Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman

Titel: Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
Vom Netzwerk:
im
     Spiel gewesen sein. Und wenn man etwas über Drogen erfahren möchte, so hört man, soll man Sprosse Viljoen fragen.«
    »Ha!«, sagte Viljoen. »Schmeichelei. Funktioniert immer. Nehmen Sie Platz.«
    Van Heerden zog den alten Stuhl heraus und setzte sich auf die abgenutzte Ledersitzfläche. »Wir vermuten, dass’82 oder’83
     eine große Transaktion abgewickelt wurde, bei der amerikanische Dollar im Spiel waren, Superintendent.«
    »Sprosse.«
    Er nickte. »Ich fürchte, damit sind wir mit unseren Informationen auch schon am Ende.«
    Viljoens Stirnrunzeln schnitt entlang der Narben um seine Augen tiefe Striemen. »Was wollen Sie von mir?«
    »Ein wenig spekulieren. Nehmen wir einmal an, 1982 wurde ein großer Drogenhandel abgezogen. Nehmen wir weiterhin an, es ging
     um Dollar. Wer könnten in jener Zeit die Spieler gewesen sein? Was hätten sie geschmuggelt? Und wo sollte ich zu suchen beginnen,
     wenn ich das vorhätte?«
    »Scheiße«, sagte Sprosse Viljoen und fuhr sich mit der Hand und seinen gebrochenen Knöcheln erneut übers Gesicht.
    »1982?«
    »Irgendwann zu der Zeit.«
    »Amerikanische Dollar?«
    |155| »Ja.«
    »Die Dollar sagen noch gar nichts. Das ist die Standardwährung bei solchen Geschäften, überall auf der Welt. Sagen Sie mir
     lieber, waren Chinesen verwickelt? Taiwanesen?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Könnte aber sein?«
    »Der Tote, bei dem es in dem Fall geht, ist ein zweiundvierzigjähriger Weißer aus Durbanville, ein Afrikaander namens Johannes
     Jacobus Smit. Wahrscheinlich ist das nicht sein richtiger Name. Das Alter sollte mehr oder weniger stimmen.«
    »Der Tote? Wie wurde er zu einem Toten?«
    »Ein Schuss in den Hinterkopf aus einer amerikanischen M16.«
    »Wann?«
    »Am 30. September letzten Jahres.«
    »Hmmmmmm.«
    Van Heerden wartete.
    »Eine M16?«
    »Ja.«
    »Kenne ich nicht.«
    »Nougat O’Grady sagt, das ist ein amerikanisches Sturmgewehr.«
    »Die Chinesen nehmen lieber kleinere Dinger. Aber man weiß ja nie.«
    »Auf welchen Wegen kamen die Chinesen mit ins Spiel?«
    »1980 gab es nur wenige Routen. Die erste kam aus Thailand. Vor allem Heroin, wenn es um viel Geld in Dollar gehen soll. Sie
     führte über Indien und Pakistan, manchmal über Afghanistan und dann durch den Nahen Osten, über |156| vier, fünf verschiedene Mittelsmänner, nach Europa. Die zweite aus Mittelamerika, das gerade angefangen hatte, sein eigenes
     Ding aufzuziehen, über den Golf von Mexiko nach Texas und Florida. Aber wenn es um uns gehen soll, dann dürfte es wahrscheinlich
     über die andere Route gelaufen sein. Vermutlich Heroin aus dem Goldenen Dreieck, das nach Taiwan und den Fernen Osten geliefert
     wurde. In jenen Jahren wuchsen die taiwanesischen Triaden langsam, aber sicher zu den großen Lieferanten für Südafrika heran.
     Aber wir waren nie ein großer Markt. Viel zu wenig Leute, die sich Drogen leisten könnten. Wenn Sie mich fragen, könnte es
     sich um einen Exportdeal gehandelt haben. Marihuana vielleicht. Oder importiertes Mandrax. Spielt aber keine Rolle, was es
     war, die Summen könnten sich kaum auf mehr als eine Million Dollar belaufen haben.«
    »Warum?«
    »Wir sind ein sehr kleiner Fisch in einem sehr großen Ozean, van Heerden. Wir sind am Arsch der Welt, in der Drogenwüste.
     Verglichen mit dem Handel in Europa oder in den USA sind wir noch nicht mal eine Warze auf der hässlichen Fratze des internationalen
     Drogenhandels. In den Achtzigern waren wir sogar noch kleiner.«
    »Dieser Kerl hat sich einen begehbaren Safe gebaut — er ist zu klein für Raketen und zu groß für einige hunderttausend Dollar
     in Scheinen. Er musste etwas besessen haben, was er dort aufbewahren wollte …«
    »In Durbanville?«
    »In Durbanville.«
    »Scheiiiße.« Sprosse legte die Arme hinter den Kopf, und sein Bizeps schwoll beeindruckend an. »Was ist mit Diamanten?«
    |157| »Hab ich auch schon dran gedacht. Er importierte Antikmöbel aus Namibia, es würde also passen. Aber Steine sind zu klein.«
    »Aber wertvoll. Viele Dollar.«
    »Möglich.«
    »Durbanville hört sich für mich eher nach Steinen an. Drogen sind nicht unbedingt die Sache der Buren. Aber zeig einem weißen
     Afrikaner einen Diamanten … Das liegt uns im Blut.«
    Ein gutes Argument, das war nicht zu leugnen. Aber er wollte sich jetzt nicht ablenken lassen: Sein Schlafmangel stellte sich
     zwischen ihn und den völlig neuen Gedankengängen, er wollte an Drogen festhalten, den Päckchen mit dem weißen Pulver,

Weitere Kostenlose Bücher