Todesangst
war schrecklich«, stimmte Dr. Howard zu.
»Das ist der schlimmste Alptraum einer jeden Frau. Wann ist es denn passiert?«
»Heute nacht, nimmt man an.«
Shirley blickte ins Leere. »Ich muß Bob Walthrow anrufen. Das ist ein weiterer Schlag für unser Image.«
Shirley Montgomery erhob sich und trat mit unsicheren Schritten ans Telefon. Howard konnte die Bewegung in ihrer Stimme hören, als sie erläuterte, was geschehen war.
»Ich beneide Sie wirklich nicht um Ihre Aufgabe«, sagte sie vor dem Einhängen. Howard sah die Tränen in ihren Augen stehen.
»Mit dir geht es mir ja genauso«, wandte sie sich an Howard. »Jedesmal, wenn du mir sagen mußt, daß schon wieder einer deiner Patienten gestorben ist, bin ich froh, daß ich nicht selbst Ärztin geworden bin.«
Obwohl die beiden keinen sonderlichen Hunger verspürten, kochte Shirley doch rasch ein paar Spaghetti. Dann versuchte sie ihn zum Bleiben zu bewegen, doch obwohl er es tröstlich gefunden hatte, bei ihr zu sein, um die Gedanken an das schreckliche Ende von Helene Brennquivist zu verdrängen, konnte er nicht bleiben. Er mußte zu Hause sein, wenn Carol Donners Anruf kam. Er schützte einen Haufen unerledigter Arbeit vor und fuhr nach Hause.
Nach einer Dusche nahm er sich den Computerausdruck mit den Namen aller Patienten vor, die sich im Laufe des vergangenen Jahres einer Generaluntersuchung am GHP-Krankenhaus unterzogen hatten. Die Füße auf dem Schreibtisch, stellte er fest, daß die Untersuchungen säuberlich getrennt nach verschiedenen Ärzten aufgelistet waren, die sie durchgeführt hatten. Da die Liste obendrein nicht chronologisch, sondern alphabetisch angelegt war, brauchte er eine ganze Weile, um festzustellen, daß Todesfälle unter den derart untersuchten Patienten in den letzten sechs Monaten sehr viel häufiger waren als in der ersten Jahreshälfte. Ohne den Ausdruck ganz genau auszuwerten, schien es ihm doch eindeutig, daß während der letzten Monate ein erheblicher Anstieg der Todesfälle zu verzeichnen war.
Howard nahm einen Bleistift zur Hand und schrieb sich Namen und Daten der betreffenden Patienten heraus. Er war über deren große Zahl erschrocken. Dann rief er in der Telefonzentrale des GHP an und bat darum, ihn mit dem Archiv zu verbinden. Als er eine der dort zum Nachtdienst eingesetzten Angestellten an den Apparat bekam, gab er die Kennziffern der Patienten durch und fragte, ob man ihm wohl die entsprechenden Unterlagen einschließlich der Notizen über die nichtstationäre Behandlung heraussuchen könne. Die Mitarbeiterin versprach, ihm die Sachen auf den Schreibtisch zu legen.
Dr. Howard verstaute die Listen wieder in seiner Aktentasche und griff nach dem Kompendium der Endokrinologie, wo er das Kapitel über Wachstumshormone aufschlug. Doch wie ihm das öfter mit solchen Dingen ging - je mehr er darüber las, desto weniger begriff er. Wachstumshormone und ihr Einfluß auf Wachstum und sexuelle Reifung waren eine komplizierte Materie. So kompliziert, daß er darüber einschlief, das schwere Buch auf dem Bauch.
Das Klingeln des Telefons riß ihn aus dem Schlaf - so jäh, daß das dicke Buch zu Boden fiel. Er langte nach dem Hörer und nahm an, es sei sein Telefondienst. Er brauchte einen Moment, um zu begreifen, daß Carol Donner am Apparat war. Ein rascher Blick auf die Uhr zeigte ihm, daß es elf Minuten nach drei war.
»Ich hoffe, ich habe Sie nicht aus dem Schlaf gerissen«, sagte das Mädchen.
»Nein, nein«, log der Arzt. Seine Beine waren ganz steif. »Ich habe auf Ihren Anruf gewartet. Wo stecken Sie?«
»Ich bin zu Hause«, antwortete sie.
»Kann ich mir das Päckchen abholen?«
»Ich hab’s nicht hier. Um Probleme zu vermeiden, habe ich es einer Kollegin gegeben. Sie heißt Melody Andrews und wohnt am Beacon Hill, Revere Street 69.« Sie nannte ihm die Telefonnummer ihrer Kollegin und fuhr fort: »Melody erwartet Ihren Anruf; sie müßte gerade nach Hause gekommen sein. Geben Sie mir bitte Bescheid, was Sie von den Sachen halten, und falls es irgendwelche Probleme geben sollte, hier meine Telefonnummer…«
»Vielen Dank«, sagte Jason Howard, der sich alles sorgsam aufgeschrieben hatte. Er war überrascht darüber, wie enttäuscht er sich fühlte, nicht persönlich mit ihr zusammentreffen zu können.
»Seien Sie vorsichtig!« sagte Carol Donner noch, ehe sie auflegte.
Er ging an seinen Schreibtisch zurück und mußte immer noch darum kämpfen, richtig wach zu werden. Dabei fiel ihm ein, daß er Carol
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