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Todesacker

Todesacker

Titel: Todesacker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth Thomas Bauer
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wusste, dass es nur sehr wenige Abhängige gab, die sich ausschließlich auf eine Droge beschränkten. Heroinsüchtige nahmen Crack und umgekehrt. Bislang hatte noch niemand den Vorschlag gemacht, Crack durch den staatlichen Gesundheitsdienst zu verschreiben, doch sie konnte sich durchaus vorstellen, dass das auch noch kommen würde. Auf der Straße konnten Frauen zwischen hundert und zweihundert Pfund pro Nacht verdienen. Und in vielen Fällen ging alles für Stoff drauf. Heroinabhängigkeit war ein teures Hobby.
    Sie setzte sich aufs Bett, als plötzlich heftiges Schuldbewusstsein in ihr aufstieg, weil sie in die Privatsphäre ihrer Schwester eingedrungen war. Sie hätte heulen können über die Zerstörungskraft der Emotionen, die sie dazu getrieben hatten. Eifersucht, Verbitterung und Angst. Ihre Beziehung konnte doch nicht ausschließlich auf einem gemeinsamen Satz Genen beruhen, oder? Verwandtschaft bedeutete schließlich mehr als endloser Groll und Argwohn.
    Doch Fry betrachtete die Schachtel auf dem Fußboden und wurde erneut von einer Woge der Wut überrollt, die ihr den Magen umzudrehen drohte und zu stark war, als dass sie ihr etwas entgegenzusetzen gehabt hätte.
    Sie wusste mit absoluter Sicherheit, dass es in Edendale kein Diazetylmorphin-Versuchsprogramm für Abhängige aus der Gegend gab. Also wo war ihre Schwester gewesen? Wo beschaffte Angie sich ihre Vorräte?

15

Samstag
    A ls Cooper die Einsatzzentrale betrat und Gavin Murfin sah, wusste er sofort, dass dieser Tag kein guter Tag werden würde. Murfin besaß die erstaunliche Gabe, mit seiner Miene ein Bild erbärmlichen Elends zu präsentieren. An diesem Morgen standen ihm Martyrium und Trübsal ins Gesicht geschrieben. Das genügte, um das Lametta welk werden zu lassen.
    »Was ist denn los, Gavin?«
    »Ich wurde über Weihnachten zum Dienst eingeteilt. Das habe ich dieser Geschichte in Rakedale zu verdanken. Da wird der Haussegen bei mir wieder mal so richtig schiefhängen, das kann ich dir sagen.«
    Cooper zog sein Jackett aus und setzt sich an seinen Schreibtisch. »Ich tausche mit dir.«
    Murfin sah auf. »Was?«
    »Ich tausche die Schichten mit dir, Gavin. Da wird schon niemand was dagegen haben. Solange jemand da ist, der sich darum kümmert, wenn irgendwas reinkommt. Dann kannst du Weihnachten zu Hause mit deiner Familie verbringen, und alle sind glücklich, habe ich recht?«
    »Aber was ist mit dir?«
    Cooper zuckte mit den Schultern. »Für mich ist das nicht so wichtig. Ich habe schließlich keine Kinder.«
    »Trotzdem. Du wirst bestimmt am ersten Weihnachtsfeiertag auf Bridge End erwartet. Ihr habt doch immer ein großes Familientreffen, oder nicht? Davon hast du mir oft genug erzählt. Brüder und Schwestern und Tanten und Onkel und Horden von kleinen Neffen und Nichten.«
    »So viele sind es auch wieder nicht, Gavin. Außerdem wird es dieses Jahr anders. Es ist das erste Mal, dass Mum nicht dabei ist.«
    »Oh, stimmt. Ja, das könnte ein bisschen schwierig werden, nehme ich an. Dann gehst du also lieber ins Büro, als auf der Farm zu sein? Bist du dir sicher?«
    »Das geht schon in Ordnung. Ich habe nichts dagegen, beschäftigt zu sein.«
    Murfin musterte ihn einen Moment lang. »Aber warte mal. Was ist denn mit Liz?«
    »Die fährt nach Hause zu ihrer Familie nach Stoke.«
    »Und du bist nicht eingeladen?«
    Cooper stellte fest, dass ihn Murfins Selbstlosigkeit langsam ein wenig irritierte. »Das ist schon okay, Gavin, ehrlich. Ich möchte mit dir tauschen. Ich übernehme die Weihnachtsschicht.«
    »Also gut. Sagst du es Madame, oder soll ich es ihr sagen?«
    »Ich glaube, das mache ich besser selbst. Übrigens, was schenkst du eigentlich deinen Kindern zu Weihnachten, Gavin?«
    »Mein Ältester steht total auf Computerspiele.«
    »Ich mag ›Die Sims‹«, sagte Cooper.
    »Bei dem würde ich mir ein bisschen Sorgen machen, dass meine Frau es in die Finger bekommt.«
    »Wie bitte?«
    »Tja, man hört da so einiges über Frauen, die ›Die Sims‹ spielen. Angeblich benutzen sie es, um ihre grausame Ader zu trainieren, und haben Spaß daran, kleine, hilflose Kreaturen zu quälen. Sie lassen sie in Häusern ohne Toiletten wohnen. Sie sperren sie in Zimmer ohne Fenster und Türen, um zu sehen, wie lange es dauert, bis sie durchdrehen.«
    »Tatsächlich?«
    »Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, unsere Detective Sergeant hätte es entwickelt.«
     
    Ganz egal wie lange die morgendliche Einsatzbesprechung fortgesetzt

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