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Todescode

Todescode

Titel: Todescode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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sprang vor, rammte seinen Körper in den Glatzkopf hinein und klemmte so seinen rechten Arm ein. Er tastete nach dem Handgelenk des Typen, riss gleichzeitig den linken Ellbogen hoch und schlug ihn krachend gegen die rechte Schläfe des Mannes. Ein befriedigendes Knacken ertönte, und die Zigarette flog durch die Luft. Ben packte das Handgelenk und landete einen weiteren harten Ellbogentreffer, was den Typen ins Wanken brachte. Der Glatzkopf versuchte jetzt, sein Handgelenk frei zu bekommen, entweder weil er eine Waffe gegriffen hatte oder bloß, um seine ungeschützte rechte Seite abzuschirmen. Was von beidem, wusste Ben nicht, und er würde auf keinen Fall loslassen, um es rauszufinden. Sie drehten sich, und der Typ befand sich jetzt zwischen Ben und der Wand. Ben machte einen halben Schritt zurück und verpasste ihm einen Kopfstoß ins Gesicht. Dann ging er in die Knie, knallte ihm seine linke Schulter ins Brustbein und schob mit voller Wucht seine ganzen fünfundachtzig Kilo hinterher. Er rammte ihn, wie er früher Blocking Dummies beim Footballtraining oder zurückweichende Quarterbacks gerammt hatte, nagelte ihn gegen die Wand, presste ihm die Luft aus der Lunge. Er landete einen weiteren Ellbogentreffer, dann noch einen. Plötzlich wurde der Typ ganz schwer, und Ben merkte, dass ihn nichts mehr aufrecht hielt außer Ben und der Wand dahinter. Blut schoss ihm aus der Nase, und er hatte die Augen nach oben gedreht.
    Ben riss dem Typen den rechten Arm vom Körper weg, nur für alle Fälle, und trat einen vorsichtigen Schritt zurück. Der Typ fiel in sich zusammen wie ein nasser Sack. Es war noch immer alles mucksmäuschenstill – ein Effekt, der sich, wie Ben wusste, Gehörabschaltung nannte und der durch Adrenalin ausgelöst wurde. Adrenalin bewirkte auch noch eine weitere Abschaltung, eine visuelle, einen Tunnelblick, der zum Teil durch einen Hyperfokus auf eine aktuelle Bedrohung ausgelöst wird. In der Ausbildung brachten sie einem bei, reflexartig die Umgebung abzusuchen, was Ben jetzt tat. Und so sah er, wie ein weiterer Typ in einer dunklen Jacke aus einer braunen Limousine stieg, die zwei Fahrzeuge von Alex’ Wagen entfernt parkte. Dieser Typ trug auch eine Sonnenbrille und war mindestens so kräftig gebaut wie der erste. Er hatte schon einen Arm unter seiner Jacke und zog ihn gerade wieder raus, und Ben dachte
Scheiße, Scheiße, Scheiße …
    Die Pistole des zweiten Typs kam zum Vorschein. Ben hechtete nach links und duckte sich, zog im Sprung seine Glock. Der Schuss des anderen zischte über ihn hinweg. Ben feuerte ihm drei Kugeln in die Brust, ehe er ein weiteres Mal abdrücken konnte. Der Typ brach zusammen. Ben nahm rechts von sich eine Bewegung wahr – der Erste war wieder zu sich gekommen. Ben fuhr herum und schoss ihm zweimal in den Kopf. Er wirbelte wieder nach links und sah, dass sich der zweite Typ, der auf dem Rücken lag, noch bewegte, die Pistole nur wenige Zentimeter von seiner Hand entfernt. Ben richtete das Visier der Glock auf ihn und näherte sich ihm. Von wegen keinen Lärm machen. Er schätzte, dass ihm eine halbe Minute blieb, ehe er sich verdrücken musste.
    »Kto vy?«
, fragte er auf Russisch. Wer bist du?
    Der Typ antwortete nicht. Die Sonnenbrille war ihm vom Kopf geflogen, und er sah Ben mit einem Ausdruck gequälter Überraschung an, als würde er nicht ganz begreifen, wie das alles passiert war.
    Ben kickte die Pistole weg.
»Kto vy?«
, sagte er wieder.
    Noch immer keine Antwort. Blut breitete sich auf dem Zementweg unter dem Oberkörper des Mannes aus. Ben hörte ein merkwürdig gluckerndes Geräusch und begriff, dass die Lunge des Typs kollabiert war.
    »Wenn du mir sagst, wer du bist, ruf ich einen Rettungswagen«, sagte Ben.
    Der Typ gab ein schwaches Lachen von sich, das in ein gurgelndes Husten überging.
    Na schön. Er war in solchen Situationen nie ein besonders guter Lügner gewesen. Er schaute sich um. Niemand zu sehen.
    »Do svidanija«
, sagte Ben und schoss ihm eine letzte Kugel in die Stirn. Der Körper erbebte einmal, als hätte er einen Stromstoß bekommen, und dann war die Steifheit einfach aus seinem Körper verschwunden. Zurück blieb eine träge Masse, die vor einem Moment noch ein Mensch gewesen war.
    Ben ging in die Hocke und durchsuchte die Taschen des Toten. Du meine Fresse, eine Brieftasche. Er zog sie heraus und dachte
Halleluja
. Er sah bei dem anderen Typen nach, und der hatte auch eine.
Das war ja wie Weihnachten und Geburtstag zusammen

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