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Todesbraut

Titel: Todesbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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wollte wissen, was läuft. Als Sie Talabani dann persönlich kennenlernten, ging das nicht mehr und ich habe ein paar Szeneleute um einen Gefallen gebeten. Man kennt sich halt. Man weiß, was man aneinander hat. Es war doch nur zur Sicherheit   …«
    »Das wird Sie den Job kosten«, prophezeite Axel.
    »Sei’s drum. War ja eh alles für die Katz!«
    »Und der Informant an der Mergelgrube?«, ließ Wencke nicht locker.
    Völker zuckte die Achseln. »Keine Ahnung! Wirklich nicht!«
    »Die Taxifahrerin hielt ihn für einen etwas undurchsichtigen Typen. Vielleicht auch einer Ihrer alten Bekannten, die Ihnen einen Gefallen schuldeten   …«
    »Nein! Und wie kommen Sie darauf, dass ich Ihren Sohn entführt haben könnte?« Er hob die Hände wie ein zu Unrecht Angeklagter, der seinen Hals vor der Schlinge rettenmusste. »Wenn es so wäre, gäbe es doch jetzt gar keinen Grund mehr, es zu leugnen. Ist doch ohnehin alles rausgekommen.«
    Er schluchzte wieder, doch da biss er bei Wencke auf Granit. »Der Einzige, um den es Ihnen leidtut, sind Sie selbst. Trauern Sie eigentlich um Ihre Geliebte?«
    »Es war aus mit Shirin.«
    »Und das Kind, Ihr gemeinsames Kind?«
    Er schnaubte. »Ich habe den Autopsiebericht gelesen und erst da von ihrer Schwangerschaft erfahren. Aber wer sagt, dass es mein Kind ist? Wir haben immer Gummis benutzt. So blöd bin ich doch auch nicht   …«
    »Wie lange waren Sie ein heimliches Paar?«
    Er ließ einen trockenen Lacher hören. »Heimliches Paar? Wir kannten uns vom Training und kamen uns näher, als die Tochter Roza mit dem Fußballspielen aufhören wollte. Shirin war eine wahnsinnig attraktive Frau, also hatten wir Sex. Meine Güte, sie hatte Lust, ich hatte Lust. Immer mal wieder war das der Fall, ungefähr zwei Jahre lang. Aber deshalb waren wir doch kein ›heimliches Paar‹!«
    Wencke dachte an die Luxuskleider im Schrank der Kurdin. »Haben Sie ihr Geld gezahlt? Viel Geld?«
    Er lachte fast hysterisch. »Wie kommen Sie denn darauf? Ich habe keinen müden Cent übrig. Dieses hübsche Haus hier frisst mein Gehalt Monat für Monat. Da bezahle ich doch keine Frau, wenn sie es mir auch umsonst macht.«
    Axel sah aus, als würde er Völker am liebsten die Fäuste spüren lassen. »Wir haben erfahren, dass Sie neben der Staatskasse noch einen anderen Geldgeber haben. Und von Schmiergeldern lassen sich Baukredite schlecht abzahlen, das muss man schon für andere Spielsachen ausgeben, oder nicht?«
    »Schwachsinn!«
    »Wann war denn Ihre Affäre beendet?«
    »Ende Juni hat Shirin Schluss gemacht. Aus heiterem Himmel.«
    Wieder der Juni. Auch Wasmuth hatte erzählt, dass Shirin sich zu dieser Zeit für eine Weile zurückgezogen hatte. Dieser Monat muss das Leben der Shirin Talabani umgeworfen haben. Was war zehn Wochen zuvor passiert, dass Shirin Talabani seitdem die Männer an ihrer Seite zum Teufel jagte? »Hat Shirin vielleicht erfahren, dass Ihre Affäre aufgeflogen ist?«
    »Was weiß ich   …«
    »Daraufhin ist Ihre betrogene Gattin vorgestern Nacht losgefahren, um sich zu rächen   …« Wencke rückte neben ihn, so nah es trotz des unangenehmen Geruchs möglich war. »Oder waren Sie es selbst, der Shirin diesen späten Besuch mit fatalen Folgen abstattete? Um zu vermeiden, dass sie plaudert?«
    »Ich? Nein! Ich habe ein Alibi! Ich würde so etwas   … Was denken Sie sich für einen Mist aus? Ich bin immerhin Polizist!«
    »Eben! Und würden Sie an meiner Stelle nicht genau dieselben Fragen stellen?«
    »Trotz Tequila bin ich aber noch nüchtern genug, um zu wissen, dass ich nicht antworten muss, wenn ich damit mich selbst oder Marina in irgendeiner Weise belaste   …« Sein überlegenes Grinsen fiel nach wenigen Sekunden in sich zusammen.
    Noch bevor er anfangen konnte zu schwören, zu winseln und das ganze Register zu ziehen, ließ Wencke diesen triefend nassen Kerl sitzen. Heute Nacht war es ihr egal, wer Shirin Talabani ermordet hatte, und auch warum. Sie wollte Emil finden.
    Und dass sie hier höchstwahrscheinlich an der falschen Adresse war, hatte sie inzwischen verstanden. Sie musste weitersuchen. Sofort.
    Vor dem Haus fuhren zwei Streifenwagen vor. Axel übernahmdie Aufgabe, den Beamten zu erzählen, was geschehen war. Wencke ließ sich inzwischen auf den Beifahrersitz seines Wagens gleiten und schloss die Augen. Der saure Gestank nach Angst und versoffener Spucke, der noch an ihrer Uniform haftete, war mit eingestiegen. Am liebsten hätte sie sich entkleidet. Am liebsten

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