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Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman

Titel: Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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ganz auf ihn gerichtet.
    »Es gibt noch mehr«, sagte er. »Ich habe eine Theorie.«
    |119| Ihr Nicken war kaum zu erkennen. Sie wartete, beeindruckt.
    Langsam atmete er tief ein.
    Er erzählte ihr von seinem Tag, der Reihe nach: Meldestelle, Ngwemas Anruf, sein Besuch bei van As, die Buchhaltung, Daten
     und Summen, Orlando; verschaffte ihr einen Überblick. Erklärte ihr den Gedankensprung, der auf einem Fetzen Papier beruhte,
     der vor mehr als fünfzehn Jahren einen Packen Dollarscheine sauber gebündelt hatte, stellte die Verbindung zum begehbaren
     Safe her. Den Zeitablauf, alles hatte 1983 stattgefunden: der Barerwerb der beiden Gebäude, die 15 000 Rand, die die finanzielle
     Grundlage für das Geschäft bildeten. Er wusste, dass sie ihn ansah, weshalb er an ihr vorbeiblickte, zur Tür starrte, während
     er ihr seine Theorie darlegte.
    »Wow«, sagte sie, als er fertig war. Er sah, wie sie sich mit den Fingern durch ihr kurzes Haar strich.
    »Jemand hat davon gewusst«, sagte er. »Alles deutet darauf hin. Jemand suchte ihn in einer ganz bestimmten Absicht auf, jemand
     mit einer M16 und einem Schweißbrenner. Das gehört sonst nicht zur Ausrüstung, wenn man ein Haus ausraubt. Zumindest mussten
     sie gewusst haben, dass Jan Smit in der einen oder anderen Form ein Vermögen bei sich aufbewahrte und ein gewisses Maß an
     Überzeugungskraft nötig sein würde, um es ihm wegzunehmen. Jemand, der ihn aus seinem früheren Leben kannte.«
    Sie nickte.
    Eine Windbö ließ Regen gegen die Fensterscheibe prasseln.
    »Das heißt, Jan Smit wusste, wo man einen gefälschten Personalausweis |120| bekam. Er wusste, wie man heiße Dollar loswurde. Er baute sich nicht aus Sicherheitsgründen einen Safe, sondern um darin etwas
     zu verstecken. Und das heißt, dass van As ihn niemals richtig gekannt hat. Oder dass sie lügt, aber das glaube ich nicht.«
    Er lehnte sich gegen den Küchenschrank und verschränkte die Arme.
    »Sie sind sehr gut«, sagte sie.
    Seine Arme verkrampften sich. »Es ist nur eine Theorie.«
    »Es ist eine gute Theorie«, sagte sie.
    Er zuckte mit den Schultern. »Das ist alles, was wir haben.«
    »Und morgen?«
    Er hatte sich über den morgigen Tag noch keine Gedanken gemacht.
    »Ich weiß es nicht. Die Dollar sind der Schlüssel. Ich versuche herauszufinden, wer 1983 den Schwarzmarkt für Währungen kontrolliert
     hat. Und wer die wichtigsten Drogenhändler waren. Vielleicht hat er das Geld in Amerika gestohlen. Oder es stammt aus Waffenlieferungen.
     Wer weiß das schon in unserem beschissenen Staat.«
    Er fragte sich, ob sie wieder auf seine Sprache reagieren würde. Sie muss jetzt gehen, dachte er. Er würde ihr keinen Kaffee
     anbieten.
    »Ich werde nachhaken. Es gab da ein paar Stellen, ein paar Leute …«
    »Kann ich irgendetwas für Sie tun?«
    »Sie müssen sich entscheiden, was Sie van As erzählen wollen.«
    Sie stand langsam auf, als wäre sie müde. »Ich denke, wir werden ihr vorerst noch gar nichts erzählen.«
    |121| »Wie Sie wollen.«
    »Es gibt noch zu viele Unsicherheitsfaktoren. Wir können mit ihr reden, wenn wir mehr wissen.«
    Sie nahm ihren Diplomatenkoffer zur Hand. »Ich muss jetzt gehen.«
    Er löste seine verschränkten Arme. »Ich werde Sie anrufen, wenn ich etwas finde.«
Komm bitte nicht mehr zu mir nach Hause
— aber er sagte es nicht.
    »Sie haben meine Handynummer?«
    »Nein«, sagte er.
    Sie öffnete erneut ihre Aktentasche, holte eine Karte heraus, reichte sie ihm. Dann drehte sie sich um und ging zur Tür. Sie
     hatte, wie er bemerkte, einen hübschen, runden Hintern unter ihrem Rock.
    »Ich habe keinen Schirm.« Eine Feststellung, fast aggressiv vorgetragen.
    Sie stand an der Tür und lächelte ihn an. »Ist das Domingo?«
    »Was?«
    »Die Musik?«
    »Nein.«
    »Ich dachte, es wäre der Soundtrack zum Film. Sie wissen doch, Zefirellis …«
    »Nein.«
    »Was ist es?«
    Sie musste gehen. Er wollte mit ihr nicht über Musik reden.
    »Pavarotti und Sutherland.«
    »Es ist wunderschön«, sagte sie.
    »Das Beste.« Er biss sich auf die Zunge.
Das geht dich nichts an.
    Sie schwieg. Dann sah sie ihn an, runzelte die Stirn. »Sie sind ein seltsamer Mensch, van Heerden.«
    |122| »Ich bin ein Stück Dreck«, antwortete er prompt. »Fragen Sie Kemp.« Er öffnete ihr die Tür. »Sie müssen jetzt gehen.«
    »Sie haben gute Arbeit geleistet«, sagte sie, drehte den Kopf zur Seite, weg vom Regen, und rannte die Stufen hinab. Er hörte
     sie lachen, einen kurzen, hohen

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