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Todescode

Todescode

Titel: Todescode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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Wal-Mart-Tüte. »Eins nach dem anderen. Mützen aufsetzen.«
    Alle drei setzten sich die Mützen auf. Ben streifte auch seine Handschuhe über. Eine leichte Verkleidung war unauffälliger, wenn es draußen kalt war.
    Sie stiegen aus und gingen los, blinzelten in die grellen Streifen Morgenlicht, die durch die Lücken zwischen den Gebäuden fielen, an denen sie vorbeikamen. Die Manhattan Avenue hätte keinen unpassenderen Namen haben können: Es war eine stille, von Bäumen gesäumte Straße, an der ein paar kleine bescheidene Mietshäuser und ein Waschsalon standen – Überreste aus der Zeit, als das funkelnde Hotel und der Bürokomplex noch nicht gleich nebenan hochgezogen worden waren. Ben ging voraus durch den Haupteingang ins Hotel, wobei er den Blick nach links und rechts schweifen ließ. Er entdeckte keinerlei Probleme.
    Ein silberhaariger Mann in einem anthrazitfarbenen Anzug, der an der Rezeption stand, winkte Alex zu.
    »Hallo, Alex. Nett, Sie wiederzusehen. Frühstücken Sie heute hier?«
    »Hi, Tracy, nein, ich wohne bei euch. Hab die Handwerker im Haus.«
    Der Mann lächelte. »Schön, dass Sie unser Gast sind.«
    Sie gingen weiter.
    Ben war fassungslos. »Wer zum Teufel war das denn?«, fragte er.
    »Tracy Mercer. Der Hotelmanager.«
    »Du kennst den Hotelmanager?«
    »Ich habe hier öfter mal Geschäftsessen.«
    Ben fragte sich, wie jemand, der so helle war, gleichzeitig so ein Riesendummkopf sein konnte. »Hab ich dir nicht gesagt, du sollst dich irgendwo einquartieren, wo dich keiner kennt?«
    »Ja, schon, aber …«
    Ben schüttelte den Kopf. »Vergiss es«, sagte er. War Alex ein Volltrottel? Hatte er einen Todeswunsch?
    Sie gingen zu Alex’ Zimmer, und während Alex seine Tasche packte, blickte Ben zum Fenster hinaus auf den Highway und die gigantische Ikea-Niederlassung auf der anderen Seite. Nichts davon war in Bens Kindheit da gewesen. East Palo Alto war damals eine Art Sperrgebiet, es sei denn, du wolltest Pot kaufen, und selbst dann gingst du nicht hin, wenn es dunkel war. Die Zeiten hatten sich geändert. Er war erstaunt, wie selbstverständlich Alex sich so ein luxuriöses Hotel leisten konnte. Das Zimmer kostete bestimmt locker vierhundert Dollar die Nacht, und Alex nutzte es als Unterschlupf, ohne sich wegen der Rechnung Gedanken zu machen. Es war fast komisch, wie unterschiedlich ihre wirtschaftlichen Verhältnisse waren. Klar, Bens Hälfte vom Erbe ihrer Eltern war nicht unerheblich, aber er rührte das Geld nicht an. In seinem Kopf existierte es lediglich als allerletzte Versicherungspolice, falls ihm in seinem Job irgendwann mal das Wasser bis zum Hals stand.
    Sie fuhren wieder hinunter in die Lobby. Sarah sagte: »Ich müsste mal.«
    In Bens Kopf schrillte ein Alarmglocke los. »Nein.«
    Sie sah ihn an. »Nein?«
    »Nicht jetzt. Wir sind hier nicht sicher. Wir müssen in Bewegung bleiben. Verkneifen Sie sich’s.«
    Sie legte den Kopf schief und durchbohrte ihn mit den Augen. »Wie lange?«
    Er hätte am liebsten erwidert
Bis ich sage, Sie dürfen, verdammt noch mal
. Stattdessen sagte er: »Zehn Minuten. Schaffen Sie das?«
    Sie antwortete nicht, und er fasste das als Ja auf. Menschenskind, er konnte förmlich sehen, wie ihr Rauch aus den Ohren quoll.
    Tja, ihr Pech. Er wollte noch einmal an Alex’ Wagen vorbei, und da hätte es ihm gerade noch gefehlt, wenn sie auf die Damentoilette verschwinden, sich ein Handy borgen und jemanden darüber informieren würde, was Sache war.
    Alex warf einen Blick durch die Lobby – diesmal keine Spur von dem Hotelmanager –, und sie gingen zurück zu Bens Wagen, wobei Ben auf dem ganzen Weg wieder Ausschau nach möglichen Gefahren hielt. »Fahr du wieder«, sagte Ben zu Alex. »Auf der anderen Seite von der I-101 ist ein Starbucks. Da kann Sarah aufs Klo gehen. Wartet dort auf meinen Anruf. Ich geh in der Zwischenzeit auf den Hotelparkplatz und schau mich noch mal um.« Bis sie am Starbucks wären, würde es auch nichts mehr ausmachen, wenn die Frau heimlich jemanden anrief.
    »Meinst du, das ist eine gute Idee?«, fragte Alex.
    »Ich bezweifele, dass jemand da ist«, sagte Ben. Aber früher oder später, das wusste er, würde irgendwo jemand lauern. Entweder an Alex’ Wagen oder vor der Kanzlei oder bei ihm zu Hause. Oder am Wagen der Frau. Oder bei ihr zu Hause. Und jeder dieser Punkte für einen Hinterhalt bot auch die Chance für einen Gegenangriff.
    Alex und Sarah fuhren davon. Ben zog die Mütze tief ins Gesicht und ging zurück zum

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