Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesbraeute

Todesbraeute

Titel: Todesbraeute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
Vom Netzwerk:
sollten zittern und beben wie kleine Mädchen. Sie sollten diesen einzigartigen Geschmack der Angst kennen- und hassen lernen. Ja, er kannte ihn, diesen Geschmack. Genau wie er sich mit dem Geschmack von Hunger und Wut auskannte. Und dass dem so war, hatten nur sie zu verantworten. Er sah auf die Tote hinab und stieß sie mit dem Fuß an. Sie hatte bezahlt. Bald würden sie alle bezahlen. Bald würden sie wissen, dass er zurückgekehrt war. Hallo, Dutton. Mack ist wieder da.
    Und er würde nicht eher ruhen, bis er sie alle fertiggemacht hatte.
     
    Cincinnati, Ohio, Freitag, 26. Januar, 14.55 Uhr
     
    »Au. Das tut weh.«
    Alex Fallon sah auf das blasse Mädchen herab, das mürrisch ihrem Blick auswich. »Tja, so ist das nun mal.« Schnell fixierte Alex die Nadel an ihrem Arm. »Vielleicht denkst du daran, bevor du das nächste Mal blaumachst, dich mit Karamelleis vollstopfst und anschließend in die Notfallambulanz eingeliefert werden musst. Vonnie, du hast Diabetes, und so zu tun, als wär's nicht so, ändert nichts daran. Du musst dich unbedingt ...«
    »An die Diät halten«, murrte Vonnie. »Jaja, ich weiß. Warum lasst ihr mich nicht alle einfach in Frieden?« Die Worte trafen und hallten wie immer in Alex' Kopf wider. Und wie immer weckten sie in ihr Mitgefühl für ihre Patienten und Dankbarkeit ihrer Familie gegenüber. Wären Kim, Steve und Meredith nicht gewesen ... »Eines Tages isst du das Falsche und landest unten im Keller.«
    Vonnies Trotz bäumte sich ein letztes Mal auf. »Na und? Was soll da unten schon sein?«
    »Das Leichenschauhaus.« Alex hielt dem verblüfften Blick des Mädchens stand. »Es sei denn, dass du genau da hinwillst.«
    Plötzlich klang Vonnies Stimme erstickt. »Manchmal ja.« »Ich weiß, Liebes.« Und sie verstand besser, als sich jeder, der nicht zu ihrer Familie gehörte, vorstellen konnte. »Aber du wirst dich entscheiden müssen. Für oder gegen das Leben.«
    »Alex?« Letta, die Oberschwester, steckte den Kopf in den Untersuchungsraum. »Da ist ein wichtiger Anruf für dich. Ich kann hier übernehmen.«
    Alex drückte Vonnies Schulter. »Schon gut, ich bin eigentlich fertig.« Sie zwinkerte Vonnie zu. »Ich will dich hier nicht wiedersehen.« Alex reichte das Krankenblatt an Letta weiter. »Wer ist dran?«
    »Nancy Barker vom Sozialamt Fulton County in Georgia.«
    Alex war alarmiert. »Da lebt meine Stiefschwester.« Letta zog die Brauen hoch. »Ich wusste gar nicht, dass du eine Stiefschwester hast.«
    Hatte Alex eigentlich auch nicht, aber die Geschichte war zu lang und zu verworren. »Ich habe sie schon lange nicht mehr gesehen.« Genauer gesagt, zum letzten Mal vor fünf Jahren, als Bailey hier in Cincinnati auf Alex' Türschwelle aufgetaucht war. Vollgepumpt mit Drogen. Alex hatte versucht, sie zu einer Entziehungskur zu überreden, aber Bailey war wieder verschwunden und hatte Alex' Kreditkarten mitgenommen.
    Lettas Brauen zogen sich besorgt zusammen. »Dann hoffe ich nur, dass alles in Ordnung ist.«
    Alex hatte diesen Anruf seit Jahren sowohl erwartet als auch gefürchtet. »Ja. Ich auch.«
    Es war wirklich bittere Ironie, dachte Alex, während sie zum Telefon eilte. Sie hatte vor vielen Jahren versucht, Selbstmord zu begehen, und Bailey war süchtig geworden. Alex hatte Kim, Steve und Meredith gehabt, die ihr beigestanden hatten, aber Bailey ... Bailey hatte niemanden gehabt.
    Sie nahm das Gespräch auf Leitung zwei an. »Alex Fallon.«
    »Nancy Barker, guten Tag. Ich arbeite für das Sozialamt Fulton County.«
    Alex seufzte. »Sagen Sie es mir bitte gleich - ist sie noch am Leben?«
    Eine lange Pause entstand. Dann: »Wer, Miss Fallon?« Alex wand sich innerlich bei der Anrede »Miss«. Sie war es noch immer nicht gewohnt, nicht mehr »Mrs. Preville« zu sein. Ihre Cousine Meredith meinte, es sei nur eine Frage der Zeit, aber die Scheidung war nun schon ein Jahr her, und Alex hatte noch immer nicht mit ihrer Ehe abgeschlossen. Nun, vielleicht lag es daran, dass sie und ihr Ex sich jede Woche mehrmals begegneten. Jetzt gerade zum Beispiel. Alex sah zu, wie Dr. Richard Preville nach den für ihn eingegangenen Nachrichten griff, die neben dem Telefon lagen. Sorgsam darauf bedacht, nicht ihrem Blick zu begegnen, brachte er ein linkisches Nicken zustande. Nein, in den gleichen Schichten wie der Ex zu arbeiten, war wirklich nicht hilfreich, wenn man eine Beziehung ad acta legen wollte.
    »Miss Fallon?«, fragte die Frau am anderen Ende der Leitung.
    Alex zwang ihre

Weitere Kostenlose Bücher