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Todescode

Todescode

Titel: Todescode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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du jetzt, ich sei dein Sklave?«
    Er tigerte weiter auf und ab. »Ach ja, und
unser
Haus?«, sagte er, wirbelte herum und starrte das Handy an. »Auf einmal ist es also wieder
unser
Haus? Ja, aber nur dann, wenn du mich in irgendwas reinziehen willst. Glaubst du, ich bin blöd, Alex? Glaubst du das?«
    Er atmete schwer und spürte den verrückten, freudigen Drang, jemanden zusammenzuschlagen – einen Drang, der dafür gesorgt hatte, dass er während seiner einzigen Spielsaison in Stanford regelmäßig wegen unnötiger Grobheit auf die Strafbank geschickt wurde; er war nur deshalb nicht aus dem Team ausgeschlossen worden, weil sein Vater im Kuratorium der Uni saß.
    Er konnte sich nicht erinnern, wann er sich zuletzt geprügelt hatte, und er dachte, dass das auch gut so war. Sich zu prügeln war das Gegenteil von Anonymität, vor allem, wo sich heutzutage mit jedem Handy Fotos und Videos machen ließen. Außerdem traute er es sich nicht mehr zu. Er war sich nicht sicher, ob er noch wusste, wie das ging. Eine Prügelei war im Grunde etwas Einvernehmliches. Mit stillschweigenden Regeln, unausgesprochenen Grenzen. Doch zum jetzigen Zeitpunkt war Ben so sehr aufs Töten konditioniert, dass er Angst hatte, er würde selbst bei einem Kampf auf Amateurniveau genau das tun, was er gewohnt war, und erst anschließend darüber nachdenken.
    Das war keine schöne Erkenntnis. Sich zu prügeln war für ihn ein gutes Ventil gewesen, und er hatte es auf eine unbestimmte Art genossen. Das nicht mehr zu können – das war so, als hätte er einen Teil von sich verloren, einen Teil, der ihm rückblickend irgendwie seltsam unschuldig vorkam. Vielleicht, weil er die meisten Prügeleien an der Highschool gehabt hatte. Vielleicht, weil die Highschool vor allem die Zeit war, bevor Katie starb.
    Er war an dem Abend auf einer Party gewesen, die bei zwei sehr beliebten Mädchen aus seiner Klasse stattfand, Roberta und Molly Jones. Die Jones-Schwestern wohnten in Atherton, in einem Haus mit einem riesigen Garten, und sie hatten tolerante Eltern, die es mit Nachsicht ertrugen, wenn ihre Töchter ab und zu eine große Highschool-Party schmeißen wollten. Niemand hatte was in der Richtung geplant, doch nach dem Turnier artete die Feier in eine Art inoffizielle Siegesparty für Ben aus.
    Alkohol war natürlich verboten. Und natürlich wurde trotzdem getrunken.
    Ben hatte sich zwei Bier gegönnt, hielt sich danach aber zurück. Er hatte seit Beginn der Ringersaison vier Monate zuvor keinen Tropfen Alkohol angerührt; er hatte zehn Pfund abnehmen müssen, um in der 77-Kilo-Klasse antreten zu können. Er fühlte sich beschwingt, aber auch ziemlich erledigt von dem Turnier. Bei einer solchen Kombination waren zwei genüssliche Bier so ungefähr alles, was er meinte, vertragen zu können. Außerdem warfen ihm einige Mädchen eindeutige Blicke zu. Er war mehr daran interessiert, eine von ihnen abzuschleppen, als sich die Kante zu geben.
    Irgendwann kam Ben mit einem superheißen Mädel namens Larissa ins Gespräch, und sie erzählte ihm, dass sie mit Dave Bean Schluss gemacht hatte, dem Typen, mit dem sie seit ewigen Zeiten gegangen war. Es war längst überfällig, sagte sie. Sie war froh. Sie wollte was anderes. Das einzige Problem war, dass sie jetzt nicht wusste, wer sie nach Hause fahren könnte, aber vielleicht …
    »Äh, ja«, erwiderte Ben. »Sag mir Bescheid, wenn du gehen willst.«
    »Wie wär’s mit sofort?«, sagte sie und sah ihm dabei in die Augen.
    Klar.
    Sie waren schon fast an seinem Auto, als es ihm wieder einfiel: Sein Vater hatte gesagt, er solle dafür sorgen, dass Katie um Mitternacht zu Hause war.
    Aber das hieß doch nicht unbedingt, dass er sie nach Hause bringen musste, oder? Er war älter, er konnte schließlich länger wegbleiben. Und das hier war sein großer Abend, der mit jeder Minute größer wurde. Er musste bloß dafür sorgen, dass Katie pünktlich zu Hause war, mehr nicht.
    Er sagte zu Larissa, er wäre gleich wieder da, und schob sich durch das Partygedränge auf der Suche nach Katie. Da war sie, saß mit ein paar Freundinnen zusammen und lachte über irgendwas. Ben ging zu ihr und fragte, ob er sie mal kurz sprechen könnte. Sie stand auf und folgte ihm ein paar Schritte.
    »Wo ist Wally?«, fragte Ben und sah sich um.
    Sie lächelte, vielleicht ein bisschen wissend. »Keine Ahnung. Hier irgendwo. Was ist denn?«
    »Dad hat gesagt, ich soll dich um Mitternacht zu Hause abgeliefert haben, aber ich hab gedacht

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