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Todesbote

Titel: Todesbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patterson James
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Grund umgebracht, und nicht des Geldes wegen.
    Irgendetwas in ihm veränderte sich. Es war wie ein schwaches Licht, das durch den Türspalt drang. Diese Tür konnte er entweder öffnen oder zuknallen.
    Das Taxi kroch bis zur Kreuzung der Rue des Pyramides und Rue de Rivoli. Vor und hinter ihnen wurde gehupt, und schließlich schaltete der Fahrer die Klimaanlage aus und öffnete das Fenster, um Benzin zu sparen.
    Angewidert beugte sich Henri vor und klopfte ans Glas.
    Der Fahrer unterbrach sein Telefonat, um Henri zu sagen, dass die Straße wegen der Wagenkolonne des französischen Präsidenten gesperrt war, die gerade den Elysée-Palast auf dem Weg zur Nationalversammlung verließ.
    Â»Dagegen kann ich nichts tun, Monsieur. Meine Hände sind gebunden. Entspannen Sie sich.«
    Â»Wie lange wird das dauern?«
    Â»Vielleicht noch fünfzehn Minuten. Woher soll ich das wissen?«

    Henri wurde immer wütender auf sich selbst. Es war dumm von ihm gewesen, nach Paris zu kommen, als wollte er eine Art ironisches Nachwort zum Mord an Gina verfassen. Nein, es war schon mehr als dumm – es war maßlos oder vielleicht selbstzerstörerisch. Was soll das – lege ich es darauf an, mich schnappen zu lassen?
    Er blickte durchs offene Fenster und wartete verzweifelt darauf, dass die absurde Wagenkolonne vorbeifuhr, als er Gelächter aus der Brasserie an der Ecke hörte.
    Ein Mann in blauer Sportjacke, rosafarbenem Polohemd und Khakihosen, natürlich ein Amerikaner, verbeugte sich komisch vor einer jungen Frau in blauem Pullover. Die anderen Gäste klatschten, und als Henri sich die Szene genauer ansah, kam ihm der Mann bekannt vor... und Henri hatte das Gefühl, sein Herz würde stehen bleiben.
    Nein, das konnte er nicht glauben. Er wollte den Fahrer fragen: »Sehen Sie, was ich dort sehe? Sind das Ben Hawkins und Amanda Diaz? Ich glaube langsam, ich drehe durch.«
    Der Mann drehte den Metallstuhl, so dass er mit dem Gesicht zur Straße saß. Jetzt hatte Henri keine Zweifel mehr: Es war Ben Hawkins. Als er das letzte Mal nachgesehen hatte, waren Ben und seine Freundin in L. A. gewesen.
    Henri ließ in Gedanken das Wochenende bis zum Sonntagabend, als er Gina erschossen hatte, Revue passieren. Er hatte das Video per Mail an Ben geschickt, aber den GPS-Spürsender schon seit ein paar Tagen nicht überprüft.
    Hatte Ben den Chip entdeckt und entfernt?
    Das, was Henri einen Moment lang fühlte, war neu für ihn. Er hatte Angst. Angst, dass er nachlässig wurde, seine
hart erarbeitete Disziplin einbüßte, die Kontrolle verlor. Das konnte er nicht zulassen.
    Nie wieder.
    Henri rief dem Fahrer zu, er könne nicht mehr warten. Er schob ihm ein paar Geldscheine in die Hand, schnappte sich seine Tasche und seinen Aktenkoffer und stieg auf der Straßenseite aus dem Taxi.
    Er schlängelte sich zwischen den Wagen bis zum Gehsteig durch und huschte geduckt zu einer Nische zwischen zwei Läden, die nur zehn Meter von der Brasserie entfernt waren.
    Mit pochendem Herzen beobachtete er Ben und Amanda, die Arm in Arm nach Osten Richtung Rue de Rivoli gingen.
    Als sie sich weit genug entfernt hatten, folgte Henri ihnen bis zum Hotel Singe Vert, einem kleinen Hotel auf der Place Andre Malraux.
    Sobald Amanda und Ben im Hotel verschwunden waren, betrat Henri die Bar Jacques’ Americaine, die an die Hotelhalle grenzte. Beim Barmann, der ganz eindeutig die pferdegesichtige Brünette anbaggerte, bestellte er einen Scotch.
    Während er seinen Whisky trank, behielt er die Eingangshalle mit Hilfe des Spiegels über der Bar im Auge. Als Ben die Treppe wieder herunterkam, drehte sich Henri auf seinem Barhocker um und beobachtete, wie Ben an der Rezeption seinen Schlüssel abgab.
    Auf seinem mentalen Merkzettel notierte sich Henri die Nummer unter dem Schlüsselhaken.

109
    Es war bereits abends halb neun, als ich die Place Vendöme erreichte. Breite Straßen kreuzen diesen Platz, in der Mitte steht eine fünfundzwanzig Meter hohe Statue von Napoleon Bonaparte. Westlich davon liegt die Rue St.-Honoré, das Einkaufsparadies für die Reichen, auf der anderen Seite steht das prunkvolle, in französischer Gotik erbaute Hotel Ritz aus honigfarbenen Mauern mit halbrunden Markisen vor Türen und Fenstern.
    Vom roten Teppich aus gelangte ich durch die Drehtür in die Eingangshalle mit ihren juwelfarbenen Sofas. Lüster warfen sanftes Licht auf die

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