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Todesacker

Todesacker

Titel: Todesacker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth Thomas Bauer
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Stunde in der Telefonzentrale zu verbringen, um einen Eindruck von den Beschwerden zu bekommen, mit denen die Telefonistinnen bombardiert wurden. Dreitausend pro Tag. Abfall auf dem Bürgersteig, Vögel, die auf Bäumen festsaßen. Ein totes Schaf war nichts Besonderes. Manchmal war nicht klar, was genau passiert war, bis ein Streifenwagen vor Ort eintraf.
    Doch er sagte nichts, da er Matt nicht unterbrechen wollte, während dieser sich seine Sorgen von der Seele redete.
    »Wenn man fünfhundert Schafe hat«, sagte Matt, »und sie behält, bis sie sieben oder acht Mal geschoren wurden, so wie Geoff es tut, dann stirbt eben ein bestimmter Prozentsatz von ihnen. Das ist eine Tatsache des Lebens, oder etwa nicht?«
    Ben nickte. Ja, auf dem Land war der Tod auf jeden Fall eine Tatsache des Lebens. Das gehörte zu den Dingen, die Stadtmenschen nicht begriffen. Heutzutage wurden spezielle Busreisen für Städter organisiert, damit sie die Gelegenheit bekamen, den Unterschied zwischen einer Kuh und einem Schaf zu riechen. Aber die Allgegenwart des Todes wurde einem erst dann bewusst, wenn man hier lebte.
    Normalerweise brauchte man nur den Begriff »Diversifikation« zu erwähnen, um bei Matt eine Schimpftirade auszulösen. Heute Abend war er jedoch ungewöhnlich kleinlaut.
    »Ich weiß nicht, ob du dich an Jack Firth erinnerst, aus der Nähe von Chapel. Es hat sich rausgestellt, dass er einen netten kleinen Nebenerwerb hatte und auf seinem Land ausgediente Windhunde getötet und vergraben hat. Das Gesetz schreibt vor, dass ausrangierte Hunde von einem Tierarzt eingeschläfert werden müssen, aber Züchtern und Trainern ist das zu teuer. Jacks Dienste in Anspruch zu nehmen war viel billiger.«
    »Worauf willst du hinaus, Matt?«
    »Er hat eine Nachfrage befriedigt, siehst du? Das ist es, was die Regierung von uns erwartet – dass wir neue Wege finden, wie wir unser Potential nutzen können, und Dienstleistungen anbieten, für die es tatsächlich Bedarf gibt. Jack hat mir erzählt, dass das Windhund-Renngeschäft jedes Jahr fünfundzwanzigtausend Hunde hervorbringt, die niemand brauchen kann – Hunde, die am Ende ihrer Rennkarriere stehen oder von Anfang an nicht besonders gut waren. Die Tierheime wären mit dieser Zahl völlig überfordert, also hatte Jack eine Marktlücke entdeckt. Seine Einkünfte wären über Jahre hinweg gesichert gewesen.«
    »Ist die Sache aufgeflogen?«
    »Ja. Aber es gab keinerlei Hinweise, dass er die Tiere grausam oder unmenschlich behandelt hat. Als er verhaftet wurde, konnte ihm nur zu Last gelegt werden, dass er versäumt hatte, sich die offizielle Genehmigung einzuholen. Er hat die Formulare für die Bürokraten nicht ausgefüllt. Deshalb ist er jetzt ein Krimineller.«
    Das war nicht genau das, womit Ben gerechnet hatte. Doch er sah, dass Matt ein Beispiel für Diversifikation gefunden hatte, das er in den kommenden Jahren als Warnung für andere anbringen konnte. Das Beste war, das Thema zu wechseln.
    »Siehst du eine Zukunft für die Mädchen?«, fragte er. »Wenn sie erwachsen sind, möchten sie doch sicher ihre eigenen Wege gehen, meinst du nicht?«
    »Tja, ich hätte schon gerne, dass wenigstens eine von beiden später einmal in der Landwirtschaft tätig ist. Unsere Familie war schon immer eine Familie von Farmern.«
    »Ich weiß, Matt.«
    »Ich glaube, das ist so, seit es die Landwirtschaft gibt. Gut, die jüngeren Geschwister hatten schon immer andere Berufe, so wie du. Aber auch wenn sie selbst keine Farm hatten, waren sie in irgendeiner Weise mit der Landwirtschaft verbunden. Man braucht ein paar Kühe oder Schafe – das ist einfach eine Lebenseinstellung. Allerdings müssen die jungen Leute davon überzeugt sein, dass sie von der Landwirtschaft leben können, und sie verlangen eine gewisse Anerkennung. Als Farmer hat man das Gefühl, dass einen alle als Abschaum betrachten. Wir machen nichts richtig.« Er hielt inne, um einen kräftigen Schluck Bier zu trinken. »Und dann gibt es da noch die Märkte.«
    »Meinst du Ashbourne?«
    Ben wusste, dass die Schließung des Viehmarkts in Ashbourne ein Schlag für die örtlichen Farmer gewesen war, obwohl es gleich hinter der Grenze zu Staffordshire noch die Märkte in Bakewell und in Uttoxeter gab.
    »Das ist nur die jüngste Katastrophe«, sagte Matt. »Für Farmer aus abgelegenen Gegenden stellte der Besuch eines Markts eine Gelegenheit dar, um andere Leute mit ähnlichen Problemen zu treffen. Der einzige Mensch, mit dem sich unsereins

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