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Todesangst

Todesangst

Titel: Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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wieder ihr monotones, wimmerndes »Bitte! Bitte!«
    Jason Howard lief zum Notausgang am hinteren Ende, den er gleich am Anfang entdeckt hatte. Der Riegel war aus Sicherheitsgründen ganz oben angebracht, und es machte einige Mühe, ihn aufzuschieben. Auch die Tür selbst war zunächst kaum aufzubekommen; offenbar war sie seit vielen Jahren nicht mehr geöffnet worden. Howard sah, daß Farbe oder Lack die Ritzen verklebt hatte, warf sich mit der Schulter dagegen, und endlich flog sie auf. Er stieg auf das Podest hinaus; vorher mußte er ein paar Kinder in den Raum zurückdrängen, ehe er die schwere Türe wieder zuwarf.
    Eilig kletterte er die Feuerleiter hinunter; jetzt brauchte er keine Rücksicht mehr darauf zu nehmen, ob er dabei Lärm machte oder nicht. Er hatte gut ein Stockwerk geschafft, als sich die Tür über ihm öffnete; wieder war das Geschrei der Kinder zu hören, und dann spürte er schon die Vibrationen, die die schweren Stiefel über ihm auslösten.
    Er fand den Stift, der den Rest der Leiter obenhielt, und als er ihn herauszog, rasselte sie nach unten. Doch durch diesen kurzen Aufenthalt hatte ihn sein Verfolger eingeholt.
    Sobald er jedoch auf den Rasen gesprungen war, war Howard aufgrund seines Lauftrainings im Vorteil. Sein bulliger Verfolger blieb immer weiter zurück, und Howards Vorsprung war, als er erst einmal seinen Wagen erreicht hatte, groß genug, um den Motor anzulassen, den Gang hineinzuknallen und davonzupreschen. Im Rückspiegel konnte er gerade noch erkennen, wie der Wachmann um die Ecke bog und im Licht einer Straßenlaterne drohend die Faust schüttelte.
    Howard hatte größte Mühe, seinen Abscheu und seine Wut über das, was er soeben gesehen hatte, unter Kontrolle zu bringen. Er fuhr direkt zur Bostoner Polizeizentrale und stellte dort ohne Bedenken seinen Wagen in der Halteverbotszone direkt vor dem Gebäude ab.
    »Ich muß sofort Curran sprechen«, sagte er zu dem Beamten am Eingang und stellte sich vor.
    Der Polizist warf ruhig einen Blick auf die Uhr und rief dann in der Mordkommission an. Er telefonierte etwa eine Minute lang, hielt dann die Hand über den Hörer und fragte: »Könnte es auch jemand anders sein?«
    »Nein, ich brauche Curran. Und zwar sofort.«
    Der Polizeibeamte sprach wieder ins Telefon und legte dann auf. »Tut mir leid, aber der ist im Augenblick nicht verfügbar.«
    »Ich bin sicher, daß ihn das interessieren wird, was ich ihm zu sagen habe. Selbst wenn er außer Dienst ist.«
    »Das ist nicht das Problem«, erwiderte der Polizist. »Er ist gerade mit einem Doppelmord in Revere drüben beschäftigt. Wir erwarten seinen Rückruf im Laufe der nächsten Stunde. Wenn Sie wollen, können Sie warten oder Ihre Nummer hinterlassen - das liegt ganz bei Ihnen.«
    Dr. Howard überlegte einen Augenblick. Er war den größten Teil der Nacht auf den Beinen gewesen und mit den Nerven ziemlich herunter. Die Vorstellung, zu duschen, sich umzuziehen und etwas zu essen, war äußerst verlockend. Außerdem würde ihn das Gespräch mit Curran sicher wieder eine ganze Weile in Anspruch nehmen. Also hinterließ er seine Privatnummer und bat darum, Curran möge ihn so bald wie möglich anrufen.
     
    Die Maschine der United Airlines aus Seattle hatte erhebliche Verspätung, und als sie auf dem Bostoner Flughafen landete, war Juan Diaz übelster Laune. Er hatte nie einen Auftrag so vermurkst, seit er damals in New York den falschen Mann erledigte. Das war gerade noch entschuldbar, aber das, was ihm jetzt passiert war, eben nicht. Wenige Sekunden noch, und er hätte diesen Doktor und seine Nachtclubhure abgeknallt, und da hatte ihn dieser Jason Howard, ein blutiger Amateur, aufs Kreuz gelegt. Es gab keine Entschuldigung dafür, und das hatte er seiner Kontaktperson gegenüber auch schon eingeräumt. Er wußte, daß er das wiedergutmachen oder sonstwie ausbügeln mußte, und er brannte darauf. Nach dem Verlassen des Flugzeugs eilte er daher sofort zu einem Telefon; beim zweiten Klingeln wurde abgehoben.
     
    Auf seiner Fahrt von der Polizeizentrale zum Louisbourg Square versuchte Dr. Howard die schrecklichen Bilder der vorzeitig gealterten Kinder in der Hartford-Schule zu verdrängen. Selbst an Hayes und seine Entdeckung wollte er nicht denken, ehe er sich in Currans Gegenwart sicher fühlte.
    Als er sich seinem Haus näherte, fuhr er vorsichtshalber erst ein paarmal um den Block, um sich zu vergewissern, daß dort niemand auf ihn lauerte. Schließlich machte er sich bewußt,

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