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Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman

Titel: Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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gemacht hatte.
    Diesen Brief hatte ich fünf- bis sechsmal umgeschrieben. Die Mischung musste stimmen: Es handelte sich um eine akademische
     Anfrage, getragen von professioneller Neugier, um der Gerechtigkeit zur Geltung zu verhelfen — ohne anzudeuten, dass ich einer
     von ihnen war. Denn ich kannte ihre Bruderschaft, die einzigartigen Bindungen, die sich im täglichen Kreislauf von Tod, Gewalt
     und Zorn bilden.
    Neben den wohlüberlegten Eröffnungssätzen enthielt der Brief die wichtigsten Einzelheiten über Baby Marnewicks Tod und die
     Bitte um Informationen über ähnliche Morde, die sich zwischen 1975 und 1985 ereignet hatten. So, wie es in Quantico gelehrt
     worden war.
    Und dann setzte ich mich wieder an meine Bücher und Notizen und den theoretischen Ansatz zu meiner Doktorarbeit, damit die
     Zeit, in der ich auf die Informationen wartete, schneller verging.
    »Was ist mit dir los, Zet?«
    Ich bin mir sicher, dass sich Wendy zumindest andeutungsweise der Bedrohung bewusst war.
    Ich hatte ihr nicht von meiner und Baby Marnewicks Vergangenheit erzählt. Ihrer Meinung nach war ich mit wissenschaftlichen
     Dingen beschäftigt, die mich dem Doktortitel und sie ihrem Traum einen Schritt näher bringen würden. Professor und Mrs. van
     Heerden.
    Wie würden wir unsere Kinder nennen? Ihnen die Vornamen ihres Vaters und ihrer Mutter (Gordon und Shirley) geben, dazu meinen
     Afrikaans-Nachnamen? Ich machte mir darüber keine Gedanken.
    |274| Ich verliere den Faden.
    »Ist da noch was?«
    Ja, da war noch was. Hinter einem Holzzaun, jetzt einen Meter achtzig tief unter der Erde.
    Aber wie das erklären?
    »Nein, sei nicht albern.«

|275| 29
    »Hallo, ist das die Verbrechernummer?«
    »Ja.«
    »Gibt es eine Belohnung?«
    »Das kommt auf Ihre Informationen an, Madam.«
    »Wie hoch ist die Belohnung?«
    »Es gibt offiziell keine Belohnung, Madam.«
    »Mein Ex war es. Er ist ein Schwein, lassen Sie sich das gesagt sein!«
    »Warum glauben Sie, dass er es war?«
    »Er ist zu allem fähig.«
    »Wodurch bringen Sie ihn mit dem Verbrechen in Verbindung?«
    »Ich weiß einfach, dass er es war. Er zahlt nie seine Alimente …«
    »Besitzt er ein M16-Gewehr, Madam?«
    »Er hat ein Gewehr, aber welches, das weiß ich nicht.«
    »Ein Sturmgewehr, Madam? Eine Maschinenpistole?«
    »Er geht damit zum Jagen.«
    Das war der erste Anruf.
    »Es war mein Vater.
    »Wer?«
    »Der Mörder.«
    »Wodurch bringen Sie ihn mit dem Verbrechen in Verbindung?«
    |276| »Er ist ein Ungeheuer.«
    Das war der zweite Anruf.
    Hope hatte morgens um Viertel vor sechs vor dem Gebäude auf ihn gewartet, hatte das Büro aufgeschlossen und ihm den leeren
     Raum mit dem Telefon auf dem ebenso leeren Schreibtisch gezeigt. Er hatte um Papier gebeten. Sie hatte es ihm gebracht. Sie
     hatten nicht viel miteinander gesprochen.
    Das Telefon klingelte sieben Minuten nach sechs.
    Hope hörte den ersten zwölf Anrufern zu, stand dann auf, ging hinaus. Er zeichnete Würfel auf das vor ihm liegende Blatt.
    »Hallo.«
    »Zum Teufel, van Heerden, was soll der Scheiß?«
    O’Grady.
    »Ich hab den Artikel nicht geschrieben, Nougat.«
    »Du hast mich reingelegt, du Scheißkerl. Weißt du, wie ich jetzt dastehe?«
    »Tut mir Leid …«
    »Spar’s dir, du Arschloch. Der Polizeichef will mich feuern. Er ist verdammt stinkig. Ich hab dir vertraut, du …«
    »Hast du den ganzen Artikel gelesen, Nougat? Hast du gesehen, was ich gesagt habe?«
    »Das spielt doch keine Rolle. Du hättest mit den verdammten Beweisen zu mir kommen sollen, van Heerden. Du kennst keinerlei
     Loyalität.«
    »Komm schon, Nougat. Wir haben nur drei Tage Zeit, um das Testament zu finden. Wenn ich alles dir übergeben hätte …«
    »Scheiße, van Heerden. Ich stehe da wie ein Arschloch.«
    |277| »Tut mir Leid, Nougat, das war nicht meine Absicht. Ich hab hier meinen Job zu machen.«
    »Du kannst mich mal.«
    Hope brachte weiteren Kaffee, hörte weiteren Gesprächen zu. Drei, die sich einen Spaß erlaubten. Zwei sinnlose Anrufer, die
     Familienmitglieder beschuldigten. Sie ging wieder.
    Er wartete geduldig. Er kritzelte auf dem Papier herum. Er hatte gewusst, was auf ihn zukommen würde. Es gab eine Menge kranker
     Leute da draußen.
    Aber vielleicht …
    Um 9.27 Uhr öffnete sie die Tür. In ihren Augen lag ein anderer Ausdruck. Sorgen?
    Zwei Männer folgten ihr in den Raum — dunkle Anzüge, kurze Haare, breite Schultern. Der eine ein Schwarzer, der andere ein
     Weißer. Der Weiße war älter, Ende

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