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Todesangst

Todesangst

Titel: Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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einer Trauerweide fand Dr. Howard eine leere Bank und fuhr dort mit seinen Fragen über Hayes fort.
    »Hat er in den letzten drei Monaten irgend etwas Ungewöhnliches gemacht? Etwas Unübliches, meine ich, Unerwartetes - etwas, was eigentlich nicht zu seinem Charakter paßte?«
    Carol nahm einen Kiesel vom Boden und warf ihn ins Wasser. »Das ist eine schwierige Frage«, sagte sie. »Etwas, was mir an Alvin immer gefiel, war seine Impulsivität. Wir haben vieles aus einer augenblicklichen Laune heraus gemacht, auch kleine Reisen.«
    »Ist er in letzter Zeit besonders viel gereist?«
    »O ja«, antwortete Carol und suchte nach einem weiteren Steinchen. »Im Mai zum Beispiel fuhr er nach Australien.«
    »Begleiteten Sie ihn?«
    »Nein, er hat mich nicht mitgenommen. Er sagte, es sei streng geschäftlich, und er brauche Helene, damit sie ihm bei einigen Versuchen helfen könne. Zu der Zeit habe ich ihm das noch geglaubt, blöd wie ich war.«
    »Haben Sie jemals feststellen können, worum es dabei ging?«
    »Es hatte irgendwas mit australischen Mäusen zu tun. Ich entsinne mich, daß er davon sprach, daß sie ganz besondere Gewohnheiten hätten. Aber das ist alles, was ich weiß. Er hatte Unmengen von Mäusen und Ratten in seinem Labor.«
    »Ich weiß«, sagte Dr. Howard und mußte dabei an die schrecklichen Bilder der toten Tiere denken. Er hatte feststellen wollen, ob sich Hayes ungewöhnlich verhalten hatte. Eine plötzliche Reise nach Australien war vielleicht etwas sonderbar, doch ohne Kenntnis seiner genaueren Forschungsziele konnte man sich da nicht sicher sein. Er mußte hierüber noch mit Helene Brennquivist reden.
    »Was unternahm er sonst noch für Reisen?«
    »Ich mußte mit ihm nach Seattle.«
    »Wann war das?«
    »Mitte Juli. Offenbar war die liebe Helene nicht ganz auf dem Posten, und Alvin brauchte dringend einen Fahrer.«
    »Einen Fahrer?«
    »Ja, das war auch so eine seltsame Geschichte, was Alvin betraf«, sagte Carol. »Er konnte nicht Auto fahren. Er sagte, er hätte es nie gelernt und habe auch nicht die Absicht, es jemals zu lernen.«
    Dr. Howard erinnerte sich an die Bemerkung des Polizisten in der Nacht, als Hayes starb; diesem war aufgefallen, daß er keinen Führerschein bei sich trug.
    »Und was war dann in Seattle?«
    »Nicht viel eigentlich. Wir blieben nur ein paar Tage dort. Wir besuchten die Staatsuniversität von Washington und fuhren dann ins Kaskadengebirge. Das ist zwar eine wunderbare Gegend, aber wenn Sie meinen, in Boston regne es viel, dann warten Sie erst mal, bis Sie dort im Nordwesten an der Pazifikküste gewesen sind. Waren Sie jemals dort?«
    »Nein«, sagte Howard geistesabwesend. Er versuchte sich gerade vorzustellen, was für eine Art von Entdeckung wohl mit Reisen nach Seattle einerseits, nach Australien andererseits zu tun haben könnte.
    »Wie lange waren Sie dort?«
    »Wann?«
    »Wieso - waren Sie mehr als einmal dort?«
    »Zweimal«, antwortete Carol. »Beim erstenmal waren wir fünf Tage dort. Wir gingen zur Universität und schauten uns die Sehenswürdigkeiten an. Beim zweitenmal, ein paar Wochen später, blieben wir nur zwei Nächte.«
    »Machten Sie beide Male das gleiche?«
    Carol Donner schüttelte den Kopf. »Beim zweitenmal ließen wir die Stadt aus und fuhren direkt ins Kaskadengebirge.«
    »Was um Himmels willen taten Sie denn dort?«
    »Einfach Urlaub machen, ausspannen. Wir übernachteten in einer Berghütte; es war prächtig.«
    »Und Alvin, was tat der?«
    »So ziemlich das gleiche. Aber er interessierte sich natürlich auch für die Ökologie und so. Sie wissen ja - immer Wissenschaftler!«
    »Dann war es also ganz einfach ein Urlaubsausflug?« fragte Dr. Howard ziemlich verblüfft.
    »Ich denke schon«, meinte sie und warf einen weiteren Kiesel ins Wasser.
    »Und was hatte Alvin an der Universität zu tun?« fragte Howard.
    »Er traf sich dort mit einem alten Bekannten. Aber an den Namen kann ich mich nicht mehr erinnern. Irgend jemand, den er von der Columbia-Universität her kannte.«
    »Ein Molekularbiologe wie Alvin?«
    »Ich glaube schon. Aber sehr lange haben wir uns dort nicht aufgehalten. Während die beiden miteinander redeten, bin ich in die psychologische Fakultät gegangen.«
    »Das war sicher interessant«, meinte Dr. Howard lächelnd. Er stellte sich vor, was den dortigen Psychologen wohl an akademischen Fragen zu ihrem Auftreten im ›CIub Cabaret‹ eingefallen wäre.
    »O verdammt«, sagte sie plötzlich mit einem Blick auf ihre Uhr.

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