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Todescode

Todescode

Titel: Todescode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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sich entschieden, ja verdammt, er würde weder in Stanford noch sonst wo studieren. Es war sein Leben, und er würde zur Army gehen. Er hatte mit einem Rekrutierer gesprochen, der ihm garantierte, dass er zu den Luftlandetruppen kommen würde, dem Sprungbrett zum Ranger-Battalion, das ihm die Tür zu den Special Forces öffnen konnte – alles, was er immer gewollt hatte, alles, wofür er sich am besten eignete, das wusste er. Er würde Sprachen lernen, ausländische Truppen ausbilden, Abenteuer erleben, die sich normale Leute kaum vorstellen konnten. Er beschloss, seinen Eltern die Nachricht gleich nach den Meisterschaften beizubringen. Er würde gegen die besten Ringer in Kalifornien antreten, und er konnte sich keine Ablenkungen leisten.
    Er war auf Rang acht gesetzt, was bedeutete, dass er in der ersten Runde gegen den Erstplatzierten antreten musste, einen unbesiegten bulligen Typen namens Musamano, und keiner hatte gedacht, dass Ben es auch nur ins Halbfinale schaffen würde. Aber Ben hatte lange darüber nachgedacht, was seine Gegner über ihn wussten, was sie erwarten würden. Er war bekannt als einer, der bevorzugt den Single Wrist und den Half Nelson einsetzte, wirkungsvoll, aber Grundtechniken. Standard. Ein wenig vorhersehbar. Er fragte sich, was wohl passieren würde, wenn er Musamano ein paar Überraschungen lieferte.
    Ben überlegte, was er machen würde, um einen Gegner mattzusetzen, der so kämpfte wie er. Die Arme starr halten, dachte er. Handflächen auf die Matte, Kopf hoch. So besteht keine Chance für den Single Wrist und den Nelson.
    Aber eine Verteidigung mit dieser Haltung eröffnete neue Schwachstellen, oder? Je mehr er darüber nachdachte, desto mehr gelangte er zu der Überzeugung, dass er mit einem Cradle einen Überraschungsangriff starten könnte, ob innen oder außen wäre egal. Wenn ein Gegner die Hände fest auf dem Boden und den Kopf gehoben hatte, nur auf den erwarteten Nelson oder Handgelenkangriff konzentriert, war er verwundbar.
    Da keiner erfahren sollte, was er vorhatte, trainierte er seine neuen Angriffe nur zu Hause, mit seinem Vater und mit Alex. Sein Vater hatte nicht viel Geduld dafür, aber er wollte kein Spielverderber sein und machte mit. Alex war zu klein und hatte keine Erfahrung, aber Ben konnte ihn als Trainingspuppe benutzen. Er erzählte Alex vorher, was er machen und wie er sich bewegen sollte, wie er versuchen sollte, sich zu befreien und zu wehren. Alex beschwerte sich zwar über seine zahlreichen Abschürfungen und blauen Flecken, aber eines musste man ihm lassen: Er machte immer mit. Und als das Turnier schließlich losging, fühlte Ben sich bereit.
    Musamano warf ihn gleich in der ersten Runde zu Boden und hielt ihn den Rest der Zeit unten. Doch zu Beginn der zweiten Runde war Ben obenauf, und Musamano machte sich exakt so auf Bens Angriff gefasst, wie Ben es sich erhofft hatte. Ben setzte mit der Linken einen Crossface an, versenkte die Rechte tief in Musamanos rechten Innenschenkel, drehte sich zu Musamanos Überraschung im Uhrzeigersinn weit an dessen Kopf vorbei, und zog ihn hoch. Musamanos rechter Arm gab nach, wodurch er ein Viertel seiner Stabilität einbüßte. Ben hörte das Publikum aufbrüllen und spürte, wie ihn irgendwas durchflutete: Es funktionierte! Aber er kämpfte seine Freude nieder. Er war noch nicht am Ziel.
    Er schraubte sich noch aggressiver nach außen und setzte den Crossface noch fester an, drückte so brutal zu, dass er Musamanos Zähne durch die Wange des Typen an seinem Unterarm spürte. Musamano ächzte und streckte das rechte Bein, um sich abzustemmen, und dann war es so weit: jetzt oder nie. Ben senkte die rechte Hand hinter Musamanos rechtes Knie und änderte die Richtung, sprang über Musamanos Rücken und landete genau rechts neben ihm. Er griff blitzschnell mit der rechten Hand tiefer und packte sein linkes Handgelenk, rammte den Kopf gegen Musamanos rechte Schläfe und versuchte nach rechts zu rollen. Er spürte, wie Musamano sich mit aller Kraft in die andere Richtung stemmte, und eine Sekunde lang fürchtete Ben, nicht genügend Hebelwirkung zu haben, den Halt zu verlieren. Doch da bewegte Musamano sich, flog im hohen Bogen über Ben und auf die Matte, die Schultern unten, der Cradle angesetzt. Ben hörte das Publikum wieder brüllen, diesmal lauter, und Musamano bockte und bäumte sich auf, aber Ben presste den Cradle tiefer, bog Musamanos Schultern auf die Matte, drückte mit allem, was er hatte.
    Er klemmte

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