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Todesbote

Titel: Todesbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patterson James
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gewohnt und wusste, dass es sauber war. Zweieinhalb Sterne und in der Stadt der Lichter gern von Journalisten benutzt.
    Ich ging durch den nicht besetzten Hoteleingang und am Eingang zur Bar Jacques’ Americaine vorbei und durchquerte die dunkle Eingangshalle mit ihren grünen, abgenutzten Sofas und Ständern mit Zeitungen aus aller Herren Länder. Hinter der Rezeption hing ein großes, verblasstes Aquarell mit afrikanischen grünen Affen.
    Der Mitarbeiter hinter dem Empfang, ein schwammiges Etwas über fünfzig – »Georges« stand auf seinem Namensschild -, war sauer, weil er meinetwegen sein Telefonat abbrechen musste. Nachdem er meine Kreditkarte belastet und meinen Reisepass in den Tresor eingeschlossen hatte, ging ich die Treppe in den zweiten Stock hinauf, wo am Ende eines mit einem ausgefransten Läufer ausgelegten Flurs mein Zimmer lag.

    Ãœber die Tapete mit Kohlrosenmuster und das mit alten Möbeln vollgestellte Zimmer ließe sich streiten, doch das Bett war sauber, und es gab einen Fernseher und einen schnellen Internetanschluss. Mehr brauchte ich nicht.
    Ich ließ meine Tasche aufs Bett fallen und suchte ein Telefonbuch. Ich war erst seit einer Stunde in Paris, doch bevor ich etwas anderes tat, musste ich mir eine Waffe besorgen.

104
    Die Franzosen nehmen die Sache mit den Handfeuerwaffen ernst. Waffen dürfen nur die Polizei, das Militär und Mitarbeiter einiger Sicherheitsunternehmen benutzen. Diese müssen sie in Halftern offen mit sich herumtragen.
    Dennoch bekommt man in Paris wie in jeder anderen Großstadt auch eine Waffe, wenn man eine haben möchte. Ich verbrachte den Tag im Golden Drop, dem Drogenumschlagplatz in der Nähe der Basilika Sacré-Cœur.
    Ich bezahlte zweihundert Euro für eine alte, stupsnasige Smith & Wesson Kaliber 38, eine Damenwaffe mit einem fünf Zentimeter langen Lauf und sechs Kugeln in der Kammer.
    Zurück im Hotel, nahm Georges meinen Schlüssel vom Brett und deutete mit dem Kinn auf einen kleinen Haufen auf einem der Sofas. »Sie haben einen Gast.«
    Ich brauchte einen Moment, um zu begreifen, was ich sah. Ich ging zum Sofa, schüttelte sie an der Schulter und sprach sie mit ihrem Namen an.
    Amanda öffnete die Augen und reckte sich, als ich mich neben sie setzte. Sie legte die Arme um mich und küsste mich, doch ich konnte ihren Kuss nicht erwidern. Sie hätte zu Hause in L. A. sein sollen. In Sicherheit.
    Â»Mann, jetzt tu doch wenigstens so, als würdest du dich freuen, mich zu sehen!« Sie lächelte vorsichtig. »Paris gehört den Verliebten.«
    Â»Amanda, was, in Gottes Namen, hast du dir dabei gedacht?«

    Â»Es kommt etwas überraschend, ich weiß. Aber ich muss dir was sagen, was alles in einem anderen Licht erscheinen lassen könnte.«
    Â»Komm zur Sache, Mandy. Wovon redest du?«
    Â»Ich wollte es dir persönlich sagen...«
    Â»Deswegen bist du hergeflogen? Geht es um Henri?«
    Â»Nein...«
    Â»... dann tut es mir leid, Amanda, aber du musst zurückfliegen. Nein, es nützt nichts, den Kopf zu schütteln. Du bist eine Belastung. Verstehst du?«
    Â»Hm, danke.« Amanda machte einen Schmollmund, was selten vorkam, aber ich wusste, je weiter ich sie von mir stoßen würde, desto hartnäckiger würde sie werden. Ich konnte bereits den brennenden Teppich riechen, so fest grub sie die Absätze hinein.
    Â»Hast du was gegessen?«, fragte sie.
    Â»Ich habe keinen Hunger«, antwortete ich.
    Â»Aber ich. Ich bin Köchin, die französische Küche ist meine Spezialität. Und wir sind in Paris.«
    Â»Dies hier ist kein Urlaub«, wehrte ich ab.
    Eine halbe Stunde später saßen Amanda und ich in einem Straßencafe an der Rue des Pyramides. Die Nacht hatte die Sonne verdrängt, die Luft war warm, und wir hatten gute Sicht auf die vergoldete Statue der heiligen Johanna auf ihrem Pferd, wo unsere Seitenstraße die Rue de Rivoli kreuzte.
    Amandas Laune war gestiegen. Eigentlich schien sie in Hochstimmung zu sein. Sie bestellte auf Französisch, verdrückte einen Gang nach dem anderen, beschrieb die Zubereitung und bewertete den Salat, die Pate und die Meeresfrüchteplatte.
    Ich begnügte mich mit Crackern und Käse und trank
starken Kaffee, während meine Gedanken darum kreisten, was ich zu tun hatte. Die Zeit eilte mir davon.
    Â»Versuch das hier mal«, forderte Amanda mich auf und hielt mir einen

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