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Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman

Titel: Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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das?«
    »Weil die Welt voller Leid ist, Hope. Wir tun uns Sachen an …«
    Sie saß ihm gegenüber, ihr Gesicht war weich, sie sah ihn an, ihr Blick schweifte über sein Gesicht, dann fragte sie ihn leise:
     »Und was tun wir uns an?«
    Das Telefon klingelte, der erste Anruf an diesem Morgen.
    »Hallo.«
    »Ist das die Nummer für diesen Schlebusch?«
    »Das ist richtig.«
    |421| »Ich möchte anonym bleiben.«
    »Sicherlich, Sir.«
    »Ich glaube, ich bin einer seiner Nachbarn.«
    »Oh?«
    »Er wohnt auf einem kleinen Grundstück, hier in Hout Bay.«
    »Wissen Sie, welchen Wagen er fährt?«
    »Einen großen weißen Pick-up. Ich glaube, einen alten Chevrolet.«
    »Ja«, erwiderte er; sein Herzschlag beschleunigte sich. Er beugte sich vor, den Stift bereits auf das Papier gesetzt. Hope
     hörte es seiner Stimme an, stellte ihre Kaffeetasse ab, wartete gespannt. »Können Sie mir sagen, wo sich das Grundstück befindet?«
    »Kennen Sie Huggies Tierfarm?«
    »Nein.«
    »Das ist ein Streichelzoo für Kinder. Sie wissen schon, da können die Kinder aus der Stadt Lämmer und Milchkühe streicheln
     und auf Ponys reiten.«
    »Aha.«
    »Dieser Schlebusch wohnt gleich nebenan, alles ziemlich runtergekommen, Parzelle siebenundvierzig, das ist an der Constantia
     Neck Road, die Abzweigung ist kurz vor dem örtlichen Kindergarten.«
    »Und Sie sind sich sicher mit dem Wagen?«
    »O ja, er steht gerade vor seinem Haus.«
    »Jetzt?«
    »Ja, ich kann ihn doch sehen.«
    »Und Sie wollen wirklich anonym bleiben?«
    Ein Klicken war zu hören, dann war die Leitung tot. Er saß |422| da mit dem Hörer in der Hand, Adrenalin schoss ihm durch den Körper, dann sagte er: »Hope, ich würde mir gern Ihren Wagen
     und Ihr Handy leihen«, stand auf und nahm die Maschinenpistole.
    »Ein kleines Grundstück«, sagte sie.
    »In Hout Bay.« Er sah auf die Uhr. »Wir können ihn noch im Bett erwischen. Falls er kein Frühaufsteher ist.«
    »Sie können nicht allein hin.«
    »Deshalb brauche ich das Handy. Ich möchte Tiny anrufen. Sobald ich mich vergewissert habe, dass es sich nicht um einen falschen
     Alarm handelt.«
    »Kommen Sie«, sagte sie, schritt vor ihm durch den Gang in ihr Büro und kramte in ihrer Handtasche nach den Autoschlüsseln
     und dem Handy.
    »Sie müssen das Telefon besetzen, solange ich weg bin.«
    »Ich …«, begann sie widerwillig.
    »Es könnte falscher Alarm sein. Jemand muss hier bleiben.«
    Sie nickte. »Seien Sie vorsichtig.«
     
    Der Verkehr stadteinwärts war bereits frustrierend zähflüssig, er aber fuhr in die andere Richtung, schaltete durch die Gänge,
     trat aufs Gaspedal, beanspruchte den BMW und fragte sich, ob Hope den Wagen jemals wirklich ausfuhr. De Waal Drive, es war
     noch dunkel, der verdammte Winter, an der Universität vorbei und dem Botanischen Garten, auf die Constantia Neck, runter nach
     Hout Bay. Vage erinnerte er sich an den Kindergarten, fuhr daran vorbei, musste umkehren. Er war leicht nervös, musste tief
     durchatmen, entdeckte die große Tafel mit der Aufschrift »Huggies Farm« |423| mit comicähnlichen Zeichnungen von Kindern und Haustieren, bemerkte, dass es langsam hell wurde, ein bewölkter Morgen, und
     dann hielt er an, die Heckler & Koch, das Handy in der Tasche, sah zum ausgebleichten Holzschild, auf dem »Siebenundvierzig«
     ausgeschrieben stand, der Schotterweg bog hier ab, viele Bäume, wenig Licht. Er schritt über den Weg, unter seinen Turnschuhen
     knirschte der Schotter, er legte den Riemen der Maschinenpistole über die Schulter, sein Herz klopfte, verdammter Feigling.
     Hope hatte gesagt,
und was tun wir uns an?,
komischer Zeitpunkt, jetzt darüber nachzudenken. Er sah ein Licht unten, konnte das Haus sehen, dann plötzlich den Pick-up,
     als er um die Ecke joggte, nur die Umrisse in der grauen Morgendämmerung. Er kauerte hinter einem Baum, atmete schwer, alles
     war ruhig dort vorn, nur eine Lampe über der Eingangstür, das laute Zwitschern der Vögel am frühen Morgen. Er kniff die Augen
     zusammen, es war der Pick-up, es war sein Pickup, nahm das Handy aus der Tasche, drückte die Nummer, wartete.
    »Joan van Heerden.«
    »Ma, ich muss mit Tiny Mpayipheli sprechen.« Anspannung in seiner geflüsterten Stimme.
    »Was ist los, Zet?« Beunruhigt.
    »Ma, hol einfach Tiny, bitte.«
    »Er schläft noch, ich hol Billy.« Und dann war sie fort, er fluchte, er wollte nicht mit September reden, er brauchte den
     großen Scharfschützen.
    »Yo?«
    »Billy, wecken Sie Tiny

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