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Todesbote

Titel: Todesbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patterson James
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Hände um ihren Hals. Sein Gesicht war angespannt, und ich war mir sicher, dass er sie erwürgen würde, doch er besann sich eines anderen.
    Er löste ihre Fesseln. Ich atmete kräftig aus, rieb mit den Handflächen über meine Augen. Er ließ von ihr ab – aber warum?
    Â»Ich wusste, dass du es nicht tun kannst«, sagte die Frau auf dem Bildschirm. Sie sprach mit Akzent. Sie war Italienerin.

    War diese Frau hier Gina?
    Sie stieg aus dem Bett und schlenderte augenzwinkernd auf die Kamera zu. Sie war hübsch, brünett und Ende dreißig, vielleicht vierzig, ging an der Kamera vorbei, wahrscheinlich ins Badezimmer.
    Auch Henri erhob sich, griff nach unten und nahm aus seiner Tasche eine Waffe, die nach einer 9-mm-Ruger aussah. Der Lauf war durch einen Schalldämpfer verlängert.
    Er ging der Frau hinterher und verschwand aus dem Blickfeld der Kamera.
    Ich hörte eine gedämpfte Unterhaltung, dann das leise Pft der Waffe. Ein Schatten glitt über die Schwelle. Nach einem dumpfen Schlag waren zwei weitere Schüsse zu hören. Ein Wasserhahn wurde aufgedreht.
    Außer einem leeren Bett sah oder hörte ich nichts mehr, bis der Bildschirm schwarz wurde.
    Meine Hände zitterten, während ich mir das Video noch einmal anschaute. Diesmal suchte ich nach Hinweisen, wo Henri gewesen war, als er diese Frau mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit umgebracht hatte.
    Beim dritten Durchgang bemerkte ich etwas, das mir vorher entgangen war.
    Ich hielt das Video an, als Henri den Fernseher einschaltete, und vergrößerte das Bild mit der Begrüßung. Ganz oben stand der Name des Hotels.
    Der Fernseher stand schräg, so dass ich die Schrift kaum lesen konnte, doch ich schaffte es und notierte mir den Namen, um im Internet zu überprüfen, ob dieses Hotel wirklich existierte.
    Es existierte.
    Das Chäteau Mirambeau lag in Frankreich in der Nähe von Bordeaux. Es war Anfang des neunzehnten Jahrhunderts
als Luxushotel auf dem Fundament einer mittelalterlichen Festung aus dem elften Jahrhundert errichtet worden. Bilder der Website zeigten Sonnenblumenfelder, Weinberge und das Chäteau selbst, ein aufwändiger märchenhafter Prachtbau mit kleinen Türmen, der von einer weitläufigen Wiese und französischen Gärten umgeben war.
    Auch die Football-Ergebnisse und die Aktienindices, die auf dem Fernseher angezeigt worden waren, fand ich im Internet.
    So kam ich zu dem Schluss, dass das Video am Freitag aufgenommen worden war, am selben Abend, als Amanda die Cornish-Wildhühner mitgebracht und ich vom Tod von Sara und Wendy erfahren hatte.
    Wieder legte ich meine Hand auf den Klebestreifen und spürte mein Herz pochen. Jetzt war mir alles klar.
    Zwei Tage zuvor war Henri in Frankreich gewesen, etwas mehr als hundert Kilometer von Paris entfernt. In der kommenden Woche war der erste September. Henri hatte mir erzählt, dass er manchmal im September nach Paris fuhr.
    Ich war mir ziemlich sicher, wo er steckte.

102
    Ich knallte den Deckel meines Rechners zu, als könnte ich die Bilder ausschalten, die Henri in meinem Kopf hinterlassen hatte.
    Ich rief Amanda an, um ihr rasch Bericht zu erstatten, während ich ein paar Sachen in einen Koffer warf.
    Â»Henri hat mir ein Video geschickt. Sieht aus, als hätte er Gina Prazzi umgebracht. Vielleicht räumt er auf. Entledigt sich der Leute, die ihn kennen und wissen, was er getan hat. Jetzt müssen wir uns selbst die Frage stellen: Was wird er mit uns machen, wenn das Buch fertig ist?«
    Ich erzählte ihr von meinem Plan, den sie anzweifelte, doch ich hatte das letzte Wort. »Ich kann hier nicht einfach rumsitzen. Ich muss was tun.«
    Ich rief ein Taxi. Sobald wir losfuhren, zog ich das Klebeband von meiner Haut und schob den Spürsender unter den Rücksitz.

103
    Ich erwischte einen Direktflug nach Paris mit Fensterplatz. Sobald ich den Sitz nach hinten gekippt hatte, fielen meine Augen zu. Ich verpasste den Film, das aufgewärmte Essen und den Billigsekt, gewann allerdings neun Stunden Schlaf. Erst als das Flugzeug zur Landung tiefer flog, erwachte ich wieder.
    Meine Tasche schoss die Gepäckrutsche hinab, als hätte sie mich vermisst, und zwanzig Minuten nach der Landung saß ich bereits auf dem Rücksitz eines Taxis.
    Ich nannte dem Fahrer in gebrochenem Französisch mein Ziel: das Hotel Singe Vert, französisch für »grüner Affe«. Dort hatte ich schon einmal

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