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Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman

Titel: Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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meiner Frau erzähle, Mr. van Heerden. Nein, ich bin ein ganz gewöhnlicher untergeordneter Staatsbeamter,
     der hier einen ganz gewöhnlichen Job verrichtet. Ich denke, Sie sollten nicht alles glauben, was Sie im Fernsehen sehen. O
     Gott, glauben Sie das wirklich?«
    Er sah, wie Hope regelrecht an den Lippen des Mannes hing und bereit war, ihm alles abzukaufen.
    »Nachdem Sie so ehrlich mit uns sind, Mr. Powell, will ich nicht zurückstehen. Das Komische an der Sache ist, dass wir nahezu
     nichts Konkretes haben. Und ich meine wirklich nichts. Nur einen winzigen Papierschnipsel, der vor Jahren dazu verwendet wurde,
     um Dollar zu bündeln, wie die Experten bei der Polizei herausgefunden haben. Und einen riesigen begehbaren Safe, einen gefälschten
     Personalausweis sowie einen Mann, der eine Firma gründet und dabei über mehr Bargeld verfügt, als er eigentlich haben dürfte.
     Und das war’s auch schon.«
    Powell nickte, er lauschte aufmerksam.
    »Wir steckten also in einer Sackgasse, wussten nicht so recht weiter. Also baten wir die Presse um Mithilfe und dachten uns
     eine Geschichte aus, die einzig und allein auf Mutmaßungen basiert, sie ist erfunden, könnte man sagen, und lose um einige
     Möglichkeiten gestrickt.«
    »Ist das so?«
    »Und wissen Sie, was daraufhin geschieht? Auf einmal bricht die Hölle los. Aus dem ganzen Land kommen Anrufe, sehr interessante
     Leute kommen hier reinmarschiert, und plötzlich fallen uns mehr Teile dieses Puzzles in den Schoß, als wir jemals zu träumen
     gewagt haben. Als hätten wir in ein Wespennest gestochen.«
    |299| »Gut, fahren Sie fort«, sagte Powell, noch immer der untergeordnete Staatsbeamte.
    »Und, muss ich hinzufügen, vor achtundvierzig Stunden habe ich gedacht, dass sich der Fall niemals lösen lässt. Zum Teufel,
     noch vor sechs Stunden habe ich gedacht, er sei mausetot. Aber jetzt, Mr. Powell, ist alles wieder offen. Ich habe das Gefähl,
     dass wir ihn nicht nur lösen, sondern dass auch ein paar Leute dabei ziemlich in Verlegenheit geraten werden.«
    »Meinen Sie wirklich?«
    »Ja, Sir, davon bin ich überzeugt«, sagte van Heerden, dem sich unwillkürlich ein leichter amerikanischer Akzent in die Stimme
     schlich. Er dachte an seine Zeit in Quantico, an die starken Akzente, die unweigerlich auf ihn abgefärbt hatten. »Und jetzt
     sollten Sie sich fragen, ob Sie und Ihre Arbeitgeber ebenfalls in Verlegenheit geraten wollen.«
    Powell atmete tief durch, das Lächeln funktionierte noch, er gab sich ruhig, unbesorgt. »Nun ja, Sir, ich bin Ihnen für Ihre
     Erläuterungen sehr dankbar, aber ich bin nur …«
    »Ein untergeordneter Staatsbeamter.«
    »Absolut.« Er zeigte nach wie vor sein breites, offenes Lächeln.
    »Aber sollten Sie sich vielleicht doch dazu entschließen können, uns mitzuteilen, was Sie wissen, dann ließe sich der Schaden
     natürlich minimieren. Eindämmen, denke ich, lautet das richtige Wort.«
    »Mr. van Heerden, Sir, sollte ich jemals in einer Position sein, die es mir erlauben würde, irgendwelche Informationen an
     Sie weiterzuleiten, gäbe es nichts, was mir ein größeres Vergnügen wäre.« Powell schob eine Hand in seine |300| Jackentasche und zog eine Karte heraus. »Leider habe ich nicht die geringste Ahnung, wovon Sie eigentlich reden. Aber falls
     Sie Ihre Meinung bezüglich meines Arbeitgebers ändern sollten und Informationen benötigen, dann rufen Sie doch bitte an.«
     Er legte die Karte vor van Heerden auf den Tisch und erhob sich. »Es war mir eine Freude, Sir, Madam.«
    Und nachdem sie sich die Hand gegeben und Powell die Tür hinter sich geschlossen hatte, atmete Hope Beneke langsam aus und
     sagte dann: »Scheiße!« Und auf ihr Gesicht legte sich das Erstaunen über ihre Heldentat.
    »Meinen Sie wirklich?«, sagte van Heerden im breiten Akzent des Amerikaners. Sie lachten, laut und erleichtert, ein Augenblick
     der Ruhe inmitten der Sturms.
    Dann klingelte das Telefon.

|301| 32
    Unter den erschütternden Berichten zahlreicher Mordfälle aus nahezu allen Teilen des Landes fand ich schließlich die Spur
     des Kreppbandmörders.
    Nicht sofort, aber langsam, durch harte, systematische Arbeit, durch Listen und Flussdiagramme und Notizen und Grafiken und
     durch meine vollkommen, alles bestimmende Besessenheit.
    Nacheinander trafen die Antwortschreiben ein, von Detectives in den Städten ebenso wie in den Kleinstädten des Landes, und
     alle sprachen vom selben Thema: dem Verlangen, die kranke Seele zu

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