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Todes Kuss

Todes Kuss

Titel: Todes Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: TASHA ALEXANDER
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plötzlich schlug. Er verbeugte sich, und als er den Kopf hob, schaute er mir direkt in die Augen. Mir war, als hätte ich Schmetterlinge im Bauch. Doch dann war ich schon wieder auf dem Weg zur Tür. Bald würde ich wissen, ob er Caravaggio war. Die Vorstellung bewirkte, dass mein Puls sich noch mehr beschleunigte. Wenn Colin wirklich zu den Kunstfälschern und -dieben gehörte, würde ich ihm vielleicht bald noch eine Ohrfeige geben.
    Ich dachte über ihn nach, während die Kutsche mich zu Céciles Haus brachte. Dort umarmte ich meine Freundin und setzte mich ihr gegenüber an den bereits gedeckten Tisch. Ein Lakai brachte die Speisen herein, bediente uns und zog sich wieder zurück.
    „Sie sind ja ausgesprochen guter Laune, Kallista“, stellte Cécile fest und musterte mich kritisch. „Und das, obwohl Sie offenbar spät zu Bett gegangen sind. Was hat den Abend so interessant gemacht?“
    „Zwei Gläser Absinth.“
    „Ich bin beeindruckt. Sind Sie etwa im Begriff, sich zu einem Mitglied der Pariser Kunstszene zu entwickeln?“
    Lachend schüttelte ich den Kopf. „Ein schreckliches Gebräu, dieser Absinth! Ich musste mich zwingen, es zu trinken. Trotzdem bereue ich nichts. Übrigens“, ich reichte ihr das Telegramm, „das habe ich gestern aus England erhalten.“
    Sie las, nickte und sagte: „Ich bin nicht besonders überrascht.“
    „Ich habe Andrew sofort zur Rede gestellt.“
    Cécile hob die Augenbrauen, und ich berichtete ihr von meiner Auseinandersetzung mit Palmer.
    „ Mon dieu! “, rief sie. „Glauben Sie ihm?“
    „Nein. Obwohl er sehr überzeugend auftrat.“
    Cécile begann, Caesar und Brutus mit kleinen Häppchen zu füttern. Die Hunde saßen geduldig auf ihrem Schoß. Von der üblichen Rivalität zwischen ihnen war nichts zu merken. „Nun werden Sie wohl nicht mit den Palmers nach Afrika reisen“, stellte meine Freundin fest.
    „Natürlich nicht!“ Nachdem ich die letzten Bissen gegessen hatte, seufzte ich zufrieden auf, denn ich mochte die französische Küche tatsächlich sehr. „Ich habe an Lord Lytton von der Britischen Botschaft geschrieben und ihn um Hilfe gebeten. Da ich den Palmers versprochen habe, ihre Suchexpedition zu finanzieren, werde ich das auch tun. Aber ich bezweifele inzwischen, dass ich mich wirklich auf Andrew und Arthur verlassen kann. Was glauben Sie: Wie lange werde ich warten müssen, ehe ich zuverlässige Nachrichten erhalte?“
    „Versuchen Sie, nicht darüber nachzudenken, liebste Kallista.“ Cécile setzte die Hunde auf die Erde und erhob sich. „Kommen Sie, wir wollen uns noch ein wenig mit meinem kleinen Versailles beschäftigen. Ich möchte die Möbel im Schlafgemach der Königin umstellen.“
    Fast eine Stunde verbrachten wir in dem breiten Gang mit Céciles Miniaturzimmern. Und obwohl ich mir große Mühe gab, nicht über Colin nachzugrübeln, merkte ich doch, wie meine innere Anspannung stetig wuchs. Nervös schaute ich immer wieder auf die große Standuhr neben der Tür. Es war bereits nach drei. Hatte Caravaggio beschlossen, die Verabredung nicht einzuhalten? Endlich trat Céciles Butler ein, dicht gefolgt von der Zofe Odette, um einen Besucher zu melden. Schlagartig wurde ich ruhig.
    „Führen Sie ihn in den roten Salon“, befahl Cécile, ehe sie sich mir zuwandte und meine Hände ergriff. „Odette bringt Sie jetzt in den Nebenraum. Dort warten Papier und Schreibzeug auf Sie, damit Sie sich Notizen machen können. Das Wichtigste allerdings ist, dass Sie genau auf die Stimme dieses Caravaggio achten. Vielleicht erkennen Sie sie ja.“
    Es war sehr still in dem kleinen Zimmer, in das die Zofe mich geführt hatte. Dann hörte ich, wie nebenan Absätze klapperten. Gleich darauf sagte Cécile: „Monsieur Caravaggio, ich bin sehr erfreut über Ihr Erscheinen. Sie sprechen Französisch, nicht wahr?“
    Vor Aufregung hielt ich den Atem an.
    „Die Freude ist ganz auf meiner Seite, Madame du Lac. Ja, ich beherrsche das Französische. Allerdings stamme ich trotz des italienischen Namens aus England.“
    „Ah, ein Engländer, wie interessant! Nun, Monsieur, ich hoffe sehr, dass wir miteinander ins Geschäft kommen. Wollen Sie nicht Platz nehmen?“
    Stühle wurden gerückt.
    „Ich möchte gleich zur Sache gelangen, Madame, und bitte Sie, mir meine Offenheit zu verzeihen. Als ich von Ihrem Wunsch, einen Teil des Parthenon-Frieses zu besitzen, erfuhr, war ich zunächst misstrauisch. Doch ich sehe, dass Sie durchaus über die finanziellen Mittel

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