Todes Kuss
Kontakt zu mir aufnahm und mir versicherte, er könne mir hervorragende Kopien von jedem Kunstwerk beschaffen, nach dem mir der Sinne stünde. Als ich meine Bekanntschaft mit Ihnen erwähnte, fragte er, ob ich, so wie der verstorbene Lord Ashton, Originale vorzöge. Schweigend nickte ich. Woraufhin er andeutete, auch in diesem Fall könne er meinen Wunsch erfüllen.
Nicht nur Monsieur LeBlanc, sondern auch einige andere erwähnten, dass Lord Ashton ein bekannter Kunde auf dem Schwarzmarkt für antike Kunstwerke war. Anscheinend hat er den Apollo kurz vor Ihrer Hochzeit in Paris von einem privaten Sammler (der nicht genannt werden möchte) gekauft. Es war ein Kollege von Monsieur LeBlanc, der sich damals um das Geschäftliche kümmerte und der mich nun über gewisse Einzelheiten informierte, auf die ich hier nicht näher eingehen möchte.
Jedenfalls kann – so leid es mir tut – kein Zweifel daran bestehen, dass Ihr Gemahl in ungesetzliche Dinge verwickelt war. Mein Rat lautet: Grübeln Sie nicht weiter darüber nach, sondern begraben Sie diese unangenehme Tatsache zusammen mit den unnatürlichen Gefühlen, die Sie Philip entgegenbringen.
Liebe Kallista, es ist an der Zeit, ein neues Kapitel Ihres Lebens aufzuschlagen. Lassen Sie die Vergangenheit ruhen. Und kommen Sie recht bald nach Paris! Ich freue mich darauf, Sie wiederzusehen.
Ihre treue Freundin Cécile du Lac
Die Gewissheit, dass Philip unrechtmäßige Geschäfte getätigt hatte, schockierte mich mehr, als ich für möglich gehalten hätte. Ich fühlte mich von ihm verraten und zürnte mir selbst, weil ich mich in einen unmoralischen Menschen verliebt hatte. Zum Glück hatte ich nicht sehr viel Zeit, über all das nachzudenken. Denn am nächsten Tag würde ich mit Mr Attewater das British Museum besuchen, und ich war mir noch nicht darüber im Klaren, wie ich mein Anliegen vorbringen sollte.
Zunächst allerdings riss mich ein unerwarteter Besucher aus meinen Gedanken. Ehe Davis auch nur dazu kam, ihn zu melden, stürzte Andrew in die Bibliothek und rief: „Liebste Emily, bitte, verzeihen Sie mir! Ich habe mich gestern abscheulich benommen! Zu meiner Entschuldigung kann ich nur vorbringen, dass die Fragen, die Sie an meinen Bruder richteten, mich aus dem Gleichgewicht gebracht haben. Ich glaubte, Sie würden mir indirekt vorwerfen, meine Absichten seien nicht aufrichtig.“
Ich wollte ihn unterbrechen. Doch vergeblich.
„Emily, ich bete Sie an“, rief er und griff nach meinen Händen. „Sie brauchen einen Ehemann, und ich wäre genau der richtige für Sie.“
„Andrew!“
„Liebste, ich will Sie doch nur necken. Natürlich weiß ich, dass Sie sehr gut allein zurechtkommen. Aber ich bitte Sie inständig, mich zu heiraten. Machen Sie mich zum glücklichsten Mann der Welt! Wir könnten so viel Spaß miteinander haben!“
Ich holte tief Luft, und es gelang mir tatsächlich, mich zu fassen. „Es ist mir eine große Ehre, dass Sie mich bitten, Ihre Gemahlin zu werden. Doch leider kann ich Ihren Antrag nicht annehmen. Meine Gefühle für Philip sind noch immer sehr stark. Ich kann unmöglich eine Heirat in Erwägung ziehen.“
„Wir würden den Bund der Ehe natürlich erst nach dem Ende der Trauerzeit schließen. Wir brauchten vorerst nicht einmal unsere Verlobung bekannt zu geben.“
„Bitte, Andrew, dringen Sie nicht weiter in mich. Ich möchte Ihnen nicht wehtun.“
Er sah mir fest in die Augen und wiederholte: „Es ist mein größter Wunsch, mein Leben mit Ihnen zu teilen.“
„Leider kann ich Ihnen diesen Wunsch nicht erfüllen.“
„Ich kann nicht glauben, dass Sie meine Gefühle nicht erwidern!“
„Sie wissen, wie sehr ich Ihre Gesellschaft schätze. Trotzdem bin ich nicht davon überzeugt, dass wir eine glückliche Ehe führen könnten. Wir passen nicht zusammen. Und außerdem liebe ich Philip noch immer.“
Andrew starrte mich einen Moment lang an, dann wandte er sich abrupt ab. Im Hinausgehen sagte er: „Ich bin es nicht gewohnt, so abgefertigt zu werden. Sie werden verstehen, dass ich mich verabschiede.“
Ich hörte seine sich entfernenden Schritte. Die Haustür wurde geöffnet und wieder geschlossen. Aufatmend ließ ich mich in einen Sessel sinken.
Angestrengt versuchte ich mir in Erinnerung zu rufen, ob ich Andrew jemals ermutigt hatte – und kam zu dem Schluss, dass ich ihm nie falsche Hoffnungen gemacht hatte. Seltsam, dass er mir so starke Gefühle entgegenbrachte. Mir fiel ein, dass auch Philip – wie sein
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