Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesacker

Todesacker

Titel: Todesacker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth Thomas Bauer
Vom Netzwerk:
oft unterhält, ist der Bankdirektor. Wenn der Rest der regionalen Märkte auch noch verschwindet, dann war’s das, Ben. Dann war’s das für die Viehwirtschaft in diesem Land.«
    »Ach, komm schon, Matt.«
    »Nein, das ist die Wahrheit. In zehn Jahren bin ich entweder noch Farmer oder Sozialhilfeempfänger, das ist eine Tatsache. Im Farmers Guardian war vor einiger Zeit ein Artikel, in dem stand, dass 2010 das Ende der kleinen Farmen kommen wird.«
    »Noch gibt es ja ein paar davon.«
    »Ja, ein paar.«
    Cooper schwieg einen Moment lang, genoss sein Towns-Bier und spülte damit den seltsamen chemischen Geschmack hinunter, der sich in seinem Rachen festgesetzt zu haben schien, seit er erstmals die Pity Wood Farm betreten hatte.
    »Glaubst du wirklich, dass das passieren wird, Matt?«
    »Da bin ich mir verdammt sicher. Ich glaube, das wurde alles irgendwo geplant. In London oder in Brüssel, keine Ahnung. Aber ich nehme an, dass in diesem Augenblick in der Schreibtischschublade irgendeines Bürokraten ein Dossier liegt, auf dem der angestrebte Termin für die Schließung der letzten kleinen Hügelfarm steht. Die haben unser Schicksal beschlossen, und wir können nichts dagegen tun.«
    »Nichts? Du könntest jetzt schon Pläne für diesen Zeitpunkt schmieden, oder etwa nicht?«
    »Ach ja? Versuch du doch mal, dich hinzusetzen und die verdammten Formulare der Behörden auszufüllen, wenn du nach einem langen harten Arbeitstag erschöpft nach Hause kommst. Dann wirst du schon sehen, wie viel Zeit du hast, um deine Zukunft zu planen. Ganz zu schweigen davon, dass man auch noch ein bisschen Zeit mit seiner Familie verbringen möchte. Siehst du, das ist eben das Problem mit uns Farmern. Wir haben nun mal leider das selbstmörderische Bedürfnis, Landwirtschaft zu betreiben. Wenn wir alle Tassen im Schrank hätten, dann hätten wir längst gesagt: ›Ihr könnt uns mal.‹«
    Cooper merkte, wie in seinem Hinterkopf eine vertraute Sorge um seinen Bruder auftauchte. Er hatte selbst Phasen tiefer Verzweiflung durchgemacht und wusste, wie es war, wenn einem alles düster vorkam und man keine Hoffnung in die Zukunft hatte. Die Verlockung war groß, den einfachsten Weg zu gehen, und zwar denjenigen, der einem im Handumdrehen all die Last von den Schultern nahm.
    Er konnte nur hoffen und beten, dass diese Neigung bei seinem Bruder nicht vorhanden war, zumindest nicht in stärkerem Maß. Matt hatte mitansehen müssen, wie das Leuten passiert war, die er kannte – zu vielen im Lauf der Jahre. Im Vereinigten Königreich waren Farmer die Berufsgruppe mit der höchsten Selbstmordrate. Sie hingen sehr an ihrem Land und kamen manchmal mit Problemen wie der Maul- und Klauenseuche einfach nicht zurecht.
    Eine der guten Seiten der Landwirtschaft war, dass man immer in die Zukunft blickte, weil man auf die nächste Ernte wartete oder auf die nächste Ablammsaison. Die Arbeit, die man heute erledigte, trug fünf Monate später Früchte. Das war ganz anders als der gewöhnliche Arbeitsalltag, bei dem die eine Woche der anderen glich und sich so gut wie nichts änderte.
    Doch wenn Farmern wie Matt ihr Optimismus in Hinblick auf die Zukunft genommen wurde, hatten sie nichts mehr, was sie vorantrieb.
    »Trinken wir noch was?«
    Matt stellte sein leeres Glas schwungvoll ab. »Warum nicht?«
    Ben trank sein Towns ebenfalls aus und stand auf, um zur Theke zu gehen. Nach einem Tag wie diesem fragte er sich, wer diejenigen waren, die alle Tassen im Schrank hatten. Vielleicht waren es Menschen wie Diane Fry, die die Zukunft am deutlichsten sahen und sie bereits komplett ausgetüftelt hatten. Frys Einstellung war wirklich vernünftig. Na ja, vielleicht.
     
    Mit wachsender irrationaler Wut starrte Fry auf den Inhalt der Schachtel, die sie unter einer losen Fußbodendiele gefunden hatte. Diazetylmorphin-Chlorhydrat. Pharmazeutisch aufbereitetes Heroin, gefriergetrocknet in Glasampullen zur Injektion in die Pulsadern.
    Sie hatte bereits von dieser Verwendung von Diazetylmorphin gehört. Über einen gewissen Zeitraum waren im ganzen Land in aller Stille Versuchsprogramme durchgeführt worden. Wenn das Präparat in sorgfältig bemessenen Mengen verabreicht wurde, wusste man genau, wie viel man nahm, und es ergaben sich keine Komplikationen – zumindest in der Theorie. Im Grunde genommen war das Ganze nichts anderes als Heroin vom staatlichen Gesundheitsdienst und auf Kosten der Steuerzahler von etwa zehntausend Pfund im Jahr pro Drogenabhängigem.
    Fry

Weitere Kostenlose Bücher