Todesacker
kommt nur ein wirklich guter Schauspieler mit einer Lüge ungeschoren davon. Und Police Constable David Palfreyman ist kein so guter Schauspieler.«
Als sie wieder in der West Street ankamen, stießen sie in der Einsatzzentrale auf Detective Chief Inspector Kessen und Hitchens. Kessen, der noch ein anderes großes Ermittlungsverfahren leitete, ließ sich über die Fortschritte informieren.
Er musterte Fry, als sie den Raum betrat.
»Ah, Detective Sergeant Fry. Freut mich, dass Sie sich Zeit für uns nehmen konnten.«
Fry wirkte mit einem Mal steif und unbeholfen, als sei sie bei irgendetwas Verbotenem ertappt worden. Doch dem war nicht so, oder? Sie war einer plausiblen Spur gefolgt, die durchaus nützliche Informationen hätte zutage fördern können. Cooper hätte am liebsten Partei für sie ergriffen, doch das hätte niemand zu würdigen gewusst, am wenigsten Fry selbst.
»Ihr Detective Inspector hat mich auf den neuesten Stand gebracht, was die Ermittlungen in Rakedale angeht. Sie haben gute Arbeit geleistet, dass Sie das Kruzifix von der Grabstätte ausfindig gemacht haben.«
»Danke, Sir.«
Hitchens hielt den Beweisbeutel hoch, in dem sich das Kreuz befand. »Bei der Untersuchung wurden Kratzer auf der Rückseite gefunden – an der Stelle, wo sich der senkrechte und der waagrechte Balken treffen. Vermutlich handelt es sich dabei um Initialen, Diane. Wir sind der Ansicht, dass es sich um ein ›N‹ und eventuell um ein ›H‹ handelt.«
»Die Initialen des Besitzers?«
»Möglicherweise. Sie stimmen mit Initialen auf der Liste mit Angestellten auf der Pity Wood Farm überein, aber leider hilft uns das nicht bei der Identifizierung. Zumindest noch nicht.«
»Wird es aber vielleicht«, sagte Fry.
»Wollen wir es hoffen.«
Kessen nickte. »Ja, das ist sehr hilfreich. Wie ich schon sagte, gute Arbeit. Wir sind uns allerdings einig, Detective Sergeant Fry, dass Sie Ihr Augenmerk von jetzt an am besten auf die Vermisstenanzeigen richten sollten. Die wurden bislang vernachlässigt.«
»Die Vermisstenanzeigen? Aber, Sir, ich denke, es würde mehr bringen, wenn ich in anderer Richtung …«
»Nein, Detective Sergeant Fry, mir wäre es lieber, wenn Sie sich darauf konzentrieren würden, die Vermisstenanzeigen zu überprüfen.«
Fry zögerte zu lange, ehe sie antwortete, und Kessen nahm dies zur Kenntnis.
»Selbstverständlich, Sir.«
Cooper richtete den Blick auf Fry, doch sie weigerte sich, ihm in die Augen zu sehen. War es nur ein Zufall, dass er erst gestern über die vermeintliche Objektivität des Detective Chief Inspector nachgedacht hatte? War ihm deshalb dieser kleine Zwischenfall aufgefallen? Oder hatte sich Kessens Haltung womöglich geändert, seit ihm eine neue Superintendent vor die Nase gesetzt worden war?
Cooper wusste nicht, wie er das, was er beobachtet hatte, interpretieren sollte, doch er war sich sicher, dass Diane den Zwischenfall in dem überaus effizienten mentalen Aktenschrank abheften würde, den sie in ihrem Kopf mit sich herumtrug. Er stellte sich dabei einen jener altmodischen grünen Schränke vor, schwer und brandsicher, mit Schubladen, die auf stabilen Auszügen aus Stahl glitten.
Einen Moment lang fragte er sich, was wohl in seiner Akte stand – diejenige, die ganz hinten in der untersten Schublade lag, Eselsohren hatte und leicht verformt war von den wichtigeren Informationen weiter vorn. Vermutlich nichts, was er gerne über sich gelesen hätte.
18
D ie Spurensicherung hat in der Küche der Farm etliche Proben genommen«, sagte Hitchens, nachdem der Detective Chief Inspector gegangen war und er sein Team um sich versammelt hatte. »Darunter waren einige alte Blutspuren, an denen das Labor bereits arbeitet, sowie alles mögliche andere, was man in einer Küche erwarten würde. Doch bei der Analyse wurden auch beträchtliche Spuren der chemischen Verbindung KNO 3 gefunden. Kaliumnitrat.«
»Kaliumnitrat?«, fragte Fry. »Wozu wird das verwendet?«
»Die Laboranten dachten, dass uns das interessieren würde. Zunächst einmal wird es benutzt, um Baumstümpfe abzutöten. Man bekommt es in den meisten Gartengeschäften oder Haushaltswarenläden. Darüber hinaus ist es Bestandteil einiger Düngemittel. Außerdem ist es in Zahnpasta für besonders empfindliche Zähne enthalten. Und in Schießpulver.«
»Vielseitiges Zeug also.«
»Moment, das Beste habe ich Ihnen noch gar nicht gesagt. Kaliumnitrat galt viele Jahre lang als Anaphrodisiakum.«
»Als was?«
»Man
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