Todesakt: Thriller (German Edition)
Tochter förderte und sie so oft wie möglich mit zur Arbeit nahm. Der sich Sorgen machte, seine Tochter könnte zu schnell erwachsen werden.
Ein liebender Vater, der an seiner Trauer zerbrochen war.
Lena hatte alles falsch verstanden.
Wirklich alles.
Hight kam rein theoretisch zwar noch immer als Mörder von Bosco und Gant in Frage, doch auch das bezweifelte sie inzwischen. Die beiden Männer hatten sterben müssen, weil Gant etwas herausgefunden hatte. Er hatte Bosco etwas zu zeigen. Die beiden Morde hingen direkt mit Lilys Tod und dem dritten Mann zusammen.
Allerdings gab es noch mehr Hiobsbotschaften.
Martin Orth hatte nämlich weitere Informationen für sie gehabt.
Bei der erneuten Untersuchung von Lilys Jeans war eine bisher unbekannte winzige Spermaspur dicht unterhalb des Reißverschlusses gefunden worden. Laut DNA-Analyse stammte das Sperma von Gant, ein Beweis dafür, dass er die ganze Zeit die Wahrheit gesagt hatte. Er hatte am frühen Abend Sex mit Lily gehabt. Anschließend hatte Lily die Jeans wieder angezogen, und sie waren nach unten in die Küche gegangen.
Der Lügendetektortest belegte, dass Gant nicht versucht hatte, etwas zu verschleiern, was eigentlich schon hätte genügen müssen, um die Ermittlungen gegen ihn zu beenden. Und nun bewies sein Sperma an Lilys Jeans, dass die Vergewaltigung und der Mord zwei völlig von dieser sexuellen Begegnung losgelöste Ereignisse waren. Wäre das Sperma bereits beim ersten Mal sichergestellt worden, dann wäre nicht seit der Mordnacht ein Dominostein nach dem anderen umgefallen. Und einige Menschen wären heute noch am Leben.
Es gab keine Grautöne. Keine Fragezeichen. Kein Wenn und Aber. Inzwischen war alles schwarz-weiß.
Eine Sechzehnjährige war tot. Eine frühreife Jugendliche mit stark ausgeprägtem sexuellem Appetit. Johnny Bosco hatte helfen wollen. Johnny Bosco hatte …
Lena blätterte ihre Aufzeichnungen bis zum Aufnahmeprotokoll durch. Dante Escabars Kontaktdaten standen im zweiten Kästchen von oben, weil er die Morde gemeldet, die Leichen gefunden und Johnny Bosco identifiziert hatte. Sie suchte seine Mobilfunknummer heraus und tippte sie ein. Escabar hob beim zweiten Läuten ab. Sein sarkastischer Unterton war wie weggeblasen.
»Ich weiß jetzt, warum Johnny Jacob Gant helfen wollte«, sagte er.
»Ich glaube, ich auch«, erwiderte sie rasch. »Vielleicht droht Ihnen Gefahr.«
Als er auflachte, fiel ihr seine Pistole ein.
Lena räusperte sich.
»Wann war Lily im Club?«
»Die Kameras haben sie zweimal aufgenommen«, antwortete er. »Immer am Freitagabend, eine und zwei Wochen vor ihrem Tod. Sie saß an der Bar.«
Lena dachte an den Mann, der laut Gant in der Freitagnacht eine Woche vor dem Mord eine körperliche Auseinandersetzung mit Lily gehabt hatte. Paladino hatte gesagt, Gant sei nicht sicher gewesen, denn er habe wegen der Dunkelheit und der weiten Entfernung nicht viel erkennen können. Und als er nach drüben gegangen sei, um nach Lily zu schauen, sei das Auto fort gewesen und niemand habe aufgemacht.
»War sie mit jemandem hier, Dante?«
»Das erste Mal kam sie mit einer Freundin«, erklärte er. »Sie sind nicht lange geblieben. Doch eine Woche vor dem Mord erschien sie allein. Sie hat mit einem Typen gesprochen. Die beiden haben sich angefasst und sind zusammen weg.«
»Ist sein Gesicht zu sehen?«
»Er hat sich nicht hingesetzt, sondern stand neben ihr. Deshalb ist sein Gesicht nicht im Bild. Ich brenne gerade eine Kopie für Sie.«
»Schließen Sie alle Türen ab«, entgegnete sie. »Ich bin schon unterwegs.«
Wieder lachte er auf.
»Hier ist immer abgeschlossen, Detective Gamble. Bis gleich.«
40
Wenn Lena an Escabars Lachen dachte, bekam sie ein mulmiges Gefühl. Der Unterton. Die düstere Vorahnung ließ sie nicht los, als sie über die Straße zum Parkhaus hastete. Sie suchte Vaughans Nummer aus der Liste der Anrufe heraus und war sehr erleichtert, als er sich meldete.
»Wo bist du?«, fragte sie.
»Unten«, antwortete er. »Das Auto meiner Ex wird gerade gebracht.«
Sie schilderte ihm die Lage in drei Sätzen und endete mit den Worten:
»Lily Hight hat den Club 3 AM in Begleitung eines Typen verlassen.«
»Wir treffen uns«, sagte er. »Ich bin fünf Minuten nach dir da.«
Lena rauschte durch eine rote Ampel, während sie die unheilvolle Vorahnung nicht abzuschütteln vermochte. Sobald sie auf dem Freeway 101 war, beschloss sie, Verstärkung anzufordern. Das Revier von Hollywood befand sich nur
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