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Todes Kuss

Todes Kuss

Titel: Todes Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: TASHA ALEXANDER
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Verdienste von Hektor und Achill.
    Würde er die neue Kallista, zu der ich mich während seiner langen Abwesenheit entwickelt hatte, überhaupt noch lieben? Vermutlich würde er mit Entsetzen darauf reagieren, dass ich Port trank. Und trotzdem … Ich war nach wie vor davon überzeugt, unser Wiedersehen würde uns beide unsagbar glücklich machen.
    Tief in Gedanken versunken, ging ich schließlich weiter, bog in einen schmalen Weg ein und wäre beinahe mit einem Gentleman zusammengestoßen, der es offensichtlich sehr eilig hatte.
    „Um Himmels willen“, rief er aus. „Emily, verzeihen Sie mir!“
    „Mr Hargreaves!“ Ich war nicht weniger erstaunt als er. „Was tun Sie hier?“
    „Das Gleiche wie Sie. Ich nutze das Wetter für einen Spaziergang.“
    Ich musste lachen. „Sie sind nicht gegangen, sondern gerannt. Fürchten Sie, zu spät zu einer Verabredung zu kommen?“
    Er schüttelte den Kopf. „Ich war bei den Palmers, die mir von der geplanten Suchexpedition berichtet haben. Sie wollen doch nicht wirklich mitfahren nach Afrika?“
    „Aber“, erwiderte ich, wobei ich einen leichten Zorn auf Andrew verspürte, weil er mein Geheimnis nicht gewahrt hatte. „Ich möchte mit Philip möglichst schnell wieder zusammen sein. Allerdings halte ich es nicht für klug, alle Welt in meine Pläne einzuweihen.“
    Colin reichte mir den Arm und führte mich zu einer Bank. Ohne Korsett war es viel leichter, graziös Platz zu nehmen. Erstaunlich, was kleine Veränderungen bewirken können!
    „Emily“, meinte Colin eindringlich, „vielleicht müssen Sie wirklich einen Suchtrupp losschicken, um akzeptieren zu können, dass Ihr Gemahl tot ist. Aber, bitte, schließen Sie sich dieser Expedition nicht an!“
    „Die Gefahren eines solchen Unternehmens sind mir bewusst.“
    „Das glaube ich nicht. Verflucht, was denkt Palmer sich eigentlich dabei, Sie mitzunehmen.“
    „Er denkt“, erklärte ich würdevoll, „meine Anwesenheit könne Philips Genesung beschleunigen. Außerdem hat er, im Gegensatz zu vielen anderen Gentlemen, nichts dagegen, dass eine Dame ihre eigenen Entscheidungen fällt.“
    „Wenn Philip noch lebte, würde er Andrew zum Duell fordern, weil dieser seine Kallista in Gefahr bringt.“
    „Nun, ich glaube, Philip wird es seinen Freunden danken, dass sie mich zu ihm bringen. Im Übrigen sind die Palmers gewiss in der Lage, mich zu beschützen. Und jetzt muss ich mich verabschieden. Ich habe noch viel zu erledigen, ehe ich abreise.“
    Colin sprang auf und nahm zu meinem größten Erstaunen mein Gesicht sanft in beide Hände. „Emily, ich flehe Sie an: Begeben Sie sich nicht unnötig in Gefahr. Ich kann Sie nicht vor Unheil bewahren, wenn Sie in Afrika sind.“
    „Ihre Besorgnis rührt mich“, sagte ich, „aber sie ist vollkommen unnötig.“ Damit wandte ich mich ab und schritt rasch davon. Tatsächlich kochte ich innerlich vor Zorn. Warum war es Colin so wichtig, mich von Philip fernzuhalten? Vermutlich, weil er tatsächlich in dunkle Geschäfte verwickelt war. Seine perfekten Manieren, sein Charme und sein gutes Aussehen konnten mich nicht darüber hinwegtäuschen, dass er ein sehr undurchsichtiger Mensch war. Wenn ich doch nur einen Beweis für seine Verbindung zu den Fälschern und Kunstdieben besäße!
    Ich wollte gerade den Klopfer betätigen, als Ivy die Tür zu meinem Haus aufriss.
    „Ist Davis krank?“, fragte ich gereizt. „Und was ist mit den anderen Bediensteten? Warum bewachst du die Tür?“
    „Weil seit einer halben Stunde ein mysteriöser Gentleman auf dich wartet.“
    Ich nahm meinen Hut ab und reichte ihn dem Butler, der wie aus dem Nichts aufgetaucht war.
    „Mr Wesley Prescott“, sagte Ivy.
    „Kennst du ihn?“
    „Nein. Stell dir nur vor: Er hat einfach um ein Gespräch mit dir gebeten.“
    „Hat er erwähnt, warum er mich sprechen will?“
    „Nein. Er hat erklärt, er müsse mit dir persönlich reden und würde deshalb auf dich warten.“
    „Ich habe ihn in den Salon geführt“, erklärte Davis.
    Ich bat Ivy, mich zu begleiten. Gleich darauf öffnete ich die Tür zu dem Raum, in dem Mr Prescott auf mich wartete, und musterte neugierig den dünnen, braun gebrannten und entsetzlich schlecht gekleideten Mann, der bei meinem Anblick vom Stuhl aufsprang und sich tief verbeugte.
    „Mr Prescott? Bitte, kommen Sie gleich zur Sache! Ich habe nicht viel Zeit.“
    Erneut verbeugte er sich. „Ich war für die Missionsgesellschaft der Anglikanischen Kirche einige Jahre lang in

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