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Todesbrut

Todesbrut

Titel: Todesbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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»Ich … ich wollte … Ich war das nicht … Ich wollte das nicht …« Er zeigte auf Henning Schumann. »Der hat mich gestoßen! Gestoßen hat der mich!«
    »Ich hab damit nichts zu tun! Sind Sie verrückt? Sie haben ihm in den Bauch geschossen! Oh mein Gott, er wird sterben, wenn wir nichts machen! Wir brauchen einen Arzt! Es kann doch nicht sein, dass unter so vielen Passagieren kein Arzt ist!«
    Schwann drehte sich um. »Mir wird schlecht.«
    »Jetzt machen Sie mich endlich los!«, brüllte der Kapitän.
    »Ich hab ihn nicht geschubst!«, verteidigte sich Henning Schumann. »Es war das Schiff! Das Scheißschiff hat gewackelt! Das kommt nur, weil die Motoren abgeschaltet sind.« Er sah Ole Ost an. »Sie sind schuld! Sie!«

 
    43 Tim Jansens erster Versuch, über Einseinsnull die Polizei zu informieren, scheiterte, weil er sich verwählt hatte. Beim zweiten Mal wurde er von Emden nach Aurich weitergeleitet, da die hiesige Notrufzentrale überlastet war.
    Normalerweise ertönte in Emden, wenn alle Leitungen besetzt waren, das Freizeichen. Erst jetzt, in höchster Not, hatte ein Beamter gegen jede Vorschrift sich entschlossen, die Anrufer umzuleiten.
    In Aurich konnte Tim allerdings niemand weiterhelfen, denn Aurich lag außerhalb des abgesperrten Bereichs. Ein freundlicher Polizist nahm dort seine Meldung entgegen, erkundigte sich auch genau nach dem Verlauf der Attacke gegen Ubbo Jansen, ob es Verletzte gegeben habe, ob er jemanden erkannt habe – all das gab Tim zu Protokoll.
    Ja, sein Vater sei verletzt und einer der Randalierer sei ein Gymnasiast aus Emden, Thorsten Gärtner.
    Er blieb geduldig, denn er wollte es sich mit den möglichen Rettern auf keinen Fall verderben, sah aber sofort ein, dass sie von außen aktuell keine Hilfe zu erwarten hatten.
    Er registrierte mit gemischten Gefühlen, dass sein Vater als einzigen Kommentar sein Schrotgewehr holte.

 
    44 Ubbo Jansen ließ sich im Überwachungsraum von Josy verarzten. Dies war die Schaltzentrale seiner Anlage. Fast alles lief automatisch. Auf sechs großen Monitoren konnte er die Sicherungsanlagen, die Zäune und die Straßen rund ums Gelände beobachten sowie die Volieren, in denen die Hühner gehalten wurden.
    Diese Technik machte es möglich, die Hühnerfarm mit wenig Personal effektiv zu führen. Im Grunde lief fast alles automatisch, und wenn es irgendwo hakte, konnte Ubbo es von hier aus sehen und rasch eingreifen. Er hatte jetzt alle Monitore auf die Außenanlagen geschaltet. Er erwartete einen weiteren Angriff. Dass er die Jugendlichen nicht sah, machte ihn besonders nervös. Er ging alle Möglichkeiten durch. Gab es von den Kameras nicht erfasste Bereiche, irgendwelche toten Winkel? Wenn ja, kannten sie die?
    An der Südseite stand eine große Linde. Erst jetzt fiel ihm auf, dass die auf keinem seiner Bildschirme zu sehen war. Mit der rechten Hand hielt er sein doppelläufiges Schrotgewehr. Er lag auf einem Sofa, auf dem er schon oft seinen Mittagsschlaf gehalten hatte. Josy tropfte Betaisodona auf die Wunde über seinem rechten Auge.
    Die Küstenseeschwalbe hatte sich einen Platz neben dem Papierkorb gesucht. Sie zog sich zusammengeknüllte, weggeworfene Zeitungsausschnitte aus dem Korb, als ob sie sich daraus ein Nest bauen wollte.
    Mit Blick auf die flimmernden Monitore spottete Tim: »Hier kannst du den Hühnern normalerweise beim Eierlegen zugucken. Sozusagen Hühner-Peepshow.«
    »Ich will mir das gar nicht erst anschauen«, sagte Josy. »Ich halte das nicht aus.«
    »Deswegen habe ich es aber nicht weggeschaltet«, stellte Ubbo Jansen klar. »Wir müssen unseren Blick nach draußen richten. Diese Verbrecher meinen es ernst. Die wollen uns die Bude überm Kopf anzünden.«
    »Ja, wahrscheinlich lieben sie den Geruch von Grillhähnchen«, sagte Tim und schaute Josy an. Sie ließ sich von seinen Worten wenig beeindrucken.
    »Du brauchst vor mir nicht den Coolen zu spielen, Tim. Cool bin ich selber. Aber ich habe noch nie im Leben solche Angst gehabt.«
    »Sie haben sich super verhalten«, lobte Ubbo Jansen Josy. »Sie haben mir das Leben gerettet. Die hätten mich totgetreten.«
    Die Berührung ihrer Finger in seinem Gesicht tat ihm gut und erinnerte ihn daran, wie lange schon ihn keine Frau mehr angefasst hatte. Aber das Betaisodona brannte in der Wunde wie Feuer.
    Er zeigte auf die Küstenseeschwalbe. »Der da hat bei mir politisches Asyl auf Lebenszeit. Keine Sorge, alter Junge«, rief er dem Vogel zu, »dir passiert hier

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