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Todesangst

Todesangst

Titel: Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Wachmann warf nicht einmal einen Blick auf den Ausweis, sondern wiederholte nur: »Keine Besuche nach sechs!« Dann fügte er hinzu: »Und keine Ausnahmen!«
    »Aber ich…« begann Dr. Howard. Dann hielt er mitten im Satz inne, denn ein Blick in das Gesicht des Wachmanns zeigt ihm, daß jede weitere Diskussion sinnlos war.
    »Kommen Sie morgen früh wieder!« sagte der Mann und knallte die Tür zu.
    Howard ging die Stufen vor dem Eingang wieder hinunter und schaute dann an der Fassade des fünfstöckigen Hauses hinauf. Es war aus Backstein, mit Fensterlaibungen aus Granit. Noch war er zum Aufgeben nicht bereit. Argwöhnend, der Wachmann könne ihn beobachten, kehrte er zu seinem Wagen zurück und fuhr weg. Nach etwa hundert Metern bremste er und fuhr an die Seite. Er stieg aus und suchte sich mit einiger Mühe durch den botanischen Garten seinen Weg zur Rückfront des Hauses.
    Er schaute sich vorsichtig, bewußt im Schatten bleibend, das Haus von allen Seiten an. Es gab Feuerleitern auf jeder Seite, ausgenommen die Vorderfront. Sie führten überall bis unters Dach, aber leider reichte wie am Haus von Carol Donner keine einzige bis zum Boden; es war auch nichts da, auf das er hätte klettern können, um an die unteren Sprossen zu gelangen.
    Auf der rechten Seite des Hauses entdeckte er dann eine kleine Treppe, die zu einer verriegelten Tür hinunterging. Er tastete die Tür in der Dunkelheit mit den Händen ab und spürte, daß in ihrem Oberteil eine Glasscheibe eingelassen war. Er stieg die Treppen wieder hinauf und kroch auf dem Boden herum, bis er einen ihm ausreichend groß erscheinenden Stein fand.
    Mit angehaltenem Atem ging Howard die Treppe wieder hinunter und zerschlug die Glasscheibe. In der Abendstille kam ihm das Geräusch der splitternden Scheibe so laut vor, als müsse es Tote erwecken. Er rannte in den Schutz der Bäume und versteckte sich dort, sorgsam das Gebäude beobachtend. Als sich jedoch während der nächsten Viertelstunde nichts rührte, wagte er sich heraus und ging wieder zu der Tür. Behutsam griff er durch die Scheibe und schob den Riegel zurück. Es war kein Alarm zu hören.
    Eine Zeitlang tastete sich Howard in dem weitläufigen Untergeschoß herum, das wohl vorwiegend Lagerzwecken dienen mochte. Er machte dabei eine Leiter ausfindig und erwog, sie mit hinauszunehmen, um mit ihrer Hilfe auf eine der Feuerleitern zu gelangen, doch dann verwarf er die Idee wieder und tastete weiter nach einem Lichtschalter. Schließlich konnte er einen ausfindig machen und knipste ihn an.
    Er befand sich in einem Geräteraum, der angefüllt war mit Rasenmähern, Schaufeln und dergleichen. Neben dem Lichtschalter war eine Tür, die er vorsichtig öffnete. Dahinter lag ein erheblich größerer Heizungskeller, der schwach beleuchtet war.
    Rasch durchquerte er diesen Raum und stieg eine steile Eisentreppe hoch. Er öffnete die Tür am Ende der Treppe und sah, daß er sich nun in der Eingangshalle befand. Von früheren Besuchen her wußte er, daß die Treppe zu den Schlaf- und Aufenthaltsräumen zu seiner Rechten lag. Links von ihm war ein verglaster Büroraum, in dem er eine Frau mittleren Alters in weißer Tracht sehen konnte, die an einem Pult etwas las. Ein Blick zum Haupteingang zeigte ihm einen Fuß des Wachmanns, auf einen Stuhl gestützt; mehr war von dem Mann nicht zu sehen.
    So vorsichtig wie möglich schlüpfte Howard durch die Tür und lehnte sie wieder an. Für einen Augenblick war er voll im Sichtfeld der Frau dort im Büro, aber sie schaute nicht von ihrem Buch auf. Er zwang sich, ganz ruhig durch die Halle zu gehen, und gelangte schließlich zur Treppe. Ein Seufzer der Erleichterung entschlüpfte ihm, als er wieder aus dem Gesichtsfeld der Frau und des Wachmannes war. Auf Zehenspitzen immer zwei Stufen auf einmal nehmend, eilte er dann in den zweiten Stock hinauf, wo sich, wie er wußte, der Raum für die vier- bis zwölfjährigen Buben befand.
    Die Treppenstufen waren aus Marmor, und obwohl er sich bemühte, ganz leise zu sein, war ein gewisser Nachhall seiner Schritte in dem stillen, hohen Raum nicht ganz zu vermeiden. Über ihm war ein Oberlicht, das um diese Stunde wie ein schwarzer, in die Decke eingesetzter Onyx wirkte. Im zweiten Stock öffnete Dr. Howard behutsam die vom Treppenhaus hineinführende Tür. Er konnte sich daran erinnern, daß hier rechts am Ende eines langen Ganges ein verglastes Schwesternzimmer war. Der Gang war jetzt völlig dunkel, im Schwesternraum aber brannte Licht.

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