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Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman

Titel: Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Welkom. Das im Zimmer verteilte
     Blut bot einen erschreckenden Anblick — einer der Messerstiche hatte die Aorta durchtrennt, ein Blutschwall war gegen Wände,
     über die Möbel und über den Boden gespritzt. Sie hatte sich gewehrt, unter ihren Fingernägeln fand man Hautfetzen, ihr Gesicht
     wies Schwellungen auf. Wahrscheinlich war sie tot, bevor das Kreppband gebraucht werden konnte; man fand es unter dem Beistelltisch,
     wohin es gerollt war. Beide Brustwarzen abgeschnitten, Messerstiche und — zum ersten Mal — schreckliche Verstümmelungen der
     Vagina, nach dem Tod ausgeführt.
    Wut.
    Keine Fingerabdrücke auf der Kreppbandrolle.
    Dann, 1979, nach drei Jahren der Stille, der Tod von Baby Marnewick. Zum ersten Mal ein Opfer in kniender Stellung, zum ersten
     Mal wurde Ejakulat gefunden.
    Wo hatte er in diesen drei Jahren gesteckt? Nach der Beschleunigungsperiode zwischen’75 und’76, der zunehmenden Aggression,
     den immer kürzeren Abständen zwischen den Taten. Serienmörder verschwinden nicht einfach aus freien Stücken. Sie hören nie
     auf, sie sind wie Motten, die um die Flamme der Selbstzerstörung schwirren, immer |305| enger, immer waghalsiger, bis sie gewöhnlich in der weißen Flamme der Justiz verbrennen.
    Die Antwort, so das FBI, findet sich sehr oft in Form einer Gefängnisstrafe. Denn wo der Rauch der Serienmorde qualmt, brennt
     ein Feuer, an dessen Funken sich auch andere Verbrechen entzünden — geringfügige Vergehen wie Diebstahl, gelegentlich Brandstiftung,
     unsittliche Vergehen, Vergewaltigung oder versuchte Vergewaltigung. Alle Studien deuten darauf hin, dass monate- oder gar
     jahrelanges Schweigen, das sich in das dämonische Treiben des Mörders schiebt, in achtzig Prozent der Fälle auf eine Gefängnisstrafe
     zurückzuführen ist, die wegen anderer Vergehen ausgesprochen wurde.
    Drei Morde im Jahr 1980: im März in Sishen, eine dreiundzwanzigjährige Hausfrau, kniend, mehrere Messerstiche, Brustwarzen
     abgetrennt, Kreppband um Knöchel und Handgelenke.
    Juni, in Durban: eine einunddreißigjährige Kosmetikvertreterin in ihrem Hotelzimmer. Exakt der gleiche
modus operandi
.
    August in Thabazimbi: eine dreiundzwanzigjährige Arbeitslose, Single, möglicherweise eine Prostituierte oder ein Callgirl;
     man fand sie in ihrer kleinen Wohnung, fünf Tage nachdem sie das ganze schreckliche Ritual der Demütigung und des Todes erdulden
     hatte müssen.
    Danach: nichts mehr.
    Die Blutspur hörte abrupt auf, als wäre der Kreppbandmörder plötzlich vom Angesicht der Erde verschwunden. War er gestorben?
     Eine weitere Gefängnisstrafe? Es ergab keinen Sinn.
    |306| Eine ganze Woche lang starrte ich das Monster an meiner Wand an. Das Flussdiagramm hing dort, die Karte, die Notizen am Rand,
     die Hauptverdächtigen — kein einziger tauchte mehrmals auf. Die Liste mit den Ähnlichkeiten und Unterschieden hing dort und
     die der Lücken.
    Die Spur war zu erkennen, klar und deutlich, aber es gab nicht den geringsten Hinweis auf die Identität des Täters. Der Mörder
     von Baby Marnewick hatte nun eine Spur, eine Geschichte. Aber noch keinen Namen.
    Eine Woche lang grübelte ich und starrte auf die Karten und las erneut alle neun Akten. Was ich nicht finden konnte, war der
     Mörder von Baby Marnewick. Ich würde mein Netz weiter auswerfen müssen.

|307| 33
    Am Spätnachmittag wurden die Anrufe entschieden weniger, und um 17.00 Uhr schaltete er den Anrufbeantworter ein. »Dieser Service
     ist über Nacht nicht erreichbar. Bitte hinterlassen Sie Ihren Namen und Ihre Telefonnummer, wir rufen Sie morgen umgehend
     zurück.« Wie er wusste, würden in den Nachtstunden die Verrücktesten aus ihren Löchern kriechen, jene, die Stimmen hörten,
     die mit anderen Planeten in Verbindung standen. Sollten Sie doch auf die Maschine quatschen.
    Er ging zu Hopes Büro. Die Tür war geschlossen. Er klopfte.
    »Kommen Sie rein.«
    Er öffnete die Tür.
    Sie lächelte ihn an. »Sie haben angeklopft!«
    Er antwortete mit einem trockenen Lächeln, setzte sich auf den gleichen Stuhl, auf dem er gesessen hatte, als er das erste
     Mal hier gewesen war.
    »Es war ein erfolgreicher Tag. Wir haben uns wacker geschlagen.«
    »
Sie
haben sich wacker geschlagen.«
    »Sie waren eine große Hilfe.«
    »Nein, ich war erbärmlich.«
    »Das liegt lediglich an der mangelnden Erfahrung.«
    »Es war Ihre Idee gewesen, van Heerden. Ihr Plan. Und er hat funktioniert.«
    |308| Er schwieg einen Augenblick und genoss das

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