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Todesacker

Todesacker

Titel: Todesacker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth Thomas Bauer
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Gesicht sahen, während auf beide gleich viel Licht durchs Fenster fiel. Fry machte einen zarten und zerbrechlichen Eindruck und saß in einer Haltung auf der Kante ihres Sessels, die sowohl angespannt als auch angriffslustig wirkte. Im Gegensatz dazu war Police Constable Palfreyman riesig; er hatte mindestens die doppelte Masse, wirkte jedoch weich und schwerfällig, und sein Gewicht lastete auf eher passive feindselige Art und Weise auf dem Sofa.
    Von seinem Sitzplatz aus sah Cooper, wie das Leben hinter ihnen im Freien weiterging: Vögel flogen über den Himmel, Lastwagen krochen den Hügel nach Rakedale hinauf. Ihm fiel auf, wie verschieden die beiden waren, der ehemalige Dorfpolizist und die ehrgeizige Detective Sergeant. Nicht nur von ihrer körperlichen Erscheinung her verschieden, sondern auch psychologisch, methodisch und in Bezug auf ihre Ausbildung. Eigentlich unterschieden sie sich in jeder erdenklichen Hinsicht. Als er die beiden betrachtete, hatte er das Gefühl, Zeuge zu werden, wie sich die Vergangenheit und die Zukunft an einem IKEA-Couchtisch auf einem grünen Teppich gegenübersaßen.
    Es bestand kein Zweifel daran, dass die Polizeiarbeit sich verändert hatte. Sie hatte in den wenigen Jahren seit Palfreymans Pensionierung verändert, und sie veränderte sich noch immer. Inzwischen gab es keine Polizisten mehr, die Rundgänge machten, zumindest nicht unter dieser Bezeichnung. In Derbyshire hießen sie heute »Safer-Neighbourhood«-Polizeiteams und bestanden aus Polizisten, Hilfsschutzleuten, sogenannten »Police Community Support Officers«, Aufsehern der Kommunalbehörden und sogar Freiwilligen der Nachbarschaftswache.
    Die Polizei im unmittelbar benachbarten Nottinghamshire setzte mittlerweile als erste Polizeieinheit im Vereinigten Königreich bei Routinepatrouillen bewaffnete Polizisten ein. In manchen Gegenden von Nottingham wurden Polizisten mit Walther-P99-Pistolen ausgerüstet, wie James Bond sie benutzte, und hatten für den Notfall halbautomatische Heckler-und-Koch-Karabiner im Kofferraum ihrer Streifenwagen.
    Und all das gab es nicht erst seit dem elften September und dem siebten Juli und all den anderen Meilensteinen des Terrorismus. Cooper hielt diese Entwicklung für besorgniserregend, für einen unheilvollen Vorboten der Zukunft der Polizeiarbeit in diesem Land. Doch mit den Palfreymans dieser Welt wollte er sich auch nicht verbünden.
     
    »Ja, mir wurde beigebracht, wie man einen Lügner erkennt«, sagte Fry, als sie über Palfreymans Einfahrt zurück zum Wagen gingen.
    »Daran habe ich keinen Zweifel, Diane«, erwiderte Cooper.
    »Ich kenne sämtliche Anzeichen, auf die man achten muss.«
    »Das brauchst du mir nicht zu sagen. Du weißt ja, dass David Palfreyman nur versucht hat, dich auf den Arm zu nehmen, oder?«
    »Mistkerl.«
    Cooper warf einen Blick auf die andere Straßenseite. »Warte mal kurz, Diane. Ich bin gleich wieder da.«
    »Wo willst du hin?«
    »Vor dem Haus der Brindleys steht ein Range Rover. Ist das ihrer?«
    »Ja, ich glaube, der gehört Mr Brindley. Warum?«
    »Das ist ein TD-Modell.«
    »Na und? Seit wann interessierst du dich denn für Autos, Ben?«
    »Weißt du, wofür ›TD‹ steht, Diane? Das bedeutet ›Turbodiesel‹. Ich möchte Mr Brindley fragen, ob ihm jemals billiger illegaler Treibstoff angeboten wurde.«
    Als Cooper zurückkam, saß Fry im Wagen und kochte noch immer vor Wut.
    »Man nennt das die ›Zehn Anzeichen‹«, sagte sie. »Vermeidung von Blickkontakt, Änderung der Tonlage der Stimme, Räuspern. Und dann noch die Körpersprache: Klopfen mit dem Fuß, Herumspielen mit den Händen, zu häufiges Blinzeln.«
    Cooper setzte sich ans Steuer. »Abwenden von Kopf oder Körper, Themenwechsel, der Versuch, Fragen durch Scherze oder Sarkasmus zu umgehen.«
    Fry sah ihn an. »Hast du etwa denselben Kurs besucht wie ich?«
    »Äh, das habe ich mir sozusagen bei der Arbeit angeeignet«, sagte er ausweichend, um nicht allzu sehr wie Palfreyman zu klingen.
    »Was hat Mr Brindley gesagt?«
    »Er hatte noch nicht einmal was von illegalem Diesel gehört.«
    Fry betrachtete die Landschaft, als Cooper über das Plateau in Richtung Edendale fuhr. An den höchsten Stellen waren der Nieselregen und der Nebel fast nicht mehr von den tief hängenden Wolken zu unterscheiden, und Cooper musste die Scheinwerfer einschalten. Das Spritzwasser entgegenkommender Lastwagen machte die Sicht noch schlechter.
    »Zehn Anzeichen«, sagte Fry. »Wenn man auf all das achtet,

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