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Todesbrut

Todesbrut

Titel: Todesbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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brüllte sie, so laut sie nur konnte: »Irgendwelche Schwachköpfe greifen die Hühnerfarm an! Mein Sohn und mein Exmann sitzen darin fest! Warum hilft ihnen keine Polizei? Ich habe Schüsse gehört!«
    Polizeirat Ludger Schneider breitete die Arme aus. »Was erwarten Sie von mir? Unsere Kräfte sind völlig überfordert. Meine Männer sind am Ende«, beteuerte er. »An der Hamburger Straße im Herrentorviertel hat eine bewaffnete Gruppe versucht, den Ring zu durchbrechen. Im BVO-Heim verschanzen sich immer noch welche.«
    Er sah auf den Bildschirm seines Laptops und korrigierte sich. Die Aufregung wich aus seiner Stimme. Er wurde sachlicher. »Wenigstens das Bezirksfischereigebäude wurde gestürmt. Also … es ist wieder in Händen der Ordnungskräfte. Falls diese Meldung hier echt ist.«
    »Warum sollte sie falsch sein?«
    »Weil … also, hier sind so viele Rechtschreibfehler drin. – Drei Beamte sind tot. Acht verschollen. Sechzehn verletzt. Die letzten Stunden haben unsere regulären Kräfte im gesamten Stadtgebiet fast vollständig aufgerieben. Teilweise setzen wir schon die Ehefrauen und Schwiegersöhne ein. Wir arbeiten mit Hilfssheriffs wie im Wilden Westen. Wir …«
    Der Mann vom Ordnungsamt schluckte und räusperte sich nervös. Er nestelte an seiner Krawatte herum. Er wollte auf die Bürgermeisterin eingehen und wandte sich an sie: »Wir haben versucht, Herrn Jansen zu bewegen, die Tiere zu vernichten. Aber er hat sich uneinsichtig gezeigt und wir haben befürchtet, dass es zu Schwierigkeiten kommt. Die Bevölkerung sucht einen Schuldigen. Die Emotionen sind aufgeladen und …«
    Kerstin Jansen schlug mit der flachen Hand auf den Tisch und brüllte: »Ich werde Sie persönlich dafür verantwortlich machen, wenn meinem Sohn etwas geschieht! Und außerdem: Es handelt sich nicht um irgendeine Hühnerfarm! Dort werden Eier unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen produziert, damit wir genügend Grundlagen für Impfstoffe haben, falls es in diesem Land zu Problemen kommt. Und genau diese Probleme haben wir jetzt! Da wollen irgendwelche Idioten die Farm abfackeln und vorher verlangt das Ordnungsamt von meinem Exmann, er soll die Tiere keulen?« Die Bürgermeisterin schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. »Hallo? Habt ihr sie noch alle? Wir vernichten die letzte Chance, die wir haben, an genügend Impfstoff für alle zu kommen! Aber das ist mir jetzt sowieso egal. Es geht nur noch um das Leben von meinem Sohn! Ich werde jetzt hinfahren und ihn da rausholen. Begleitet mich jemand?«
    Polizeirat Schneider stellte sich vor die Tür und versperrte den Weg. »Sie können hier nicht Ihr privates Ding durchziehen, Frau Jansen. Bei allem Verständnis für Ihre Situation, aber …«
    Sie verpasste ihm eine Ohrfeige. Er blieb trotzdem ruhig stehen. Er schlug nicht zurück, sondern sagte nur leise: »Wir haben alle eine Familie. Nicht nur Sie, Frau Jansen.«
    Sie wäre sich in dem ABC-Anzug dämlich vorgekommen. So konnte sie unmöglich zu ihrer Familie. Alles in ihr weigerte sich, dieses Ding noch einmal anzuziehen, auch wenn es Mitgliedern des Krisenstabs eigentlich nicht erlaubt war, sich ohne entsprechende Sicherheitsvorkehrungen außerhalb zu bewegen. Sie legte lediglich die Atemschutzmaske an.
    Ludger Schneider tat es ihr gleich.
    »Ich komme mit.«
    »Das habe ich nicht von Ihnen verlangt.«
    »Wenn ich Sie jetzt allein gehen lasse und Ihnen stößt da draußen etwas zu, das kann ich später keinem Menschen erklären …«

 
    110 Der lang gezogene Schrei klang nicht menschlich, sondern nach einem Tier in höchster Not. Josy stellte sich ein Pferd vor, das sich die Beine gebrochen hatte.
    Der Schrei brachte Justin dazu, selbst laut zu kreischen, um es nicht länger hören zu müssen.
    Thorsten befreite sich aus der Umarmung seines Vaters. Er war so blass, dass sein Gesicht im dunklen Raum zu leuchten schien.
    »Das ist Corinna«, sagte er. »Es ist Corinna! Sie muss zu Bewusstsein gekommen sein!« Er stürmte zum Fenster. Sein Vater versuchte, ihn zurückzuhalten. »Bist du verrückt? Geh da weg! Willst du für die da draußen Zielscheibe spielen?«
    Thorsten zeigte durch das zerschossene Fenster. »D… das ist unsere …«
    Dann hielt er die Hände wie Lautsprecher vor seine Lippen und rief: »Corinna?! Corinna?!«
    Akki sprang zum Fenster. »Das ist sie. Verdammt, das ist sie!«
    Mehrere Schüsse fielen. An drei verschiedenen Stellen sah er Mündungsfeuer aufflammen, aber keine Kugel traf das Haus.
    Erneut

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