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Todescode

Todescode

Titel: Todescode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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vermissen, machte sie für ihn nur noch verdächtiger.
    Es war hochriskant, sie jetzt mitzunehmen, aber er hatte eigentlich keine andere Wahl. Er hatte gesehen, wie Alex sie ansah, und es war offensichtlich, dass der Idiot in sie verknallt war. Na ja, verdenken konnte er es ihm nicht. Er musste zugeben, dass sie attraktiv war. Aber Menschenskind, sie war eine ganz schöne Nervensäge. Er hätte sich das über den Iran verkneifen sollen; so was konnte sie nur hellhörig machen. Aber Scheinheiligkeit in Kombination mit Naivität ging ihm unweigerlich auf den Geist.
    Und die Bemerkung über die Operation in Istanbul gefiel ihm ganz und gar nicht. Klar, die Sache war in allen Nachrichten gewesen. Sie war Iranerin, sie war politisch interessiert, natürlich hatte sie das mitgekriegt. Aber trotzdem.
    Jedenfalls würde er Alex aus diesem Schlamassel rausholen, wieder einmal. Nicht dass Alex es verdient hätte, aber Ben würde es trotzdem tun, weil er nun mal so war, auch wenn Alex das nicht sehen wollte. Und jetzt hatte sein kleiner Bruder ihm auch noch die Frau aufs Auge gedrückt. Herrje, er hätte es kommen sehen müssen. Das war typisch Alex: ihn anlocken, ihn dazu bringen, dass er sich engagierte, und dann sagen:
Ach ja, da wäre noch eine Kleinigkeit …
    Alles in allem war die Situation hochgradig beschissen, aber einen, wenn auch winzigen Vorteil hatte die Sache. Wenn die Frau wirklich für die andere Seite arbeitete, könnte er sie für die Weiterleitung falscher Informationen nutzen – sozusagen als unwissentliche Doppelagentin. Er würde höllisch aufpassen müssen, weil sie auch jede Menge korrekte Informationen weitergeben könnte – ihren jeweils aktuellen Aufenthaltsort zum Beispiel –, aber wenn er diesen Nachteil in den Griff bekäme, könnte er sie vielleicht dafür benutzen, ihre Leute in einen Hinterhalt zu locken. Er fing an, darüber nachzudenken, wie.
    Er hatte Alex angewiesen, zum Wal Mart auf dem Showers Drive in Mountain View zu fahren. Ben suchte für sie drei Wollmützen aus. Sarah wollte wieder wissen, warum.
    »Damit wir ein bisschen schwerer zu erkennen sind und man sich ein bisschen schlechter an uns erinnern kann. Nur für alle Fälle. Haben Sie ein Problem damit?«
    »Ich frag ja bloß«, sagte sie, »oder muss ich fraglos gehorchen?«
    Ben warf ihr eine Mütze zu. »Sie müssen bloß gehorchen.«
    Er bezahlte die Mützen und kaufte auch noch ein Prepaidhandy. Auf dem Weg nach draußen gab er die Nummer in seinem Handy als Kurzwahl ein. Er gab Alex das Gerät. »Das ist für den Fall, dass ihr mich anrufen müsst, und damit ich euch erreichen kann. Nicht für andere Zwecke, nicht für andere Anrufe. Verstanden?«
    Sie nickten.
    Als sie von der I-101 an der Ausfahrt University Avenue, die sie zum Hotel bringen würde, abfuhren, sagte Ben: »Fahr nicht auf den Hotelparkplatz. Bieg in die nächste rechts, Manhattan Avenue, und park dort.«
    »Wieso?«, fragte Alex.
    »Die kennen deinen Wagen und ihren Wagen. Ich will nicht –«
    »Meine Name ist Sarah«, sagte Sarah und drehte sich zu ihm um. »Benutzen Sie ihn. Hören Sie auf, über mich zu reden, als wäre ich nicht da. Das ist unhöflich.«
    Herrgott.
»Na, ich will nicht unhöflich sein.«
    »Nein, Sie wollen offenbar doch unhöflich sein, sonst wären Sie es ja nicht. Weshalb ich Ihnen sage, Sie sollen es bleibenlassen.«
    »Ja, Ma’am.«
    Sie schüttelte leicht den Kopf und drehte sich dann wieder nach vorn. Na schön, vielleicht ging er zu grob mit ihr um. Er wusste nicht mal genau, warum. Es war nicht unbedingt hilfreich, wenn er sie benutzen wollte, um dem Gegner eine Falle zu stellen, vorausgesetzt, sie spielte überhaupt für die andere Seite. Sie brachte ihn einfach auf die Palme. Er hatte schon an Alex genug zu tragen, er wollte sich nicht auch noch sie aufladen.
    »Die kennen deinen Wagen und Sarahs Wagen«, sagte Ben. »Ich will dafür sorgen, dass der hier sauber bleibt.«
    Sarah blickte ihn erneut an. »Sie glauben, im Hotel wartet jemand?«
    »Ich bezweifele das. Aber wie Alex schon sagte, ich hab ihn dort ausfindig gemacht. Das könnte auch jemand anderem gelungen sein. Falls ja, wird er wahrscheinlich an Alex’ Wagen warten. Niemand kann ewig in der Hotellobby herumsitzen, ohne aufzufallen. Deshalb halten wir uns vorläufig von Alex’ Wagen fern und gehen vorsichtig rein, nur für alle Fälle. Capito?«
    Sie nickte und wandte sich ab. Alex sagte: »Was soll das heißen, ›vorläufig‹?«
    Ben öffnete die

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