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Todesangst

Todesangst

Titel: Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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sind nahezu verschlossen. Wenn bei Hayes nicht die Aorta geplatzt wäre, wäre er an einer Herzattacke gestorben. Der Mann war eine lebende Zeitbombe. Und das ist nicht alles - er hatte obendrein eine Entzündung der Schilddrüse, ebenfalls genau wie Harring. Tatsächlich gibt es so viele Übereinstimmungen, daß ich mir Harrings Aorta noch einmal anschaute. Und was glauben Sie? Auch bei Harring wäre die Aorta in Kürze geplatzt!«
    »Und was genau bedeutet das alles?«
    Dr. Madsen breitete die Hände aus. »Ich weiß es nicht. Es gibt seltsame Parallelen zwischen beiden Fällen. Die ausgebreitete Entzündung - aber ich glaube nicht, daß sie infektiös bedingt war. Es kommt mir eher wie Autoimmun-Krankheit vor, als ob ihr Immunsystem sich gegen ihre eigenen Organe gewandt hätte.«
    »Sie meinen wie bei der Hauttuberkulose?«
    »Ja, so ähnlich. Wie auch immer, Alvin Hayes war in einem schrecklichen Zustand. Mehr oder weniger jedes seiner Organe war irgendwie befallen. Der Mann stand vor dem förmlichen Zerfall.«
    »Er sagte, er fühle sich nicht recht wohl.«
    »Na!« rief Dr. Madsen. »Das würde ich als die Untertreibung des Jahres bezeichnen!«
    Jason Howard verließ die Pathologie und versuchte sich einen Reim auf die Ausführungen seines Kollegen zu machen. Wieder grübelte er, trotz der gegenteiligen Meinung des Pathologen, über die Möglichkeit einer bisher unbekannten Infektionskrankheit nach. Welche Autoimmunprozesse konnten sich schon so rasch und umfassend auswirken? Dr. Howard gab sich selbst die Antwort: kein einziger.
    Er entschloß sich, noch einmal im Labor von Hayes vorbeizuschauen, ehe er sich den in der Praxis auf ihn wartenden Patienten zuwandte. Nicht daß er angenommen hätte, Helene Brennquivist sei inzwischen eher zur Zusammenarbeit bereit; aber er dachte, es würde sie vielleicht interessieren, daß ihr Chef in den letzten Wochen vor seinem Tod so schwer krank gewesen sei. Zu seiner Überraschung stellte er fest, daß sie schon wieder geweint hatte.
    »Was ist denn los?«
    Helene Brennquivist schüttelte nur den Kopf. »Nichts.«
    »Sind Sie denn nicht an der Arbeit?«
    »Ich habe aufgehört damit«, antwortete sie.
    Plötzlich begriff Dr. Howard, daß sie ja ohne Hayes, der ihr die entsprechenden Anweisungen gab, völlig aufgeschmissen war. Offensichtlich hatte sie keinen Einblick in die größeren Zusammenhänge. Das stimmte ihn pessimistisch im Hinblick auf seine Hoffnung, daß sie doch irgend etwas über Hayes’ große Entdeckung wissen könnte - falls es denn eine solche wirklich gab. Die Neigung des Mannes zur Geheimniskrämerei würde zu einem Verlust für die Menschheit führen.
    »Könnten wir uns einen Moment unterhalten?« fragte Howard.
    »Ja«, antwortete sie in ihrer lakonischen Art und bat ihn mit einer Handbewegung in Hayes’ Büro. Dr. Howard folgte ihr und war erneut von den Großfotos an den Wänden irritiert.
    »Ich komme gerade aus der Pathologie«, begann er, nachdem beide Platz genommen hatten. »Offensichtlich war Dr. Hayes ein schwerkranker Mann. Sind Sie sich ganz sicher, daß er niemals darüber klagte, sich krank zu fühlen?«
    »Doch, das tat er«, gab die junge Frau zu und korrigierte damit ihre frühere Aussage. »Er sagte mehrfach, er fühle sich erschöpft und geschwächt.«
    Howard blickte sie aufmerksam an. Sie schien heute weicher und wirkte offener, und es fiel ihm auch auf, daß sie nun nicht mehr ihr Haar straff nach hinten gekämmt hatte, sondern es offen auf die Schultern fallen ließ.
    »Letztes Mal behaupteten Sie noch, sein Verhalten sei unverändert gewesen«, sagte er.
    »Das war es auch. Aber er sagte, daß er sich ziemlich mies fühle.«
    Verärgert über diese spitzfindige Unterscheidung, war Howard von neuem überzeugt, daß sie irgend etwas vor ihm verbarg. Doch obwohl er nicht hätte sagen können, warum, war er sich sicher, daß es ihn nicht weiterbringen würde, wenn er sie in die Zange nehmen würde.
    »Miß Brennquivist«, sagte er daher geduldig, »ich muß Sie einfach noch einmal danach fragen: Sind Sie absolut sicher, daß Sie keinerlei Idee davon haben, was Dr. Hayes gemeint haben könnte, als er mir andeutete, daß er eine bahnbrechende Entdeckung gemacht hätte?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann Ihnen beim besten Willen dazu nichts sagen. Es war in Wahrheit sogar so, daß die Dinge hier im Labor in letzter Zeit gar nicht gut liefen. Vor etwa drei Monaten begannen die Ratten, denen wir die Befehlsübermittler zur

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