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Todesacker

Todesacker

Titel: Todesacker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth Thomas Bauer
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ein Auffanglager für Kosovo-Albaner?«
    »Ja, aber ihre Zahl ist nicht besonders groß. Zumindest im Vergleich mit East Anglia. Zu uns kommen nicht jedes Jahr siebzigtausend Gastarbeiter, um in der Gartenbaubranche zu arbeiten. In dieser Gegend gibt es nichts, was arbeitsintensiv genug wäre, um kurzfristig eine so starke Nachfrage nach billigen Arbeitskräften entstehen zu lassen.«
    »Für mich klingt es schlimm genug.«
    Cooper schüttelte den Kopf. »Schau dir mal eine Stadt wie King’s Lynn an, dann wirst du den Unterschied erkennen. Ein Bekannter von mir bei der dortigen Polizei sagt, dass sie Tausende von illegalen Einwanderern haben, die in Schuppen und Garagen schlafen. Sie müssen arbeiten, damit sie das Geld zurückzahlen können, das sie jemandem für ihren falschen Pass und die Reise nach Großbritannien schulden. Organisiertes Verbrechen hat sich im Gelegenheitsarbeitsmarkt fest etabliert. Ich meine damit nicht ausländische Studenten, die an einem Projekt für Gastarbeiter in der Landwirtschaft teilnehmen – die sind ziemlich gut organisiert. Ich meine die bitterarmen chinesischen Kleinbauern, die versuchen, Geld nach Hause zu schicken, um ihre Schulden abzubezahlen. Sie brauchen Jahre, bis sie sich aus der Sklaverei herausarbeiten.«
    »Sklaverei? Das ist aber ein hartes Wort.«
    »Aber genau darum handelt es sich, Diane. Die Arbeitskolonnenführer sind manchmal skrupellos, aber inzwischen sind Kriminelle auf den Plan getreten. Sogenannte ›Triad‹ oder ›Snakehead‹-Gangs.Vor Bahnhöfen sieht man oft Chinesen stehen, die ihre gesamten Habseligkeiten in einem Bündel mit sich herumtragen. Sie sind der Polizei gegenüber äußerst misstrauisch und haben zu große Angst davor, irgendetwas zu melden. Außerdem sprechen nur sehr wenige von ihnen Englisch – und während die Polizei einen Dolmetscher holt, machen sie sich aus dem Staub.«
    »Könntest du mal mit deinem Bekannten sprechen und dir noch mehr Informationen geben lassen? Es wäre interessant, zu erfahren, ob die Polizei in Norfolk irgendetwas von Arbeitskolonnen weiß, die in dieser Gegend tätig sind.«
    »Klar. Auf diese Idee hätte ich eigentlich schon viel früher kommen können.«
    »Trotzdem bleiben uns eine Menge Verdächtige«, sagte Fry. »Zu viele.«
    Eine erschöpfte Stimme unterbrach sie. Plötzlich stand Detective Inspector Hitchens hinter ihnen. Matsch hatte den lässigen Look seiner Jeans ruiniert.
    »Habe ich gerade gehört, dass sich jemand Sorgen wegen der Anzahl möglicher Verdächtiger macht?«, sagte er.
    »Ja, Sir. Warum?«
    Hitchens seufzte. »Tja, ich weiß nicht, ob es das besser oder schlechter macht, aber das Ausgrabungsteam hat gerade eine zweite Leiche gefunden.«

11
    E in weiteres Leichenzelt wurde aufgestellt, genau dort, wo Jamie Ward auf den unebenen Boden hingewiesen hatte. Fry beobachtete drei Police Constables in Warnwesten, die mit dem Fiberglas-Gestänge kämpften und sich gegenseitig widersprüchliche Anweisungen gaben. Ein paar Meter entfernt stand ein gelb-weißes Zelt der Spurensicherung. Es war doppelt so groß, hatte sich aber offenbar leichter aufstellen lassen – vielleicht deshalb, dachte sie, weil es eine Frau allein aufgebaut hatte.
    »Hierbei handelt es sich um ein älteres Begräbnis, so viel kann ich Ihnen sagen«, stellte Mrs van Doon fest und wischte ihre Handschuhe ab. »Ich nehme an, darauf wären Sie auch selbst gekommen, oder? Die vollständige Skelettierung ist deutlich zu erkennen. Dr. Jamieson muss auf Exartikulation achten, wenn er den Leichnam aus dem Erdreich entfernt. Aber seine Leute wissen ja, was sie tun. Das hier ist nicht mein Bier, Inspector. Ich brauche Weichgewebe. Vorzugsweise ein paar innere Organe.«
    »Ja, ich weiß«, sagte Hitchens.
    »Beide Opfer wurden in stabile Plastikfolie gewickelt, bevor sie begraben wurden«, erklärte Mrs van Doon. »Trotz der unterschiedlichen Zeitpunkte der Begräbnisse sieht es für mich so aus, als würde es sich um dasselbe Material handeln. Sie wurden getötet, in Plastikfolie gewickelt und begraben.«
    »Dann können wir Sie also nicht zu Selbstmord überreden, Doktor?«, fragte Hitchens.
    Die Pathologin bedachte ihn mit einem eisigen Blick, machte sich jedoch nicht die Mühe zu antworten.
    Hitchens seufzte. »Schade.«
    Der Detective Inspector machte inzwischen einen erschöpften Eindruck. Fry vermutete, dass er langsam ins Grübeln kam, ob seine anfänglichen Entscheidungen die richtigen gewesen waren. Vielleicht hätte er

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