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Todescode

Todescode

Titel: Todescode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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machte, wollte die Army nicht verraten.
    Auf der Webseite war eine 800er-Nummer angegeben von einer Art Hilfsdienst für Militärfamilien namens Military OneSource. Er wählte die Nummer und wartete. Nach nur einmal Klingeln meldete sich eine Frau.
    »Cherine Nelson, was kann ich für Sie tun?«
    »Hi, mein Name ist Alex Treven«, sagte er, leicht unsicher. »Ich versuche, meinen Bruder Ben zu erreichen. Er ist in der Army, aber ich weiß nicht genau, wo. Es ist ein Notfall.«
    Cherine gab ihm die 800er-Nummer vom Personalzentrum der Army. Alex rief dort an. Ein Mann erklärte ihm, dass er zwar keine genauen Informationen darüber hatte, wo Ben sich aufhielt, aber eine Nachricht an ihn weiterleiten könnte.
    »Wenn Sie nicht wissen, wo er ist, wie wollen Sie dann eine Nachricht an ihn weiterleiten?«, fragte Alex.
    »Möchten Sie eine Nachricht hinterlassen, Sir?«, erwiderte der Mann so nachgiebig wie eine Steinmauer.
    Alex legte auf. Falls es nicht anders ging, würde er später erneut anrufen.
    Es blieb noch eine Möglichkeit. Ben hatte eine E-Mail-Adresse, über die ihre Mom mit ihm in Verbindung geblieben war. Auch Alex hatte sie benutzt, um ihn auf dem Laufenden zu halten, als sich der Zustand ihrer Mom verschlechterte, und auch, um ihn nach ihrem Tod über Nachlassangelegenheiten zu informieren. Das war mehr als sechs Jahre her, und selbst wenn die Adresse noch gültig war, wusste er nicht, ob und, wenn ja, wie oft Ben nachsah, ob er Post hatte. Trotzdem, ein Versuch konnte nicht schaden.
    Er klickte auf »E-Mail schreiben« und tippte Bens Yahoo-Adresse ins »An«-Feld ein. Er überlegte kurz und gab dann als Betreff »Notfall« ein. Er ging mit dem Cursor nach unten ins Schreibfeld und schrieb:
    Ben, gestern Nacht ist jemand in unser Haus eingebrochen und hat versucht, mich umzubringen. Zwei Leute, mit denen ich zu tun hatte, wurden bereits umgebracht. Ich bin nicht paranoid, und ich denke mir das nicht aus. Ich brauche deine Hilfe. Bitte ruf mich an, sobald du kannst. Alex.
    Er gab seine Handynummer an und klickte auf »Senden«. Er wartete einen Moment, sah dann im Posteingang nach. Keine Bounce-Meldung. Okay, die Adresse war also noch gültig. Aber würde Ben auch regelmäßig reinschauen? Und wenn ja, würde er tatsächlich anrufen?

13 Scheiß-Déjà-vu
    Ben saß in seinem Hotel in Ankara vor dem Fernseher und schaute CNN , als sein Handy summte. Er sah aufs Display, rechnete mit einer Nachricht von Hort. Stattdessen war es eine E-Mail. Von Alex.
    Er runzelte verwundert die Stirn. Er konnte sich nicht mal mehr erinnern, wann er zuletzt etwas von seinem Bruder gehört hatte. Der Nachlasskram war längst erledigt. Ihm fiel kein Grund ein, warum er sich bei ihm melden sollte. Sie hatten ein paar Cousinen, eine Tante … war vielleicht jemand gestorben?
    Er öffnete die E-Mail und las die Nachricht, dann las er sie erneut. Er klappte das Handy zu und schüttelte den Kopf.
    Es war genau das Gleiche wie damals an der Highschool, der gleiche alte Mist. Alex hatte irgendwas angestellt, und jetzt sollte sein großer Bruder ihn wieder raushauen. Erstaunlich. Scheiß-Déjà-vu.
    Oder aber es war falscher Alarm, was er für wahrscheinlicher hielt. Für Ben war Alex’ Behauptung, nicht paranoid zu sein, der Beweis des Gegenteils.
    Und darum konnte er ihn mal kreuzweise. Wenn Alex wirklich seine Hilfe wollte, hätte er sich anders ausdrücken sollen. Zum Beispiel so: »He, Ben, tut mir leid, dass ich mein Leben lang so ein selbstgefälliges Arschloch gewesen bin. Es war unfair von mir, dich für alles verantwortlich zu machen, was in unserer Familie passiert ist. Ach ja, und undankbar bin ich auch.«
    Er stand auf und starrte das Telefon an. »Hörst du mich?«, sagte er laut. »Ich hab hier eine Lektion fürs Leben für dich, kleiner Bruder. Bitte nicht die Hand, die du beißt, dich zu füttern.«
    Er begann, auf und ab zu laufen. Für wen hielt der kleine Super-Crack sich eigentlich? Nicht ein Wort in sechs Jahren, und dann bittet er ihn per E-Mail um einen Gefallen? Nicht mal
Hallo Ben, wie geht’s dir
?, nein, bloß schnell zur Sache.
Ich brauche deine Hilfe, also ruf mich an.
War Ben etwa sein Diener? Eine Art Putzdienst, der auf Abruf bereitstand, um die Sauerei aufzuräumen, die sein Scheißbruder hinterlassen hatte?
    »Weißt du was?«, sagte er. »Ich helfe dir. Aber du bezahlst mich dafür. Ja, du bezahlst mich. Bedienstete bezahlt man schließlich. Oder hältst du mich etwa für deinen Sklaven? Glaubst

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