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Todesblueten

Todesblueten

Titel: Todesblueten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Rylance
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Mädchen. Izzy.
    »Wieso kam Izzy dazu?«, fragte ich leise. Ich wollte, dass er weiterredete.
    Alex warf seine Kippe ins Wasser, wo sie zischend unterging, und David zog die Nase hoch. »Sie kam halt von irgendwoher. Vielleicht auch zu Hause rausgeflogen, keine Ahnung. Wir hatten zwei, drei nette Tage, dann fing sie an, mir auf die Nerven zu gehen. Bisschen zu abgefahren für meinen Geschmack. Sie hat wohl 'ne Weile lang sogar auf der Straße gelebt. Na, jedenfalls hat mir dann Alex das mit dem Boot erzählt und dass da zwei heiß. . . zwei nette Mädchen zwei Jungs zum Mitkommen suchten.«
    »Ach«, sagte ich. Mehr brachte ich nicht heraus. Wir hatten Jungs zum Mitkommen gesucht?
    »Das fand ich natürlich cool, mal raus aus der Stadt, aber Izzy ließ sich nicht abschütteln, die wollte unbedingt mitkommen. Ich dachte, ich spinne, als die auf einmal hier auftauchte.«
    »Und dann?«, fragte ich atemlos. Bastian neben mir hatte aufgehört, mit den Füßen im Wasser herumzuspritzen. Er war genau sogespannt.
    »Dann hat sie mich mit SMS bombardiert und amAbend war sie plötzlich hier. Sie hat mitgekriegt, dass wir uns erkundigt haben, wie man zu dem See kommt. Na ja, das Letzte, was ich wollte, war, dass Izzy mit hier abhängt, denn ich fand dich eigentlich . . . ich . . .« Hier brach er wieder ab und guckte mich verlegen an.
    »Und weiter?«, fragte ich hastig.
    Er holte tief Luft. »Dann bin ich abends mit ihr hinten am See langgelaufen. Hinter Leons Hausboot. Ich meine Ricos. Ich wollte mit ihr reden, dass sie endlich wieder abhaut, aber sie hat einfach nicht zugehört. Und als sie mich dauernd umarmen wollte, da hab ich sie weggeschubst. Sie ist die kleine Böschung runtergerutscht und nicht wieder hochgekommen. Ich dachte, sie schmollt und hat es endlich kapiert, und bin einfach weg. Da hat er mich gesehen.«
    »Wer hat dich gesehen?«, fragte Bastian.
    »Leon. Rico, verdammt noch mal. Scheißname.«
    Beinahe hätte ich gelacht. Aber nur beinahe. »Er hat dich also gesehen?«
    »Ja. Das heißt, ich war mir nicht sicher. Er stand an seinem Fenster und hat rausgeglotzt. Ich bin einfach schnell weg. Und als Izzy dann am nächsten Tag . . . als sie da im Wasser . . .« Er fing an zu schluchzen.
    »Da hast du gedacht, du hast ihr das angetan?«, fasste ich zusammen.
    Er nickte. Schniefte. »Ich konnte es mir nicht erklären,ich habe sie ja nur ganz leicht geschubst, aber trotzdem . . . ich hatte so einen Schiss. Vor allem, dass Leon der Polizei von mir erzählt.«
    »Rico«, sagte Alex.
    »Ist doch egal, verdammt noch mal«, fuhr David ihn an.
    »Dabei war er es«, sagte ich leise. »Sie ist zu ihm gegangen. Wahrscheinlich hat er wieder den netten, coolen Typen rausgekehrt. Und als er gemerkt hat, dass keiner sie so schnell vermissen wird, hat er zugeschnappt.«
    David zuckte zusammen.
    »Sie hatte es irgendwie geschafft, sich aus diesem Verschlag zu befreien«, fuhr ich fort. »Und dann ist sie ertrunken.«
    »Und dann hat er sie in den kleinen Flussarm da hinten geschmissen«, sagte Bastian leise. »Jetzt verstehe ich.«
    »Und hat das Gerücht vom Freund in die Welt gesetzt, der sie verlassen und weggestoßen hat«, fügte ich leise hinzu. So musste es gewesen sein. Die naive Chantal war der perfekte Nährboden für Klatsch jeder Art gewesen.
    »Wieso nicht in den See?«, fragte Alex.
    »Na, wenn sie dort aufgetaucht wäre . . .«, murmelte Bastian. »Da hinten in dem Flussarm sind so viele Büsche und Pflanzen und Sumpf, da dachte er wohl . . .« Er ließ den Rest unausgesprochen.
    David zwirbelte an seiner kleinen Kette herum,die er um den Hals trug, mit einem Haifischzahn dran, oder einem Knochen, das konnte ich nicht erkennen. »Ich hab die ganze Zeit darauf gewartet, dass er was zu mir sagt, als wir an dem Abend bei ihm waren. Hat er aber nicht. Er hat nur so Andeutungen gemacht und mich dann zappeln lassen. Auf die Idee, dass er was mit Izzys Tod zu tun hatte, bin ich einfach nicht gekommen.«
    »Aber du hast doch gemerkt, dass etwas faul mit ihm war. Das hat er mir selbst erzählt. Du hast sogar seinen widerlichen Kram gelesen!« Die Erinnerung daran regte mich wahnsinnig auf.
    »Ja, schon. Aber ich hab gedacht, er ist ein Aufschneider. Und kein Mörder. Ich hab gedacht, der gibt sich als großer Schriftsteller aus, um euch Mädchen zu beeindrucken, und er hat euch ja auch beeindruckt, ich meine, Melanie war ja kaum noch zu bremsen.«
    »Es war nicht Melanies Schuld«, entgegnete ich scharf.
    Eine Weile

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