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Todesbote

Titel: Todesbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patterson James
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Autos im Schneckentempo über den Pont Royal auf die Rue des Pyramides.
    Als das Taxi an einer Ampel hielt, dachte Henri kopfschüttelnd über den Fehler nach, den er begangen hatte, einen echten Amateurschnitzer – er hatte nicht gewusst, dass Jan van der Heuvel nicht in der Stadt sein würde, als er ihm am Vormittag einen Besuch in Amsterdam hatte abstatten wollen. Statt gleich wieder abzureisen, hatte er eine spontane Entscheidung getroffen, etwas, das er selten tat.
    Er wusste, dass Jan van der Heuvel eine Sekretärin hatte. Er hatte sie einmal kennengelernt, und er wusste, dass sie am Feierabend das Büro abschloss.
    Also hatte er auf die hübsche, zierliche Mieke Helsloot in ihrem kurzen Rock und den Schnürstiefeln gewartet, bis sie Punkt fünf Uhr die Haupttür abschloss. Anschließend war er ihr durch das äußerst ruhige Kanalviertel gefolgt, wo nur die Kirchenglocken und die Seemöwen die Stille durchbrachen.
    Er ging nur wenige Meter hinter ihr her, überquerte ebenso wie sie die Gracht und bog in eine gewundene Seitenstraße ab. Erst jetzt rief er: »Hallo, entschuldigen Sie«. Sie drehte sich um.
    Er entschuldigte sich, als er neben ihr her ging, und sagte,
er habe sie gesehen, als sie das Büro verlassen habe. Seitdem habe er versucht, sie einzuholen.
    Â»Ich arbeite mit Mr. van der Heuvel an einem vertraulichen Projekt zusammen«, fuhr er fort. »Sie erinnern sich bestimmt noch an mich, Mieke. Ich bin Monsieur Benoit. Wir haben uns vor einiger Zeit in Ihrem Büro kennengelernt.«
    Â»Ja«, antwortete sie zweifelnd. »Aber ich weiß nicht, wie ich Ihnen helfen kann. Mr. van der Heuvel wird erst morgen zurückkommen...«
    Henri erzählte, er habe Mr. van der Heuvels Mobilnummer verloren, und es würde ihm wirklich helfen, wenn er ihr erklären könnte, wie er den Termin für dieses Treffen verwechselt hatte. Und er hatte weitererzählt, bis Mieke Helsloot vor ihrer Haustür stehen geblieben war.
    Ungeduldig hielt sie den Schlüssel in der Hand, doch dank ihrer Höflichkeit und ihrer Bereitschaft, ihrem Arbeitgeber zu helfen, nahm sie Henri in ihre Zweizimmerwohnung mit, von wo aus sie ihren Chef anrufen wollte.
    Henri dankte ihr, setzte sich in einen der Sessel und wartete auf den richtigen Moment, um sie zu töten.
    Als sie zwei Gläser ausspülte, blickte sich Henri die schrägen Bücherregale an, die Modezeitschriften, den Spiegel über dem Kamin, der vollstand mit gerahmten Fotos ihres Freundes.
    Später, als ihr klar war, was er tun würde, jammerte sie »nein, nein, nein« und bettelte, er möge es bitte nicht tun, sie habe doch nichts verkehrt gemacht und werde niemandem etwas davon erzählen.
    Â»Tut mir leid, es geht nicht um Sie, Mieke«, sagte er. »Es geht um Mr. van der Heuvel. Er ist ein sehr böser Mensch.«

    Â»Und warum tun Sie dann mir was an?«, wollte sie wissen.
    Â»Tja, heute ist Jans Glückstag. Er ist nicht in der Stadt.«
    Henri hatte ihr die Arme mit einem ihrer Schnürsenkel hinter dem Rücken zusammengebunden und öffnete seinen Gürtel. »Das nicht, bitte«, flehte sie. »Ich werde bald heiraten.«
    Er vergewaltigte sie nicht. Er war, nachdem er Gina erledigt hatte, nicht in Stimmung. Also erzählte er, sie solle an etwas Schönes denken. Es sei wichtig, in den letzten Momenten ihres Lebens an etwas Schönes zu denken.
    Er wickelte den anderen Schnürsenkel um ihren Hals und zog ihn an, während er sein Knie gegen ihren Rücken drückte, bis sie aufhörte zu atmen. Der gewachste Schnürsenkel war fest wie Draht und schnitt sich mit Leichtigkeit in ihren dünnen Hals.
    Hinterher legte er das hübsche Mädchen ins Bett, deckte sie zu und tätschelte ihre Wange.
    Jetzt dachte er darüber nach, dass er wegen seiner Wut, weil er Jan nicht erreicht hatte, vergessen hatte, den Mord auf Video aufzuzeichnen.
    Doch Jan würde die Botschaft verstehen.
    Dieser Gedanke gefiel Henri.

108
    Henri steckte immer noch im Verkehrsstau fest, während er an Gina Prazzi dachte und sich vorstellte, wie sie ihre Augen nach dem Schuss aufgerissen und er sich gefragt hatte, ob sie wirklich verstand, was er getan hatte. Diese Frage war wichtig, weil Gina seit dem Mord im Pferdeanhänger fünfundzwanzig Jahre zuvor der erste Mensch war, den er zu seiner eigenen Befriedigung umgebracht hatte.
    Und jetzt hatte er Mieke aus demselben

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