auf, dich zwischen einen Vater und seinen Jungen zu stellen.«
    Ich fragte mich, wo der Pick-up wohl herkam. Der Motor grummelte grob im Takt, eins, zwei, drei, vier, und auf der Ladefläche lag stinkendes Stroh um eine Sperrholzhundehütte, aber ohne Hund. Auf dem Stroh stand eine weiße Kühlbox.
    »Es ist besser, wenn ich einfach mitgehe.«
    »Warum holen wir die ab?«
    »Sie kommt mit.«
    »Wozu?«
    »Sie hat die Angeln, kapiert?«
    An dem Tag herrschte die größte Sommerhitze. Die Menschen bewegten sich langsamer. Hunde krochen unter die Veranden und wollten nichts fangen. Die Menschen maulten jeden an, der ihnen in die Ventilatorbrise kam. Der Teer auf den Straßen warf Blasen wie schwarze Pfannkuchen kurz vor dem Wenden. Alles, was schon normalerweise nicht gut roch, stank entsetzlich.
    »Wann ist dein Termin beim Jugendgericht?«
    »Weiß nicht. Aber nicht mehr lange hin.«
    Patty winkte nicht, als wir anhielten. Sie ließ ihre Zigarette zu Boden fallen und trat sie aus, dann fuhr sie herum und griff sich einen braunen Sack. Die Haare hatte sie offen, sie reichten ihr fast bis zum Hintern. Sie trug eine Jeans und eine orangene Bluse mit grünen Blättern irgendeines Strandbaums drauf, dazu Turnschuhe, die nicht zerschlissener hätten sein können.
    Red ging zu ihr hin und gab ihr einen Kuss. Er traf aber nur ihre Wange, weil sie den Kopf wegdrehte.
    »Na, dann schmoll doch, Prinzessin. Kommst du oder nicht?«
    »Du bist spät dran.«
    »Und warum zum Henker machst du dir die Mühe, mir das zu sagen?«
    Ich stieg aus, damit Patty durchrutschen konnte. Red warf einen Armvoll Sachen klappernd auf die Ladefläche. Der Sack, den Patty dabeihatte, roch nach Essen. Sie setzte sich in die Mitte der Kabine, die Beine links und rechts vom Schaltknüppel. Bis wir an die Stadtgrenze kamen, war ihre linke Hand zu Reds Nacken hinaufgekrochen, und ihre Finger kitzelten ihn rund um den kleinen Entenschwanz.
    Ein paar Meilen weiter sagte sie: »Du bist mir noch gar nicht vorgestellt worden, junger Mann.«
    »Das werde ich auch nicht.«
    »Willst du eine blutige Nase, Fettsack?« fragte Red. »Du sagst jetzt Hallo und nennst ihr deinen Namen.«
    Die Wälder wurden dichter. Sie ließen einen nicht viel mehr sehen als das, was direkt an der Straße lag, und nur ein kleines Stück voraus und zurück.
    »Hallo. Shuggie.«
    »Okay. Das ist okay, Red. Er hat’s gesagt. Kannst mich einfach Patty nennen.«
    Die Straße war grau, aber wie von der Sonne poliert, sie schlängelte sich durch dichte, mürrische Wälder, lang gezogene Hügel hinauf und dann entlang einer Höhenlinie, unter der weit in der Tiefe ein

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