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Todesacker

Todesacker

Titel: Todesacker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth Thomas Bauer
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der Hindernisparcours durch den übel riechenden Müll plötzlich wie eine Botschaft.
    Einen Augenblick lang schien Fry entschlossen zu sein, sich trotzdem Zugang zu verschaffen, als wollte sie nicht akzeptieren, dass manche Dinge jeder Logik entbehrten.
    »Halten Sie sich die Nase zu. Das ist, als würde man die Hölle betreten«, warnte Wayne Abbott, der in ein paar Metern Entfernung vorbeiging.
    »Warum ist er eigentlich immer in der Nähe?«, fragte Fry.
    »Das ist eben sein Job«, stellte Cooper fest.
    »Aber es ist nicht sein Job, mir auf die Nerven zu gehen.«
    Sie gingen ums Haus, und Cooper führte sie durch die Hintertür ins Innere, vorbei an den leer geräumten Zimmern in den Flur.
    »Sie haben alles zurückgelassen. Sieh mal, sogar die Familienbibel liegt noch auf dem Tisch im Flur«, sagte Cooper.
    »Meinst du, dass einer der beiden Gott gefunden hat?«
    »So etwas soll vorkommen.«
    »Das war bestimmt Raymond. Er scheint mir der Typ dafür zu sein.«
    »Denkst du, dass es da einen bestimmten Typ gibt, Diane?«
    »Ja, diejenigen, bei denen es Anzeichen dafür gibt, dass sie überhaupt ein Gewissen besitzen. Nein, Moment. Es gibt noch einen anderen Typ – diejenigen, die bereits verhaltensgestört sind und sich am Abgrund bewegen. Das lässt sich immer wieder bei verurteilten Verbrechern beobachten. Sie haben irgendwelche Wahnvorstellungen, die sie als spirituelle Offenbarung deuten, und plötzlich werden sie wiedergeboren. Dann halten sie sich für auserwählte Vertreter Gottes auf Erden, die zu einem bestimmten Zweck, den Gott sich für sie ausgedacht hat, von ihren Sünden erlöst wurden. Und schon brauchen sie sich wegen ihrer Verbrechen nicht mehr schuldig zu fühlen.«
    Cooper nickte zögerlich. Er ging zwar selbst nicht mehr regelmäßig in die Kirche, hatte deshalb jedoch zumindest ein schlechtes Gewissen. Die Art und Weise, wie Fry über die religiösen Überzeugungen anderer Menschen sprach, verursachte ihm Unbehagen. Das Schlimmste daran war, dass er ihr nicht sagen konnte, wie er empfand, da er wusste, sie würde das als ein Zeichen der Schwäche deuten.
    »Aber es gibt noch einen dritten Typ, oder?«, sagte er.
    »Ach, tatsächlich?« Fry sah ihn erwartungsvoll an.
    »Diejenigen, die vorgeben , Religion für sich entdeckt zu haben, um auf Bewährung entlassen zu werden.«
    »Ja, das kommt durchaus vor. Aber es ist schwierig, diese Nummer durchzuziehen, vor allem, nachdem man entlassen wurde.«
    »Ja, vermutlich schon.«
    Fry betrachtete die Bibel, die deutlich sichtbar auf dem Tisch im Flur platziert war. »Ich meine, wenn jemand aufrichtig religiös ist, würde man doch erwarten, dass man bei ihm zu Hause irgendein Anzeichen dafür findet, im Privaten – nicht nur das, was er öffentlich zur Schau stellt.«
    Sie machte kehrt, und Cooper folgte ihr. Sie gingen vorsichtig durchs Haus, auf der Suche nach einem büroähnlichen Raum, in dem die Farm-Akten aufbewahrt worden sein mochten. Schließlich landeten sie jedoch in der Küche.
    »Wir könnten ebenso gut hier anfangen«, schlug Cooper vor.
    Es waren immer noch keine Katzen zu sehen, nicht einmal eine Futterschüssel oder eine Katzentoilette. Waren Katzen nicht das keltische Äquivalent zu Zerberus, dem Wächter an der Pforte zur Unterwelt? Wenn das eine Art Hölle war, wo waren dann die Wächter?
    Cooper hoffte, dass die Katzen sich in die Wälder und auf die Felder davongemacht hatten, um sich selbst Nahrung zu suchen. Der Gedanke, dass sie überfahren werden könnten, gefiel ihm nicht. Wenn dem so wäre, würde ihr Tod niemals gemeldet werden. Wie die Frau, deren Leichnam ausgegraben worden war, würden sie niemals vermisst werden oder in die Statistik eingehen.
    Er sah eine Ausgabe des Daily Express , die zusammengefaltet auf dem Küchentisch lag und verstaubte.
    »Diese Zeitung ist fast neun Monate alt.«
    »Ist Winston Churchill noch Premierminister?«, fragte Fry.
    »Nein, aber jemand ist auf dem Mond gelandet.«
    Sie durchsuchten sämtliche Schubladen, die sie in der Küche, im Wohnzimmer und in einer kleinen Stube fanden. Letzten Endes förderte ihre Suche ein großes, in Leder gebundenes Hauptbuch zutage sowie Stapel von Dokumenten, die zum Teil lose und zum Teil in Ordnern abgeheftet waren. Cooper fischte das Buch zwischen den Blättern heraus.
    »Farmunterlagen?«, fragte Fry.
    »Ja, ich glaube schon.«
    »Pack alles ein, Ben, und sorg dafür, dass es als Beweismaterial klassifiziert wird. Wir sehen es uns an, wenn wir wieder

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