Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesbrut

Todesbrut

Titel: Todesbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
Vom Netzwerk:
den er entgegennahm. Er hatte an diesem Tag einen Spezialrollstuhl genehmigt, mehrere Reha-Maßnahmen unterstützt und ein sehr anstrengendes Beratungsgespräch mit einer Mutter hinter sich, deren aggressives Kind nicht nur ihre Ehe zerstört hatte und ihre neue Beziehung – sondern auch noch eine Hebevorrichtung für ihren pflegebedürftigen Vater im Bad. Er fragte sich, wie Letzteres überhaupt möglich war. Nun, mit einem Schlagbohrer.
    Er dachte an diese Frau und war froh, einen anderen, besseren, gut erzogenen Sohn zu haben. Seinen Thorsten. Das Bild von ihm stand auf dem Schreibtisch und lächelte dem Vater bei der Arbeit motivierend zu.
    »Niklas Gärtner.«
    »Herr Gärtner, hier spricht Tim Jansen. Sie erinnern sich?« Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr Tim fort: »Mein Gott, bin ich froh, jemanden zu erreichen! Ich hatte schon Angst, bei Ihnen arbeitet keiner mehr …«
    »Natürlich erinnere ich mich an Sie, Herr Jansen. Was kann ich denn für Sie tun?«
    Tims Stimme veränderte sich. Er war unmerklich in die alte Situation hereingerutscht, als er abhängig von Herrn Gärtners Zusagen und Wohlwollen gewesen war. Er räusperte sich: »Ihr Sohn Thorsten steht mit einer Bande bei uns vor der Hühnerfarm. Sie haben Pechfackeln dabei und Baseballschläger.«
    »Wie? Was? Was wollen Sie mir sagen?«
    »Ihr Sohn hat mit seiner Bande meinen Vater beinahe krankenhausreif geschlagen. Er liegt hier im Büro auf dem Sofa und wird von einer Freundin versorgt, weil kein Arzt zu erreichen ist. Die Idioten haben mich nach Aurich durchgeschaltet, aber von dort kann niemand hierherkommen. Aber das soll jetzt nicht Ihr Problem sein, Herr Gärtner … Pfeifen Sie einfach Ihren Sohn zurück. Mein Vater hat ein Gewehr. Wir sind bewaffnet und wir werden diese Gebäude gegen jeden Angreifer verteidigen. Glauben Sie mir, das ist kein Scherz. Wenn auch nur einer von denen über die Mauer klettert, knallt mein Alter ihn ab.«
    »Herr Jansen, sind Sie sicher, dass Sie von meinem Sohn reden? Es ist ungeheuerlich, was Sie da behaupten!«
    »Rufen Sie ihn an. Oder besser noch: Kommen Sie her. Mehr kann ich nicht sagen. Ihr Sohn hat sich strafbar gemacht. Ich habe ihn und seine Freunde mit meiner Digitalkamera aufgenommen. Er kann sich da niemals rausreden. Er und die anderen treten auf meinen Vater ein, als sei er ein totes Stück Fleisch. Wir werden Ihren Sohn und die ganze Bande verklagen, mein Vater kann Ihnen das nicht ersparen, Herr Gärtner. Aber wenn Sie kommen, können Sie vielleicht Schlimmeres verhindern. Ich denke, auf Sie wird er vielleicht hören, oder? Ich hätte Sie nicht angerufen, wenn ich bei der Polizei weitergekommen wäre. Aber …«
    »Augenblick, Augenblick. Bleiben Sie bitte dran. Ich habe mein Handy bei mir. Ich rufe meinen Sohn sofort an. Das ist bestimmt ein Missverständnis. Es wird sich sofort aufklären. Ich kann verstehen, dass Sie erregt sind, Herr Jansen, aber mein Sohn hat ganz sicher nichts damit zu tun.«
    »Soll ich Ihnen den Film rüberschicken? Mein Computer funktioniert noch. Ihrer auch? Sie können ihn gerne als E-Mail-Anlage haben … bevor ich ihn bei Youtube einstelle …«
    Tim ließ das Telefon sinken. Er blickte zu seinem Vater.
    »Da sind sie wieder!«, schrie Ubbo Jansen. Er zeigte mit dem Schrotgewehr auf den Monitor, so als ob er darauf schießen wolle.
    »Sie haben eine Leiter mitgebracht! Sie legen eine Leiter an! Sie wollen über die Mauer! Am Getreidehaus! Wir müssen hin!«
    Er versuchte aufzustehen, doch als er sich hochstemmte, fuhr ein mörderischer Schmerz durch seine Brust und ließ ihn innehalten.
    Nicht jetzt, dachte er. Mach jetzt nicht schlapp. Die haben dir mit ihren Fußtritten irgendwelche inneren Organe verletzt. Aber jetzt musst du durchhalten, bis Verstärkung da ist.
    Und er spürte eine frische Energie in seinem Körper, die ihn kraftvoll durchströmte.
    Dies war der Moment. Der Kampf gegen den Marco, den großen Hai, bevor der sich den größten Teil vom Schwertfisch holen konnte. Diesmal wollte er, Ubbo Jansen, nicht abwarten, bis das Unglück geschehen war, und danach den Täter bestrafen. Diesmal wollte er sein Eigentum vorher verteidigen.
    »Helfen Sie mir, Josy. Helfen Sie mir hoch.«
    »Sie können nicht rausgehen, Herr Jansen. Sie können noch nicht mal alleine stehen. Wie wollen Sie mit denen kämpfen?«
    Er hob das Gewehr. »Ich werde ihnen eine Ladung Schrot auf den Pelz brennen. Wetten, das bringt sie zur Vernunft?«
    »Haben Sie keine Mitarbeiter, die

Weitere Kostenlose Bücher