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Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman

Titel: Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Wasserkocher
     an.
    Fünfzehn Jahre später starb Jan Smit, der ehemals als X bekannt gewesen war. Finis. Amerikanisches Sturmgewehr, ein Schuss,
     wie bei einer Exekution, in den Hinterkopf.
    War der ehemalige Besitzer der Dollar zurückgekehrt? Ein erneuter Versuch, die kleinen weißen Päckchen zu verkaufen — was
     war schief gelaufen?
    Setz die kleinen Mosaiksteinchen zusammen, van Heerden. Mach dir ein Bild im Kopf, entwickle eine Story, strick eine Theorie.
     Pass sie jedem neuen Fragment an. Stell Spekulationen an.
    |116| Nagel.
    Im Pastatopf kochte das Wasser. Zünde das Gas an. Warte, bis es erneut aufkocht. Die Spaghetti sind fertig. Zerteile die Butter.
     Schneide die Zitrone in Hälften. Reib den Parmesan. Fertig.
    Jan Smit, allein zu Haus. Es klopft an der Tür? Er öffnet. »Hallo, X, schon lang nicht mehr gesehen. Ich bin gekommen, um
     mit dir ein wenig über meine Dollar zu plaudern.«
    Er hörte etwas, trotz der Musik.
    Ein Klopfen an der Tür.
    Seine Mutter klopfte nicht. Sie kam einfach rein.
    Er ging zur Tür, öffnete sie.
    Hope Beneke.
    »Dachte, ich schau mal vorbei. Ich wohne in Milnerton.« Die ersten nervösen Windschauer der Kaltfront bliesen ihr kurzes Haar
     in alle Richtungen. In der Hand eine Aktentasche.
    »Kommen Sie rein«, sagte er.
    Er wollte sie nicht bei sich zu Hause haben.
    »Es wird regnen«, sagte sie, als er die Tür hinter ihr schloss.
    »Ja«, antwortete er. Er fühlte sich nicht wohl, es kam sonst niemand hierher außer seiner Mutter. Er stellte die Lautstärke
     der Musik leiser.
    »Meine Güte, was riecht hier so köstlich?«, fragte sie, stellte die Aktentasche auf den Boden und öffnete sie.
    Er sagte nichts.
    Sie nahm Dokumente heraus und sah zum Gasherd. »Ich wusste nicht, dass Sie kochen können.«
    »Ist nur Pasta.«
    |117| »Es riecht überhaupt nicht nach ›nur Pasta‹.« Es lag etwas in ihrer Stimme …
    »Woher wussten Sie, wo ich wohne?«
    »Ich habe Kemp angerufen. Ich habe erst hier angerufen, aber es ging niemand ran.«
    Mitgefühl in ihrer Stimme, eine Geduld, die bislang nicht vorhanden gewesen war. Das kam ihm bekannt vor. Die Reaktion von
     Menschen, die es
wussten,
die den öffentlichen Teil von van Heerdens Geschichte kannten. Kemp. Kemp hatte es ihr erzählt. Scheiß Kemp, der nichts für
     sich behalten konnte. Er brauchte ihr Mitgefühl nicht.
    Kemp, sogar Kemp lag völlig falsch, und jetzt auch sie.
    Sie reichte ihm die Blätter. »Marie sagt, Sie wollten wissen, ob die Gebäude mit Hypotheken belastet waren.«
    »Ja.« Er spürte, wie unwohl ihm war, dass sie sich im Stehen unterhielten. Er wollte nicht, dass sie sich setzte. Er wollte,
     dass sie ging.
    »Sieht nicht so aus. Das sind die Notaranderkonten und die Formschreiben, die Notare versenden, wenn Immobilien auf einen
     neuen Eigentümer übertragen werden. Um zu bestätigen, dass die Grundbucheintragung vorgenommen wurde. Wären Hypotheken aufgenommen
     worden, wären sie im Notaranderkonto verzeichnet. Dort würden Sie die noch ausstehenden Beträge finden oder einen eventuellen
     Überschuss, falls die Darlehenssumme höher war als der Kaufpreis.«
    Er starrte die Dokumente an. Er verstand nur die Hälfte.
    »Aber von alldem finden Sie hier nichts.«
    »Deshalb, denke ich, gab es keine Hypotheken.«
    »Aha.«
    |118| Er sah sich die Auszüge der Notaranderkonten an. Der Kaufpreis belief sich auf 43 000 Rand für das Geschäftsgebäude, 52 000
     Rand für das Wohnhaus.
    Das Wasser im Topf kochte mit einer zischenden Explosion über. Er drehte die Flamme niedriger.
    »Es ist wohl jetzt nicht der rechte Zeitpunkt«, sagte sie. »Wahrscheinlich erwarten Sie Gäste.«
    »Nein«, sagte er.
    Ja.
Er hätte »ja« sagen sollen.
    »Haben Sie etwas über den Personalausweis herausgefunden?«
    Er stand im Niemandsland seiner Küche, Hope unbehaglich zwischen den Stühlen.
    Scheiße
.
    »Sie müssen sich setzen«, sagte er.
    Sie nickte, setzte ein schmales Lächeln auf, strich ihren Rock glatt, setzte sich auf den grauen Sessel mit den durchgescheuerten
     Armlehnen und sah ihn erwartungsvoll und voller Anteilnahme an.
    »Smit ist nicht Smit«, sagte er.
    Sie wartete.
    »Der Personalausweis ist gefälscht.«
    Ihre Augen weiteten sich leicht.
    »Professionelle Arbeit. Vermutlich die Arbeit eines Charles Nieuwoudt, wahrscheinlich in den späten Siebzigern, frühen Achtzigern
     ausgeführt.«
    Jetzt würde er ihr die ganze Geschichte erzählen müssen. Sie saß da, wartete, ihre Aufmerksamkeit

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