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Todes Kuss

Todes Kuss

Titel: Todes Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: TASHA ALEXANDER
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fragen könnte. Kürzlich erst hat er mir einen hervorragenden Portwein empfohlen.“
    Die Zornesröte stieg Mama in die Wangen. „Er hat dir einen Portwein empfohlen? Schämst du dich denn gar nicht, Emily? Komm, Samuel, wir gehen.“
    „Auf Wiedersehen, Mama. Ich muss übrigens auch bald aufbrechen, da ich mir diesen Vortrag am University College anhören will.“
    „Und ich habe mir solche Mühe gegeben, dich zu einer Dame zu erziehen“, klagte meine Mutter und verließ den Raum.
    Ehe Papa ihr folgte, sagte er: „Ich hoffe, du wirst mir am Mittwoch ein Glas von diesem Port anbieten.“
    „Ich werde dir gleich heute eine Flasche schicken“, versprach ich und verabschiedete mich mit einem Kuss von ihm.
    Gleich darauf trat Davis mit einer antiken Büste ins Zimmer.
    „O Gott, das ist ja Apollo!“ Ich war begeistert. „Bitte, bringen Sie ihn in den großen Salon. Ich werde mich an seinem Anblick erfreuen, wenn ich langweilige Besucher empfangen muss.“
    Später stellte ich fest, dass Davis irgendwo einen Sockel gefunden hatte, auf dem die Büste besonders gut zur Geltung kam. Ich bewunderte sie ausgiebig von allen Seiten. Es war eine perfekte Kopie von Praxiteles’ Apollo im British Museum.
    Zuvor allerdings hatte ich Mr Pratts Vortrag gehört. Bis zu diesem Tag hatte ich nie eine akademische Veranstaltung besucht. Und ich muss gestehen, dass ich nicht alles verstand, was der Redner vortrug. Glücklicherweise war ich dank der wochenlangen Beschäftigung mit Homers Werk in der Lage, den Grundzügen von Pratts Gedankengängen zu folgen. Anschließend erläuterte Margaret ein paar Punkte, die mir unklar geblieben waren. Kurz: Ich war sehr zufrieden mit dem, was ich gelernt hatte.
    „Vielleicht sollten Sie sich als Studentin einschreiben“, meinte meine Freundin. „Das University College vertritt erstaunlich fortschrittliche Ansichten. Schon seit mehr als zehn Jahren ist es Frauen gestattet, hier zu studieren.“
    „Ich glaube“, antwortete ich, „es liegt mir mehr, meinen Studien zu Hause und im Museum nachzugehen. Da kann ich die Schwerpunkte selbst bestimmen.“
    „Dann“, verkündete Margaret, „müssen Sie unbedingt einen Griechischlehrer einstellen.“
    Tatsächlich gelang es ihr, unter den Besuchern der Vorlesung einen Studenten zu finden, der bereit war, mir die altgriechische Sprache beizubringen. Während Margaret noch mit ihm verhandelte, ließ ich den Blick über die versammelten Menschen wandern. Erleichtert stellte ich fest, dass der Mann mit der Narbe nicht unter ihnen war.
    3. Juni 1887, Berkeley Square, London
    Wollte Kallista heute besuchen und traf leider Emma Callum bei ihr an. Sah mich gezwungen, diese nach Hause zu begleiten. Schrecklich …
    Habe einen Brief von Fournier erhalten, in dem er andeutet, dass er ein paar besonders seltene antike Stücke entdeckt hat. Wüsste gern, was er meint. Habe selbst eine kleine Mars-Statue gekauft, die gut in meine Sammlung passt.

12. KAPITEL
    Meine Dinnerparty wurde trotz der hervorragenden Leistung meiner Bediensteten kein echter Erfolg. Das Essen war köstlich, konnte jedoch meine Mutter nicht darüber hinwegtrösten, dass ich in letzter Minute beschlossen hatte, Margaret einzuladen. Dadurch fehlte, wie Mama beklagte, ein Gentleman bei Tisch. Für sie galt damit als bewiesen, dass ich unfähig war, eine Gesellschaft zu organisieren. Und natürlich wurde sie nicht müde, mir deshalb Vorwürfe zu machen.
    „Wenn ich geahnt hätte, dass meine Tochter vergisst, wie nachteilig eine ungerade Anzahl von Gästen sich auswirkt, dann hätte ich persönlich dafür gesorgt, dass ein weiterer Gentleman anwesend ist“, sagte sie zu Margaret. „Wie sollen wir nun entscheiden, mit wem wir uns beim Dinner unterhalten?“
    „Meiner Meinung nach“, gab meine amerikanische Freundin zurück, „ist die Sitte, nur mit dem direkten Tischnachbarn ein Gespräch zu führen, längst überholt. Ich jedenfalls ziehe es vor, mit jedem zu reden, der etwas Interessantes zu sagen hat.“
    Damit war klar, dass meine Mutter und Miss Seward nie gut miteinander auskommen würden.
    Glücklicherweise fand Mama wenigstens an meinem Kleid nichts auszusetzen. Sie lobte mich, weil es in allem dem entsprach, was man von einer trauernden Witwe erwartete, und trotzdem geeignet war, neue Verehrer auf mich aufmerksam zu machen. Tatsächlich brachte die elegante Robe aus schwarzer Seide, eine Kreation des berühmten Mr Worth, meine Figur vorteilhaft zur Geltung.
    Ich schmeichelte

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