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Tod von Sweet Mister

Tod von Sweet Mister

Titel: Tod von Sweet Mister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Woodrell
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Gedärmen rechnete, sondern mit eimerweise Würmern.
    Da waren aber keine Würmer.
    Ich konnte sehen, dass meine Klinge verbogen war.
    Am Rand einer bröseligen Erdkante lebten nun mal keine Würmer.
    »Mist«, sagte Red. Er warf das Messer auf die Steine, von wo ich es selbst aufheben sollte. »Scheiß drauf, zu viel Arbeit.«
    »Ein Stück weiter«, meinte Patty. »In der guten Erde.«
    »Willst du sie vielleicht selbst ausbuddeln?« Red ging zu dem braunen Sack voller Picknickessen. Er ließ eine Hand hineinfallen und suchte darin herum. »Was ist denn da zu essen drin?«
    »Burger. Selbstgemacht.«
    Als er die Hand aus dem Sack zog, hielt sie ein Stück Burger fest. Es war fast so groß wie eine Walnuss. Er schnappte sich eine Angel, suchte daran entlang nach dem Haken und bohrte ihn dann in das Fleischstück.
    Patty platzte heraus: »Ich will den Fisch gar nicht erst kennenlernen, der so was frisst.«
    »Wenn du vorhast, dich über mich lustig zu machen, dann solltest du verdammt sicher sein, dass ich es nicht höre.«
    Keine der Angelspulen funktionierte. Red trug den Haken dorthin, wo der Schwimmer an der Leine hing. Er hielt Haken und Schwimmer in der Hand, trat ans Wasser, warf beides hinaus auf den Fluss; die Leine flatterte hinterher. Das Ganze landete fast in der Flussmitte. Der Schwimmer schien auf der schnellen Strömung davonzueilen. Doch dann drückte sie ihn vielleicht sechs Meter von uns entfernt wieder ans Ufer zurück.
    »Die haben mich einkassiert und acht Stunden dabehalten, Junge«, sagte Red. »Die würden mir den Scheiß liebend gern anhängen. Zu gern.«
    Wir sahen zu, wie der Schwimmer nutzlos im flachen Wasser des Steinufers trieb. »Also, Shug, du würdest doch nie, na, du weißt schon, deinen alten Dad … Red verpfeifen. Du würdest doch den alten Red nicht verpfeifen, oder?«
    »Hab ich nicht.«
    »Niemals, meine ich.«
    »Als ob ich das nicht wüsste.«
    »Das solltest du auch.«
    Der Schwimmer blieb, wo er war, er pochte langsam und sacht gegen die Steine im flachen Wasser. Wir aßen und tranken, der Schwimmer rührte sich nicht von der Stelle. Patty sprach von Leuten aus dem Krankenhaus, die sie nicht leiden konnte, und Red sagte immer nur: »Ja? Ach, ja? Solche Mistkerle.« Die Burger waren okay, mit Käse. Ich nahm mir ein Bier aus der Kühlkiste, die Sorte mit dem Fuchsgesicht vorne drauf. Die beiden tranken ein paar mehr. Schon bald fingen sie an, sich zu umarmen und abzuschlecken.
    »He, Tonne«, sagte Red, »warum bewegst du deinen Hintern nicht mal ins Wasser? Tut dir bestimmt gut.«
    Der Fluss war nicht sehr breit, aber ich konnte den Grund nicht bis zur anderen Seite sehen. An den tiefen Stellen kräuselte sich das Wasser nicht so. Es schien sauber zu sein und hatte es offenbar ziemlich eilig.
    »Ich kann nicht schwimmen.«
    »Du kannst was nicht? Du kannst nicht schwimmen? Kein bisschen?«
    »Ich kann mich nicht mal treiben lassen.«
    Red beugte sich zur Seite, als wollte er nachdenken, und vielleicht tat er das auch. Dann nickte er.
    »Dann geh nicht so weit raus. So tief kann es nicht sein.«
    »Außerdem habe ich gerade gegessen.«
    »Ich behalt dich im Auge.«
    »Sagt man denn nicht, dass man nach dem Essen …«
    »Na los, ab in den Fluss mit dir, Fettsack. Wirbel mal ’n bisschen Sand auf.« Patty wollte etwas sagen, doch er warf ihr nur kurz einen Blick zu, der ihr ganz schnell den Mund stopfte. »Geh schon! Geh endlich.«
    Die Felswände warfen einen Schatten, der die gegenüberliegende Seite des Flusses dunkler färbte. Ab und zu kamen Fische oder so was vorbei und suchten auf dem steinigen Boden nach Essbarem. Das Wasser klang wie eine Gruppe von Frauen, die mir nicht wehtun würden. Es war, als würde ich ihrem Gespräch lauschen. Ich ging auf die Stimmen zu, bis meine Knie im Wasser waren, dann noch ein kleines Stückchen weiter und dann noch weiter.
    Der Fluss wurde von Quellen aus der Erde gespeist. Das Wasser war sehr, sehr alt, und es war kalt. Erst kam es mir zu kalt vor, doch dann war es gar nicht mehr so schlimm, und dann war es großartig. Ich setzte mich im Schneidersitz auf den Kiesboden, sodass mir das Wasser bis knapp unter das Kinn reichte.
    Als ich zum Picknickplatz rüberschaute, waren sie nicht mehr da. Sie hatten sich neben dem Pick-up stehend ineinander verknäult. Eine Wagentür war offen. Patty trat rückwärts durch die Tür, während Red die ganze Zeit mit ihr beschäftigt war. Er wuchtete sie auf den Sitz, sie legte sich auf den Rücken.

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