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Todesangst

Todesangst

Titel: Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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dieser neuesten Schlußfolgerung nichts zu sagen.
    »Noch immer keine Nachricht von Curran?« fragte er statt dessen.
    »Nein, immer noch nicht«, antwortete sie und warf ihm einen seltsamen Blick zu. Für einen Moment fragte er sich, ob sie wohl seine Gedanken lesen könne.
    »Ich möchte dich was fragen«, sagte sie zögernd. »Ist nicht diese vermutete Substanz zur Auslösung des ›Todeshormons‹ Teil eines natürlichen Prozesses?«
    »Sicher«, bestätigte der Arzt. »Deswegen konnte uns ja auch die Pathologie nicht weiterhelfen. Alle Opfer, auch Hayes, starben aus, wie man so schön sagt, ›natürlichen Ursachen‹. Diese Auslösesubstanz bringt sozusagen lediglich das auch für die Geschlechtsreifung verantwortliche Gen zu übersteigerter Tätigkeit.«
    »Soll das etwa heißen, daß wir schon von der Pubertät an altern?« fragte Shirley ganz ungläubig.
    »Das ist die allgemeine Theorie«, antwortete Howard. »Aber offensichtlich verläuft das allmählich und nimmt an Geschwindigkeit erst in späteren Jahren zu, wenn der Anteil an Wachstums- und Sexualhormonen abnimmt. Man muß sich das wahrscheinlich so vorstellen, daß die Auslösesubstanz schlagartig einen hohen Ausstoß dieses ›Todeshormons‹ veranlaßt, und bei einem Menschen, der nicht mehr über eine entsprechend hohe Produktion an Wachstumshormonen sozusagen zum Gegensteuern verfügt, führt das zu sehr schnellem Altern - wie bei den Lachsen. Ich habe Anlaß, von einer Spanne von drei Wochen bis zum Tod auszugehen. Was schließlich zum Tod führt, ist die Alterung des Herz-Kreislauf-Systems. Dort jedenfalls sind die Auswirkungen am verheerendsten, und der Ausfall findet am ehesten dort statt. Aber es könnten natürlich auch andere Organsysteme so betroffen sein, daß der betreffende Mensch stirbt.«
    »Aber Altern ist ein natürlicher Prozeß«, wiederholte Shirley Montgomery.
    »Sicher gehört auch das Altern zum Leben«, räumte Jason Howard ein. »Im Lichte der Evolution betrachtet, hat Altern den gleichen Stellenwert wie Wachstum. Ja, Altern ist ein natürlicher Vorgang.« Er ließ ein unechtes Lachen hören. »Hayes hatte zweifellos recht, als er seine Entdeckung ›paradox‹ nannte. Nach all den Bemühungen zur Verlangsamung des Alterungsprozesses führten nun seine Forschungen zum Thema Wachstum zur Entdeckung einer Substanz, die das Altern rapide beschleunigt!«
    »Wenn Altern und Tod ihren Stellenwert bei der Evolution haben«, beharrte Shirley, »dann haben sie ihn doch vielleicht auch im Hinblick auf die Gesellschaft.«
    Howard schaute sie mit einem wachsenden Gefühl der Beunruhigung an. Wenn er nur nicht so müde gewesen wäre. Sein Hirn sandte Gefahrensignale aus, und es wurde ihm bewußt, daß er zu erschöpft war, um sie richtig zu deuten. Shirley nahm sein Schweigen jedoch als Zustimmung und fuhr fort:
    »Laß es uns mal von einer anderen Seite betrachten. Die Medizin ganz allgemein ist ja mit dem Problem konfrontiert, daß sie hochwertige Pflege und Versorgung zu günstigen Preisen vermitteln soll. Aber wegen der gestiegenen Lebenserwartung sind die Krankenhäuser inzwischen überfüllt mit älteren Patienten, die sie mit enormem Kostenaufwand am Leben erhalten, was nicht nur ihre finanziellen Mittel, sondern auch die Arbeitskraft ihres Personals in höchstem Maße beansprucht. GHP ging es anfangs sehr gut, als die Masse der Mitglieder jung und gesund war. Jetzt, zwanzig Jahre später, sind sie alle entsprechend älter, und es fällt eine Menge medizinischer Betreuung an. Wenn unter bestimmten Umständen das Altern beschleunigt würde, wäre das vielleicht sowohl für die Patienten als auch für die Krankenhäuser am besten.«
    Das folgende betonte sie mit besonderem Nachdruck: »Der springende Punkt ist doch, daß es gut wäre, wenn alte und kranke Leute rasch sterben würden, weil man dadurch nicht nur ihre eigenen Leiden abkürzen, sondern auch die überzogene Inanspruchnahme kostspieliger medizinischer Versorgung begrenzen kann.«
    Als Howards erschöpftes Hirn allmählich zu begreifen begann, was Shirley Montgomery da sagte, wurde er starr vor Entsetzen. Obwohl er herausschreien wollte, daß das, was sie da in aller Ruhe erörterte, auf eine Legalisierung des Mordens hinausliefe, saß er wie gelähmt auf der Couch und starrte sie nur an wie ein von Furcht gebanntes Kaninchen die bedrohende Schlange.
    »Jason, hast du eine Ahnung, was es für Geld verschlingt, Leute im Krankenhaus für ein paar Monate am Leben zu erhalten

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