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Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman

Titel: Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Verlauf und die Priorität der Ermittlungen
     selbst. Er war sich meiner beeindruckenden akademischen Karriere bewusst, ließ sich davon allerdings nicht einschüchtern.
     Vielleicht hatte Colonel Willie Theal gewusst, dass Nagel für mich der einzige Mentor war, für den meine Vergangenheit keine
     Bedrohung darstellte. Er war sich seiner Ansichten und Methoden vollkommen sicher.
    Bei der Lösung von Kriminalfällen lag er mit seinem erstaunlichen |417| Instinkt und Gefühl manchmal bemerkenswert richtig — und manchmal lieferten meine seitenlangen Anmerkungen, meine präzisen
     Notizen, mein endloses Studium der Details, meine psychologische Methodologie, was die Amerikaner mittlerweile prätentiös
     als forensische Kriminologie bezeichnen, den endgültigen Beweis. Nur damit Nagel dann sagen konnte: »Die Glücksgöttin hat
     dir mal wieder auf deine verdammte Veranda geschissen.«
    Bereits nach wenigen Monaten waren wir das Ermittlerteam, über das alle sprachen — das erste Team, diejenigen, die gerufen
     wurden, wenn andere nicht mehr weiterkamen. Nagel aber war der unbestrittene Führer, der Sprecher. Und ich wieder einmal der
     Assistent, der Auszubildende, der Tonto des Lone Ranger, der Sancho Pansa des Don Quichotte. Und ich hatte nichts dagegen,
     denn Nagel war meine Eintrittskarte ins Morddezernat, er sorgte dafür, dass ich von den anderen akzeptiert wurde. Durch seine
     oft geäußerten abfälligen Ansichten erschien den anderen meine Doktorarbeit als ein zufällig entstandenes Stück Papier, seine
     unablässigen Spottreden verliehen meinen Notizen und Aufzeichnungen einen exzentrischen und dadurch akzeptablen Anstrich.
    Ich wurde daher von meinen Kollegen ebenso respektiert wie an der Universität.
    Und welches Rauschmittel kann die Droge des positiven Feedbacks sein. Es genügte vollkommen, damit ich mein neues Leben und
     das, was aus mir geworden war, akzeptieren und genießen konnte.
    Ich kann nicht behaupten, dass ich bewusst glücklich gewesen wäre, aber ich war auch nicht unglücklich, und in diesem Leben
     war das doch immerhin was.
    |418| Mein Status als Akademiker rief viel Neid bei meinen Kollegen hervor, und dennoch blieb der eine Wunsch — der Wunsch, die
     Eine kennen zu lernen, mich zu verlieben, total und unwiderruflich.
    Ich sehnte mich danach. Wünschte mir nichts mehr.
    Doch man muss sehr vorsichtig sein mit seinen Wünschen.

|419| 45
    Kurz nach sechs Uhr morgens fuhren er und Hope in ihr Büro. Er blickte wiederholt in den Rückspiegel, sah aber nur die Lichter
     der anderen Fahrzeuge, die in der Dunkelheit nicht zu identifizieren waren.
    »Was, glauben Sie, wird er unternehmen, wenn er die
Burger -
Story zu Gesicht bekommt?«
    »Schlebusch?«
    »Ja.«
    Er dachte nach. »Es war nicht besonders clever von ihm, sich auf der N7 blicken zu lassen. Es fehlt ihm die Geduld. Er ist
     ein Macher, er denkt zu wenig nach. Die richtige Vorgehensweise wäre gewesen, sich still zu verhalten, sich aus der Schusslinie
     zu bringen, vielleicht sogar das Land zu verlassen, bis Gras über die Sache gewachsen ist. Warum hat er das nicht getan? Weil
     er nicht den Drang unterdrücken kann, zurückzuschlagen? Weil er darauf konditioniert ist, seine Probleme mit Gewalt zu lösen?«
    »Ahh«, antwortete sie, »also der Zatopek van Heerden der armen Leute?«
    Leichter Spott lag in ihrer Stimme, sie wollte ihn nur ein wenig aufziehen, dennoch ärgerte ihn der Vergleich. »Wenn er über
     alle Maßen dämlich ist, dann knallt er um sich. Aber wenn er überleben will, dann lässt er sich auf Verhandlungen ein.«
    |420| »Werden Sie irgendwann wieder zur Polizei zurückkehren?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Und zur Universität?« Sie ließ nicht locker.
    »Das weiß ich nicht.«
    Dann schwieg sie, und als sie die Ratanga-Kreuzung auf der N1 passierten, sagte er: »Eines Tages werde ich mir vielleicht
     was anderes suchen müssen. Vielleicht kann ich weder zur Polizei noch zur Universität zurück.« Und dann sah er wieder in den
     Rückspiegel.
    Vor dem Bürogebäude hielt er die Heckler & Koch unter seine Windjacke, bis Hope die Türen aufgeschlossen hatte. Während Hope
     Kaffee kochen ging, schritt er direkt in den kleinen Raum mit dem Telefon, legte seinen Notizblock und Stift bereit und setzte
     sich.
    Notizpapier und Waffen. Er hatte Ersteres immer vorgezogen.
    Hope erschien mit zwei Tassen. »Werden wieder die Verrückten anrufen?«
    »Das tun sie immer.«
    »Warum machen die Menschen

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