Todesangst
regelmäßigen Abständen durch das sanfte Licht der für Beacon Hill typischen Gaslaternen erhellt; es regte sich keine Menschenseele.
»Los, gehen wir!« kommandierte Howard und lief die West Cedar Street in Richtung zur Charles Street hinunter.
»Aber mein Auto steht doch am Louisburg Square«, keuchte Shirley und hatte Mühe, sich den ausgreifenden Schritten ihres Begleiters anzupassen.
»Meins ja auch. Doch wir können offensichtlich jetzt nicht dorthin. Ich habe einen Bekannten in der Gegend, dessen Wagen ich mir ausborgen kann.«
Auf der Charles Street trafen sie vor einer Bar mit Drugstore ein paar Fußgänger, und Howard überlegte sich, ob er vielleicht von hier aus die Polizei anrufen solle. Aber nachdem er jetzt erst einmal seine Wohnung hatte verlassen können, fühlte er sich bereits weniger bedroht. Außerdem war ihm eine nochmalige Überprüfung der Computerergebnisse vor seinem Gespräch mit Curran wichtig.
Sie gingen die Chestnut Street mit ihren alten Behördengebäuden hinunter. Ein paar Leute führten dort ihre Hunde spazieren, und auch das trug dazu bei, daß sich Howard etwas sicherer fühlte. Kurz vor der Brimmer Street betrat er ein Parkhaus, drückte dem Wächter zehn Dollar in die Hand und bat ihn um den Wagen seines Bekannten. Glücklicherweise kannte der Mann Dr. Howard und fuhr ihm den blauen BMW vor. »Ich fände es gut, wenn wir erst einmal zu mir nach Hause führen«, sagte Shirley Montgomery, als sie auf den Beifahrersitz schlüpfte. »Wir könnten von dort aus Curran anrufen und Bescheid geben, wo du zu erreichen bist.«
»Ich möchte lieber vorher noch einmal in die Klinik fahren«, wandte Howard ein.
Da kaum Verkehr herrschte um diese Zeit, waren sie in weniger als zehn Minuten am GHP-Krankenhaus angelangt. »Ich bin gleich wieder da«, sagte Howard, als er direkt vor dem Eingang anhielt. »Willst du mitkommen, oder wartest du hier?«
»Mach keine Witze«, antwortete Shirley Montgomery. »Diese Kurven möchte ich mir selbst einmal anschauen.«
Sie wiesen dem Wachmann ihre Ausweise vor und nahmen dann den Aufzug, obwohl sie nur ein Stockwerk höher mußten.
Der Reinigungsdienst hatte die Klinik in tadellosem Zustand hinterlassen - die Papierkörbe waren geleert, alle Zeitschriften säuberlich in die Ständer geräumt, und der Boden spiegelte sich frisch gewachst. Dr. Howard ging stracks in sein Büro, setzte sich an seinen Schreibtisch und schaltete sein Computer-Terminal ein.
»Ich werde inzwischen Curran anrufen«, verkündete Shirley und ging ins Sekretariat.
Howard machte durch eine Geste deutlich, daß er sie verstanden hatte. Er war bereits in die Arbeit am Computer vertieft. Als erstes rief er alle Kennziffern der für GHP tätigen Ärzte ab. Besonders war er an Peterson interessiert. Als er alle Kennziffern hatte, gab er sie ein und ließ sich vom Computer alle Patienten nach den für sie zuständigen Ärzten sortieren. Dann ließ er sich für die letzten zwei Monate, in denen sich die auffälligsten Verschiebungen gezeigt hatten, die Todesfallkurven je Gruppe auswerfen. Er ging davon aus, daß sich bei der Patientengruppe, die von Peterson betreut worden war, eine erhebliche Abweichung zeigen würde, weil ein Psychopath derartige Experimente entweder in auffälligem Maße an seinen Patienten durchführen würde - oder aber gerade nicht.
Shirley Montgomery kam zurück und schaute ihm bei seiner Arbeit am Terminal über die Schulter.
»Dein Freund Curran ist immer noch nicht da«, berichtete sie. »Er hat in der Zentrale angerufen und gesagt, er sei wahrscheinlich noch ein paar Stunden lang in Anspruch genommen.«
Howard nickte. Im Augenblick waren ihm diese Kurven hier wichtiger. Es vergingen etwa fünfzehn Minuten, bis die verschiedenen Kurven ausgedruckt waren. Er nahm die Endlosbögen heraus und trennte die einzelnen Ausdrucke voneinander ab; dann legte er sie zum Vergleich untereinander.
»Die sehen alle gleich aus«, stellte Shirley fest, die sich auf seine Schulter stützte.
»So ist es«, räumte er ein. »Auch bei Peterson keine Abweichungen. Das ist kein Beweis dafür, daß er nichts mit der Sache zu tun hat - aber es hilft uns jedenfalls auch nicht weiter.« Er starrte auf den Computer und suchte krampfhaft nach einer weiteren Möglichkeit, die darin gespeicherten Daten zur Hilfe heranzuziehen. Aber es fiel ihm keine ein.
»Mehr ist offenbar nicht zu machen«, gab er daher zu. »Jetzt ist die Polizei an der Reihe.«
»Dann laß uns gehn«, sagte
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