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Todesacker

Todesacker

Titel: Todesacker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth Thomas Bauer
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ist gestorben, nicht wahr? Derek?«
    »Ja, Derek. Er ist über den Jordan gegangen.«
    »War das, bevor Sie die Farm verkauft haben, Mr Sutton?«
    Der alte Mann nickte langsam. »Wir haben damals schon gemerkt, dass er sich seinem Schicksal ergeben hatte.«
    »Sich seinem Schicksal ergeben hatte?«, wiederholte Cooper.
    »Auf den Tod gewartet hat.«
    Cooper suchte in seinem Gedächtnis nach der Formulierung und hatte das Bild von einem verwundeten Tier vor Augen, das im Wald zu Boden ging, um zu sterben.
    »Sir, ist auf der Farm sonst noch jemand gestorben? Frauen?«
    »Frauen?«
    »Sind Frauen gestorben?«
    Sutton sah ihn forschend an. »Sind Sie Christ?«
    »Ja, selbstverständlich.«
    »Ein richtiger Christ?«
    »Ja, Sir.«
    Cooper war der aufrichtigen Überzeugung, dass das stimmte, hoffte jedoch, nicht gefragt zu werden, wann er zum letzten Mal sonntags in der Kirche gewesen sei. Wie so viele Leute aus seinem Bekanntenkreis hatte er sich das einfach abgewöhnt. Hochzeiten, Beerdigungen und Taufen – das war heutzutage mehr oder weniger alles. Seine Mutter war diejenige gewesen, die Wert auf Kirchgänge gelegt hatte, deshalb waren er, Matt und Claire als Kinder regelmäßig in der St.-Aiden’s-Kirche gewesen. Die Sonntagsschule hatten sie ebenfalls besucht. Bibelgeschichten und Chorproben, Pfingstwanderungen und Besuche bei der Church Army, wo man kostenlos Abzeichen bekam. Doch er hatte den Verdacht, dass das nicht nur an der besonderen Frömmigkeit seiner Mutter gelegen hatte, sondern ebenso sehr daran, dass es sich einfach so gehörte.
    Vermutlich war das der Grund, weshalb er manchmal ein wenig sarkastisch war, wenn ihm die Gläubigkeit anderer Menschen zu extrem erschien.
    »Dann wissen Sie ja, dass die Hölle brennt«, sagte Sutton. »Die Hölle brennt mit unvergleichlichen Qualen.«
    »Ja, Sir. Und in der Hölle gibt es keine Butter.«
    Sutton starrte ihn an, ohne über den Scherz zu lächeln und ohne die Anspielung zu verstehen. Cooper wünschte sich sofort, er könne seine Worte zurücknehmen. Er schämte sich, als ihm bewusst wurde, dass Raymond Sutton womöglich niemals ein Mensch gewesen war, der Bücher las, von einem bestimmten Buch einmal abgesehen. Ganz sicher las er keine despektierlichen Parodien wie Cold Comfort Farm .
    Trotzdem tauchten vor seinem geistigen Auge Bilder aus dem Roman von Stella Gibbons auf. Vom Prediger Amos Starkladder, der die Church of the Quivering Brethren tyrannisiert: »Ihr seid alle verdammt!« Und Bruder Ambleforth, dessen Aufgabe es war, die Kirchengemeinde zu führen und sie mit Schürhaken zu dirigieren, um allen das Höllenfeuer bewusst zu machen.
    Cooper fragte sich, ob Raymond Sutton am ersten Weihnachtsfeiertag wohl in diese Rolle schlüpfen würde, wenn ihn eine seiner Pflegeheim-Mitbewohnerinnen bat, ein Knallbonbon zu öffnen. »Sei still, Frau... Führ mich nicht mit Süßigkeiten und Papierhüten in Versuchung. Die Hölle ist mit solchen Dingen gepflastert.«
    »Dann glauben Sie also ebenso wenig wie ich an böse Geister?«, fragte Sutton plötzlich.
    »Was? Gespenster, meinen Sie?«
    »Gespenster weniger. Eher etwas wie... na ja, eine Erscheinung in der Atmosphäre des Hauses.«
    »Da bin ich mir nicht sicher. Vielleicht, unter bestimmten Umständen.«
    »Wenn etwas Schreckliches geschehen ist.«
    »Ja.«
    »Waren Sie in dem alten Haus?«
    »Ja, Mr Sutton.«
    »Ich hatte mir immer geschworen, dass ich alles dort lassen würde. Ich wollte, dass alles verbrannt wird, zerstört. Ich wollte, dass jemand mit einem Bulldozer und einem großen Container kommt und alles wegkarrt. Es war verflucht.«
    »Ja, Sir.«
    Sutton sah ihn an und zuckte nervös mit den Lippen. »Da war allerdings eine Sache. Da war das gute Buch. Unsere Familienbibel.«
    »Die habe ich gesehen«, sagte Cooper.
    Der alte Mann packte ihn am Arm. »Ist sie noch da?«
    »Soll ich versuchen, ob ich sie für Sie holen kann?«
    »Ja.« Zu Coopers Erleichterung lockerte sich sein Griff. »Könnten Sie das tun?«
    »Ich muss meine Vorgesetzte fragen. Aber bin überzeugt, dass sie noch in Sicherheit ist.«
    »Danke. Sie sind ein netter Junge, weil Sie mich besuchen kommen.«
    »Mr Sutton, ich muss Sie zu den Angestellten fragen, die Sie in den vergangenen vier Jahren auf der Farm hatten.«
    »Angestellte?«
    »Sie hatten doch eine Geflügelzucht. Erinnern Sie sich an die Hühner?«
    Cooper bemerkte, dass seine Stimme lauter wurde, wie es manchmal bei Leuten zu beobachten war, wenn sie etwas zu

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