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Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman

Titel: Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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nicht in einem kleinen Raum mit
     einer Stahltür.
    Keine Drogen. Drogen waren nicht das Spiel der Buren.
    Keine Waffen. Waffen waren zu groß.
    Dokumente?
    Dollar?
    |161| Dokumente.
    Was für Dokumente zum Teufel?
    Geheime Dokumente.
    Geheim. Weiß Gott, dieses Land birgt so viele Geheimnisse, dass man damit ein ganzes Lagerhaus füllen könnte. Dokumente über
     Tod und Folter, chemische und nukleare Waffen, Raketen und Todeslisten und Geheimoperationen. Dokumente der Täuschung. Die
     Menschen täuschten einander auf nationaler und internationaler Ebene. Die große Täuschung. Wichtige Dokumente. Dokumente,
     die andere dazu veranlassen, mit einem Sturmgewehr und einem Schweißbrenner einen Mord zu begehen.
    Dokumente …
    Aber der Zeitpunkt, zu dem sich Smit eine neue Identität verschaffte und seine Geheimnisse versteckte, passte nicht. Wäre
     Smit beim Geheimdienst oder dem BSB oder MI oder einer anderen Institution mit einem heillosen Kürzel gewesen, wären die Neunziger
     eine gute Zeit gewesen für eine neue Identität.
    Aber nicht Anfang der Achtziger.
    Dokumente?
    Eine M16 und ein Schweißbrenner?
    Keiner der üblichen Fälle, in denen ein Weißer umgebracht und sein Fernseher geklaut wurde.
    Auf dem Modderdam-Autobahnkreuz nach Bothasig. Mittelklassegegend. Polizistenvorort.
    Dunkel erinnerte er sich an den Weg, fand ihn auf Anhieb. Mike de Villiers’ Haus. Er hielt in der Straße, ging zum Eingang.
     Der Garten war schlicht, nett. Er klopfte an die Tür, wartete. Mikes Frau öffnete, erkannte ihn nicht, ausladender |162| Körper mit watschelndem Gang, Geschirrtuch in der Hand.
    »Ist Mike da, Mrs. de Villiers?«
    Breites Lächeln, ein Nicken. »Ja, er ist hinten, beschäftigt, kommen Sie rein.« Streckte ihre Hand aus, eine Frau, die sich
     in ihrem Heim wohl fühlte.
    »Geht’s Ihnen gut?«
    »Ja, danke.«
    Er folgte ihr — das Haus glänzte und blitzte und roch nach Putzmittel, frisch gewaschene Wäsche auf dem Tisch — hinaus zur
     Hintertür.
    Mike de Villiers stand hinten im Hof, einen Schraubenzieher in der Hand, neben ihm ein Rasenmäher, trug seinen blauen Polizeioverall,
     auf seinem kahlen Kopf schimmerte das Sonnenlicht. Er blickte auf, sah van Heerden, zeigte keinerlei Gefühlsregung, wechselte
     den Schraubenzieher in die linke Hand, wischte sich die rechte am Overall ab, streckte sie ihm entgegen.
    »Captain …«
    »Das bin ich nicht mehr, Mike.«
    »Superintendent?«
    »Ich bin nicht mehr bei der Polizei, Mike.«
    De Villiers nickte nur. Er war nie in der Position gewesen, die es erlaubt hätte, Frage zu stellen. Der niedrigste aller Officer.
    »Kaffee?«, fragte Martha von der Küchentür aus.
    Mike wartete auf van Heerden. »Das wäre nett«, sagte er.
    »Noch immer in der Waffenkammer, Mike?«
    »Ja, Captain.« Alte Gewohnheiten. Die Augenlider. Die beim Blinzeln von unten nach oben gingen, wie bei einer Echse. |163| »Setzen wir uns doch.« Er legte den Schraubenzieher in den Werkzeugkasten und ging zu den weißen Plastikmöbeln, die unter
     einem Pfefferbaum standen. Jeder Stuhl, quadratisch, sauber, im Sonnenlicht, genau an seinem Platz.
    »Ich arbeite an einem Fall, Mike.«
    Die Augen blinzelten, wie immer, wie vor vielen Jahren.
    »M16.«
    Sie setzten sich.
    »Sturmgewehr«, sagte Mike de Villiers. Er schloss die Augen. Wie viele Jahre war es her, dass er diese Geste in der Waffenkammer
     zum ersten Mal gesehen hatte, nachdem Nagel ihm gesagt hatte, »ich zeige dir die größte Geheimwaffe der Polizei«, und sie
     in die Waffenkammer gegangen waren und nach Mike de Villiers gesucht und den Mann mit Fragen über Waffen gefüttert hatten
     wie einen Computer und vor ihm standen und zusahen, wie sich hinter den geschlossenen Augen das Uhrwerk in Bewegung setzte
     und die gewünschten Informationen ausspuckte, präzise und systematisch. Und manchmal auch hier, in diesem Haus, wenn Nagel
     mit seinem schlanken Körper und seiner tiefen Stimme Martha zum Lachen brachte, und dann das Ritual,
du bist unsere Geheimwaffe, Mike,
und sich dessen Wissen zunutze machte und dann wieder ging wie ein Seemann, der sich schnell mal einer Hure bediente. Er hatte
     sich dabei immer etwas unwohl gefühlt und gefragt, was de Villiers sich wohl dabei dachte, falls er sich etwas dabei dachte.
    »Der Fall Smit«, sagte de Villiers.
    »Sie haben davon gehört?«
    Ein fast unsichtbares Nicken.
    »Haben sie mit Ihnen darüber gesprochen?«
    |164| »Nein.« Das nackte Wort, das in der Luft hing.
    »Das

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