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Todes Kuss

Todes Kuss

Titel: Todes Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: TASHA ALEXANDER
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heraus.
    Die Eintragungen in dem Band, den ich mitgenommen hatte, begannen einige Monate vor unserer Verlobung und endeten kurz vor Philips Tod. Ich konnte mich nicht daran erinnern, wie das Buch den Weg zu mir gefunden hatte. Vermutlich hatte Colin dafür gesorgt, dass es von Afrika nach England zurückgeschickt worden war.
    Ich schlug die erste Seite auf und stellte fest, dass Philip diese Zeilen in Afrika geschrieben hatte. Ausführlich berichtete er über eine Großwildjagd, an der auch Hargreaves teilgenommen hatte. Die begeisterte Aufzählung der diversen Jagdmethoden und der Beutetiere langweilte mich. Doch ich las weiter, weil ich hoffte, so irgendwie tiefere Einblicke in Philips Charakter zu gewinnen. Leider bestätigten seine Eintragungen nur, was ich schon wusste: Ich hatte einen fanatischen Jäger geheiratet. In allen Einzelheiten erläuterte er, wie er Spuren verfolgt, Tiere beobachtet und Strategien entwickelt hatte, um ein Zebra, eine Antilope oder gar einen Löwen zu erlegen.
    Colin hingegen schien mehr an der Pflanzenwelt, der Landschaft und den dort lebenden Menschen interessiert zu sein. Ziemlich oft hatte er sich von den Jägern abgesetzt, um allein mit einem der einheimischen Führer auf Erkundungstour zu gehen. Widerwillig gestand ich mir ein, dass ich ihn dafür bewunderte.
    Schließlich konnte ich Schilderungen der Jagderfolge nicht länger ertragen. Ich überflog die nächsten Seiten und war froh, als Philip schrieb, er sei nach Ägypten zurückgekehrt und wolle dort ein paar Wochen wie ein typischer Tourist verbringen. Er hatte einige der berühmten Sehenswürdigkeiten besucht, brachte jedoch für keine davon so viel Begeisterung auf wie für die griechischen Altertümer – was ich gut verstehen konnte. Schließlich galt auch meine Liebe dem alten Griechenland und nicht dem Land der Pharaonen.
    Irgendwann legte ich die Aufzeichnungen beiseite, lehnte mich bequem zurück und betrachtete die Landschaft, die am Fenster vorbeizog.
    Es war leicht gewesen, mich in Philip zu verlieben, solange ich ihn für tot hielt. Doch das, was ich gerade in seinem Tagebuch gelesen hatte, war nicht dazu angetan, meine Gefühle für ihn zu vertiefen. Im Gegenteil, es hatte mir in Erinnerung gerufen, warum ich zunächst so wenig an ihm interessiert gewesen war. Die Jagd, die ihm so wichtig war, bedeutete mir nichts. Wie würde ich damit fertigwerden, wenn er entgegen meinen Hoffnungen beschloss, nach seiner endgültigen Genesung erneut eine Expedition zu unternehmen?
    Ich beruhigte mich selbst, indem ich mir sagte, die Liebe zur Antike würde uns verbinden. Dann griff ich erneut nach dem Tagebuch und suchte nach der ersten Eintragung, die sich mit mir beschäftigte. Als ich las, wie Philip unser erstes Treffen beschrieb und wie er sich bald darauf in mich verliebte, verflogen meine Sorgen.
    Voller Spannung widmete ich mich den Passagen, die sich mit der Suche nach verschiedenen Kunstwerken befassten. Er hatte notiert, wie er in Frankreich die Vase mit dem Urteil des Paris entdeckt und gekauft hatte. Erleichtert war ich, als ich bemerkte, dass zumindest auf den ersten Blick nichts darauf hinwies, er könne dabei zu ungesetzlichen Mitteln gegriffen haben.
    Leider verflog die anfängliche Spannung rasch. Das meiste, was Philip in seinem Tagebuch festgehalten hatte, langweilte mich. Also begann ich erneut, Seiten zu überfliegen. Nur hier und da schenkte ich ein paar Zeilen meine ungeteilte Aufmerksamkeit. Unsere Verlobung, unsere Heirat, unsere Hochzeitsreise … Ein Abschnitt, der sich damit beschäftigte, dass er die Vase, die ich so sehr liebte, dem British Museum geschenkt hatte …
    Ich unterdrückte einen Seufzer und blätterte bis zur letzten beschriebenen Seite. Da ich um den Streit zwischen ihm und Colin wusste, wunderte es mich nicht, dass Philip von einer heftigen Auseinandersetzung berichtete. Was mich jedoch sehr erstaunte, waren folgende Sätze:
    Hargreaves versteht nicht, worum es mir geht. Trotzdem hat er mich – wie stets – zum Schluss nicht im Stich gelassen, sondern mich unterstützt. Dennoch werde ich nicht zulassen, dass er mein Patroklos wird.
    Was, um Himmels willen, hatte Philip damit gemeint? Ich wusste, dass es in der griechischen Geschichte und Mythologie mehrere Männer namens Patroklos gab. Doch vertraut war ich nur mit der Gestalt des Waffengefährten und Freundes des Achill. Ihm hatte Achill gestattet, für ihn zu kämpfen. Dabei war Patroklos gefallen. Wollte Philip also

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